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Normale Version: Erneuerbare Energien - Photovoltaik, Windkraft, Wasserstoff
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Immer wieder spannend: was kostet der Ökostrom aus Sonne und Wind wirklich?
Wenn er der billigste Strom der Welt wäre, müsste ja Deutschland den günstigsten Strompreis in Europa haben. Tatsächlich aber ist es fast der teuerste.

Und was kostet er nun?

(31.08.2023, 19:27)Speculatius schrieb: [ -> ]Immer wieder spannend: was kostet der Ökostrom aus Sonne und Wind wirklich?
Und was kostet er nun?

Da bist du aber einem Betrüger auf dem Leim gegangen. Der Vergleicht die Kosten eines 54 Jahre alten AKWs, also eines  bei dem die Investitionskosten nahezu vollständig abgeschrieben sind, mit eben den Investitionskosten von Erneuerbaren.

Dass für AKWs ebenfalls Stromleitungen benötigt werden und ebenfalls Reservekapazitäten vorgehalten werden müssen, wird dort einfach mal weg gelassen. Nach seiner Rechnung sollten einfach alle aufhören bei allem zu modernisieren und schon wären wir alle reich, genial! Und dann hätten wir auch keinen Gasausfall, auch völlig verkehrt.

Deine Frage ist gut. Aber dann sollte man sie doch so beantworten, dass wir auch etwas damit anfangen können? Also wenn wir bei seinem Vergleich bleiben: Dann müssen wir die Stromkosten von lange abgeschriebenen Anlagen von Erneuerbaren rechnen, also alle Investitionskosten müssen dann raus aus der Rechnung.
#661
Das ist alles eine "Milchmädchenrechnung".

Ich habe es lange Zeit auch für zumindest möglich gehalten, bis mir jemand die Problematik vorgerechnet hat.
Es gibt schlicht keine physikalischen Mittel, die Energie zu speichern, der Flächenverbrauch ist enorm und die Preise hoch.
Es gibt da offenbar eine Lobby, welche über Jahrzehnte einen großartigen Job gemacht hat.

#662
Die Kosten entstehen aber jetzt oder sind schon vor Jahrzehnten abbezahlt.
(31.08.2023, 23:26)saphir schrieb: [ -> ]Da bist du aber einem Betrüger auf dem Leim gegangen. Der Vergleicht die Kosten eines 54 Jahre alten AKWs, also eines  bei dem die Investitionskosten nahezu vollständig abgeschrieben sind, mit eben den Investitionskosten von Erneuerbaren.

Und Du meinst der Strom der AKW war teurer als heute (dieses Jahr kurz vor Abschaltung)? Das Gegenteil ist der Fall, vor 30 Jahren war der Strom deutlich billiger als heute. Auch alle erforderlichen Leitungen um den Strom zu verteilen waren vorhanden.
(31.08.2023, 23:26)saphir schrieb: [ -> ]Dass für AKWs ebenfalls Stromleitungen benötigt werden und ebenfalls Reservekapazitäten vorgehalten werden müssen, wird dort einfach mal weg gelassen. Nach seiner Rechnung sollten einfach alle aufhören bei allem zu modernisieren und schon wären wir alle reich, genial! Und dann hätten wir auch keinen Gasausfall, auch völlig verkehrt.

Deine Frage ist gut. Aber dann sollte man sie doch so beantworten, dass wir auch etwas damit anfangen können? Also wenn wir bei seinem Vergleich bleiben: Dann müssen wir die Stromkosten von lange abgeschriebenen Anlagen von Erneuerbaren rechnen, also alle Investitionskosten müssen dann raus aus der Rechnung.

Nein, hat er nicht weggelassen. Deshalb hat er ja auch gesagt, daß man die Kosten für den Netzausbau herausrechnen (bzw. den anderen Stromerzeugungsarten zurechnen) könnte. Es geht hier aber nur um 2,5 ct/kWh, ist also nicht der größte Brocken.

Auch hat er ja tendenziell sinkende Preise für die Erneuerbaren Richtung 21 ct/kWh im Jahre...war es 2035? erwähnt, also Abschreibungen sind da auch berücksichtigt.
Nur bitte: 21 Cent ist immer noch weit über dem, was für die Industrie wettbewerbsfähig wäre. Und das ja auch erst in 10 Jahren, so lange wartet keine Industrie.
Also er fängt so an dass er immer wieder davon redet, dass immer günstige Kosten der EE "vorgeworfen" werden würden. Warum denn vorgeworfen? Klingt nach negativem Framing, also Günstig und Vorwurf, günstig soll negativ klingen. 

