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(04.08.2022, 18:28)Skeptiker schrieb: [ -> ]Glaube ich nicht.DIe paar Reiche haben auf den Konsummarkt keinen so großen Effekt.

Z.B. LVMH macht einen Umsatz von 64 Mrd. USD und das ist nur einer von vielen. Hast du denn irgendwelche konkreten Zahlen oder ist das nur Bauchgefühl?
(04.08.2022, 10:46)jf2 schrieb: [ -> ]Warum nicht die Ursache bekämpfen (die Zinspolitik der EZB) .

Sie diskutieren in dem Video doch die Zinspolitik der EZB Wonder
(04.08.2022, 18:28)Skeptiker schrieb: [ -> ]Ich hätte jetzt geglaubt, die hätten die Zahlen jetzt statistisch bearbeitet, um eine Art "bereinigte Inflation" zu erhalten.
Ich bin sicher, man kann durchaus eine Analyse machen, wie viel % der Preise durch die Energiekoste kommen und das kann kompensieren.

Die Definition von Kerninflation ist die Inflationsrate ohne den Beitrag von Energie und Nahrungsmittel.
https://www.inflationsrate.com/kerninflation/


Wie willst Du eine "bereinigte Inflation" entsprechend Deinen Vorstellungen mit komplett heraus gerechneten
Energieinflationskosten erhalten?

Einfach mal als Beispiel - Du bringst Dein Auto in die Werkstatt. Die Rechnung ist höher als letztes Jahr. 
Wie hoch ist der Anteil der Mehrkosten für Energie in der Differenz zu letztem Jahr?

Werkstatt hat höhere Stromkosten für Licht, Werkzeuge, Hebebühne, Material, Einweghandschuhe.

Die Ersatzteile sind für die Werkstatt auch teurer geworden - die Mehrkosten werden weitergegeben -
ggfs. mit Aufschlag um selbst auch ein paar Cent, Euro mehr zu verdienen.

Also warum ist das Ersatzteil teurer geworden - weil der Spediteur mehr gekostet hat - höhere Spritpreise, höhere
Instandhaltungskosten (Werkstattkosten!....), höhere Kosten für Strom in der Firmenzentrale (Licht, Kühlschrank,
Klimaanlage), höhere Personalkosten, etc.pp.

Damit ist das ganze nicht zu Ende - das Ersatzteil wurde ja hergestellt - die Rohstoffe dafür wurden gefördert -
Stahl, Kunststoffe wurden hergestellt, transportiert,etc. pp.

An jeder Stelle wurde was draufgehauen weil die Energie teurer ist - bei der Förderung der Rohstoffe,
der Weiterverarbeitung zu Stahl, Kunststoff, sonstwas - Strom, Benzin, Diesel, Öl für Geschäftsgebäude,
Lager, Transport für Anlieferung und Versand, etc. pp. 

Deine Rechnung ist 100 Euro höher - wie hoch ist der Energieanteil der herausgerechnet werden kann?  Insgesamt?

Wieviel rechnest Du Zum Beispiel bei den Einweghandschuhen die auch paar Cent teurer geworden sind und von
Deinem Werkstattmeister genauso benutzt werden wie vom Fabrikarbeiter die Energiekosten heraus?
(-> müsstest Du auch wieder die höheren Energiekosten für Herstellung, Transport, Lager, Gebäude beim
Handschuhhersteller heraus rechnen)

Am Ende ist das ein unüberblickbarer Rattenschwanz - vor allem auch deshalb weil nicht jeder seine Energiekosten
oder sogar Energiemehrkosten ausweist oder aufschlüsselt. Die fliessen in die Fixkosten, Allgemeinkosten, etc.
mit rein und werden auch nicht aufgeschlüsselt. Normalerweise bekommst der jeweilige Käufer einen Nettopreis
und einen Bruttopreis - wie der zustande kommt weiß nur der Verkäufer, Händler, Mitarbeiter der den Preis kalkuliert hat.


Deswegen ->
Die Definition von Kerninflation ist die Inflationsrate ohne den Beitrag von Energie und Nahrungsmittel.

Die Formel zur Berechnung der Kerninflation lautet:
[(aktueller Verbraucherpreisindex ohne Energie und Nahrungsmittel / Verbraucherpreisindex ohne Energie und Nahrungsmittel Vorjahresmonat) • 100] – 100
https://www.inflationsrate.com/kerninflation/#Formel


Am Ende ging es ja um die Nicht-Wirkung der Zinserhöhungen bei Energiepreis getriebener Inflation
Stimmt halt nicht - wie schon gesagt - höhere Zinsen - geringere Nachfrage - geringere Produktion -
weniger Dienstleistung - Entlassung von Mitarbeitern - geringere Kosten - geringere Kerninflation oder
sogar geringere Preise (Angebotsüberhang -> Deflation)

Kerninflation geht runter auch wenn Energie nicht billiger wird (weil die OPEC das Angebot verknappt
oder die Psychologie die Preise treibt) aber auch hier kann der Preis bei Wirtschaftsabschwächung sinken.
Beim Öl war das schon der Fall. Bei Gas wegen Ukraine-Krieg und künstlicher Verknappung durch
Russland nicht.

Wenn die Zinserhöhungen Wirkung zeigen und sich die Wirtschaft abschwächt geht normalerweise auch
die Inflation runter - das heißt die Preise steigen nicht weiter - bedeutet nicht das die Preise überall
auf das Niveau von vor ein oder zwei Jahren runter gehen (das wäre dann Deflation).

Bei Energiepreisgetriebener Inflation wirken Zinserhöhungen vielleicht nicht so stark und vielleicht auch
verzögert - aber normalerweise wirken sie auch dann.

[Bild: fut_image.ashx?cl_w1_s.png&rev=637952309605428171][Bild: fut_image.ashx?qa_w1_s.png&rev=637952309605428171]
[Bild: fut_image.ashx?rb_w1_s.png&rev=637952309605428171][Bild: fut_image.ashx?ng_w1_s.png&rev=637952309605428171]
[Bild: fut_image.ashx?ho_w1_s.png&rev=637952309605428171]
(04.08.2022, 18:59)saphir schrieb: [ -> ]Sie diskutieren in dem Video doch die Zinspolitik der EZB Wonder

Ich fragte ja nur weil (deine?) Idee ja war mal die Steuern zu erhöhen. Die Steuern sind ja nun aber nicht die Ursache der Inflation.
(04.08.2022, 23:30)boersenkater schrieb: [ -> ]Wie willst Du eine "bereinigte Inflation" entsprechend Deinen Vorstellungen mit komplett heraus gerechneten
Energieinflationskosten erhalten?

Man kann sowas sicher auf makroökonomischer Ebene (VWL) rechenen. DieRechnung wäre dann: Wie groß ist die in der gesamten Volkswirtschaft verbrauchte Energiemenge und wie groß ist der durchschnittliche Preisanstieg der Energieträger. Das Multipliziert ergibt eine Geldsumme und die kann man ins Verhältnis zur Inflation setzen und damit einen Anteil berechnen. Ich denke ein Budesamt für Statistik oder entsprechende Landesbehörden sollten so eine Rechnung durchführen können (also über die Ausgangsdaten verfügen).
(05.08.2022, 01:15)jf2 schrieb: [ -> ]Ich fragte ja nur weil (deine?) Idee ja war mal die Steuern zu erhöhen. Die Steuern sind ja nun aber nicht die Ursache der Inflation.


Doch teils schon. Also höhere Steuern könnten die Inflation eindämmen.



Z.B. ging ja vor einer Weile durch die Presse, dass Große Unternehmen die Grunderwerbssteuer drücken und die Spekulationsfrist reduzieren können:

Zitat:Wird die Objekt-GmbH wiederum von einer Holding-GmbH gehalten, fallen auch bei einer Veräußerung der Objekt-GmbH unabhängig von der Haltedauer nur 1,5 Prozent Steuerbelastung auf den Veräußerungsgewinn an. Dieser "Share Deal" hat zusätzlich noch den Charme, dass man bei einer Veräußerung von weniger als 90 Prozent der Anteile auch die komplette Grunderwerbsteuer sparen kann.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/i...-1.5407921
Dadurch spekulieren Immobilienunternehmen auch gerne mit bebauten Grundstücken und treiben damit den Kaufpreis, Miete und die Inflation an. Wurde vor ein paar Jahren meine ich intensiver diskutiert bzw. von z.B. den Linken gefordert Ausnahmen abzuschaffen.

Oder gleich in einer Holding per Zusammenfassung in eine Immobiliengesellschaft Grunderwerbssteuer umgehen:
Zitat:Private Immobiliengesellschaften können faktisch komplett steuerfrei übertragen werden
Die Grundsteuer liegt in Deutschland nur bei einem Bruchteil der Belastungen, wie sie in vielen westlichen Ländern üblich sind, etwa den USA, Kanada, Frankreich oder Italien.



Oder Steuerschlupflöcher schliessen, Subventionen abbauen und Steuern erhöhen:

Zitat:
  • Staaten können zur Abmilderung von Inflation ihre Ausgaben besser kontrollieren. Förderungen und Subventionen werden gekürzt.
  • Zudem kann der Staat mit höheren Steuern und rechtlichen Einschränkungen bei privaten Investitionen eingreifen.
https://praxistipps.focus.de/inflation-b...men_147232




Zitat:Nichtmonetäre Maßnahmen (hier wieder der Staat)
  1. Kontrolle des Bodens und Liegenschaftenmarktes: Einschränkung privater Investitionen oder Verbot von Zweitwohnungen
  2. Höhere Verbrauchssteuern
  3. Beschränkung des Privatkonsums
http://www.berufliches-gymnasium-kiel.de...-inflation
Wir haben aber keine Inflation weil ein paar Immo-Unternehmen einen Weg gefunden haben die Grunderwerbssteuer zu umgehen (Was der Gesetzgeber übrigens ändern könnte wenn es ihn stören würde). Wir haben zu 50% eine Inflation aufgrund einer (für mich) korrupten und zugleich unfähigen EZB und zu 50% auf Grund gestiegener (zum Teil kriegsbedingt) Rohstoffpreise und Auswirkungen der Corona-Pandemie.
(04.08.2022, 18:49)saphir schrieb: [ -> ]Z.B. LVMH macht einen Umsatz von 64 Mrd. USD und das ist nur einer von vielen. Hast du denn irgendwelche konkreten Zahlen oder ist das nur Bauchgefühl?

Das wird ja auch nicht ausschließlich von den Reichen gekauft, oder?

(04.08.2022, 23:30)boersenkater schrieb: [ -> ]Wie willst Du eine "bereinigte Inflation" entsprechend Deinen Vorstellungen mit komplett heraus gerechneten
Energieinflationskosten erhalten?

Man kann berechnen, wie viel Prozent von Inflation statistisch gesehen von den Energiepreisen kommen und diesen Prozentsatz dann, bei Kenntnis der Energiepreise, in der Rechnung ausgleichen.

boersenkater schrieb:Am Ende ist das ein unüberblickbarer Rattenschwanz - vor allem auch deshalb weil nicht jeder seine Energiekosten
oder sogar Energiemehrkosten ausweist oder aufschlüsselt.

Im Vergleich mit einer Rechnung, auf welcher der exakte Betrag ausgewiesen ist, ist das natürlich etwas absurd. Ist es aber wirklich absurder als die Berechnung des BIP oder ähnlicher Kennzahlen aus der VWL?

boersenkater schrieb:Die Definition von Kerninflation ist die Inflationsrate ohne den Beitrag von Energie und Nahrungsmittel.

Diese simple Definition ist sicherlich leichter zu handhaben.
(05.08.2022, 15:42)jf2 schrieb: [ -> ]Wir haben aber keine Inflation weil ein paar Immo-Unternehmen einen Weg gefunden haben die Grunderwerbssteuer zu umgehen (Was der Gesetzgeber übrigens ändern könnte wenn es ihn stören würde). Wir haben zu 50% eine Inflation aufgrund einer (für mich) korrupten und zugleich unfähigen EZB und zu 50% auf Grund gestiegener (zum Teil kriegsbedingt) Rohstoffpreise und Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Doch, auch, das wurde damals öffentlich diskutiert. Es ging darum, dass die Grundstücks-mit-Immobilien-Spekulation die Preise und letztlich auch Mietpreise nach oben treiben. Also die Immofirmen haben das kürzerfristige Halten von diesen Grundstücken mit Immobilien dazu genutzt diese mit Gewinn zu verkaufen. Z.B. auch anstatt diese zu Sanieren oder zu Reparieren. Das hat dazu geführt bzw. führt dazu, dass die neuen Eigentümer mehr Miete nehmen mussten, bzw. genommen haben, um den höheren Kaufpreis wieder rein zu bekommen. Glaube das ist auch z.b. mit den Grundstücken passiert, die die öffentliche Hand privatisiert hatte in Berlin damals und günstig an Immo-Gesellschaften vergeben hat.

Wurde doch groß diskutiert. Wohnungsmieten gehen aber nur zu einem rel. kleinen Anteil in die Inflationsrate ein, deswegen ist das darüber nicht so stark wahrgenommen worden.


Generell könnte man mit einer Steuermassnahme im Grunde jeden Effekt der durch niedrige Zinsen erhöhten Umsatz bzw. Inflation auslöst, wieder zunichte machen. wenn man dies denn tastächlich möchte. Und damit sogar die Staatsfinanzen sanieren.

Bis Corona lief die Schuldenuhr sogar rückwärts, erinnerst du dich? Das war noch eine gute Tat von Angela Merkel, dem Druck nicht nachzugeben und die Höchststeuersätze zu senken.

Im Wohnungsbereich wurde damals z.B. explizit argumentiert, dass man eine Dämpfung des Wohnungsbaumarktes nicht möchte. Und deshalb auch an die Grundstücksspekulation nicht ran gehen möchte. Dieser liefe besser, wenn die Preise steigen. Auch wenn dabei Spekulationsgewinne erzielt werden. Das ist auch nicht völlig von der Hand zu weisen. Treibt aber trotzdem die Preise.


Ich würde nicht zu viel Wert auf die "Die EZB hat nicht mehr alle Tassen im Schrank" Video-dreher im Internet geben. Da sind viele Scharlatane dabei, z.B. dieser Markus Krall.
(05.08.2022, 22:34)Skeptiker schrieb: [ -> ]Das wird ja auch nicht ausschließlich von den Reichen gekauft, oder?

Das ist halt ein Luxusgüterhändler. Klar kaufen primär die die Produkte die es sich leisten können. Aber es sind ja auch nicht nur auschliesslich Produkte von LVMH die Reiche kaufen.

Tesla z.B. hätte ohne die Reichen nicht diese Größe erreichen können. Der Konsum der Reichen ist schon sehr relevant. Und wirkt letztlich ebenso auf die Inflation.