Dann macht er keine Quellenangaben in der Beschreibung, zumindest hab nur welche zu Werbeartikeln gefunden.

Dann zur Preisermittlung, da greift er willkürlich ein paar Ausschreibungen raus, es gab aber mittlerweile Ausschreibungen mit 0-cent Geboten, also völlig ohne feste Vergütung. Die nennt er nicht. Und es gab auch Gebote wo verpflichtend zusätzlich Naturschutzmaßnahmen vom Betreiber durchgeführt werden. 

Dann verweist er auf ein Dokument vom wissenschaftlichen Dienst, mittlerweile hab ich sogar das Dokument gefunden. https://www.bundestag.de/resource/blob/8...f-data.pdf  Da behauptet er der WD bemängelt das gleiche wie er, nämlich die reine Betrachtung der Gestehungskosten die immer nur verwendet werden würden. Das stimmt ja so nicht, selbstverständlich werden nur bei speziellen Betrachtungen die reinen Gestehungskosten benutzt, im Allgemeinen spielen die Integrationskosten bei der Betrachtung eine sehr große Rolle. Da tut er so, die anderen seien ja doof nur er und der wissenschaftliche Dienst wüssten, dass es anders ist.

Nun gehe ich seine Punkte durch:

1. Dann geht's zu den Redispatchmassnahmen. Da ermittelt er aus dem Bericht zu den Netzanpassungen 4.2 Mrd. EUR. Und teilt dies durch die erzeugten EE-Kwh und erhält so 2,4 ct zusätzlich für EE. Er meint Kostendtendenz Redispatch steigend. 

Analysefehler: Ja aktuell mag man das so rechnen können, aber das ganze System wandelt sich. Bis hierher wurden z.B. EE einfach abgeregelt. Das ist natürlich nicht das Ziel. Hier heißt es z.B.:

Zitat:Die Abregelung von Windstrom erfolgt häufig bei hoher erneuerbarer Stromerzeugung, also zu Zeiten niedriger Strompreise. Da diese jedoch üblicherweise nicht 1:1 an die Kundinnen und Kunden weitergegeben werden, besteht kein ausreichender Anreiz, das Verbrauchsverhalten anzupassen. Ab 2025 sollen mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende alle Stromvertriebe zeitvariable Tarife anbieten, doch auch dann blockieren konstant hohe Netzentgelte den Flexibilisierungsanreiz. Um einen solchen Anreiz zu etablieren, ist ein Preissystem erforderlich, das sowohl den Großhandelsstrompreis als auch die Engpasssituation im Netz abbildet. Das kann über lokal differenzierte variable Netzentgelte erreicht werden, die in Zeitfenstern mit viel Windstromerzeugung und Netzengpässen günstiger ausfallen als in Zeiten, in denen kein Engpass besteht.
https://www.agora-energiewende.de/blog/w...-abregeln/

Wie es dann genau gemacht wird weiß ich nicht. Aber wenn z.B. weniger abgeregelt wird, weil durch variable Strombeziehungskosten bei Verbrauchern, diese die Gelegenheiten nutzen, steigt zum einen die Menge der genutzten EE, also die Anzahl der KWh ohne dass dafür eine neue EE-Anlage installiert werden müsste und zum anderen steigt die Menge gerade an billigen EE-Strom für Verbraucher der genutzt werden kann. Es bleiben sicherlich Redispatch-Kosten, aber es gibt auch neuen Nutzen für Verbraucher. Was aber bestimmt nicht passieren wird, dass die simple Abregelung auf Dauer so weiter betrieben wird.

2. Investition in die Stromnetze. 209 Mrd bis 2037. Das rechnet er auf die Jahre und KWh um und erhält so zusätzlich 7,7 ct / KWh. 

Analysefehler: Das ist eine Investition! Deren Nutzen endet nicht 2037, sondern geht viele Jahrzehnte! Das wäre ja so wie wenn einer rechnet: Ich baue ein Haus, das kostet 600.000 und dauert ein halbes Jahr. Huch! Da hab ich ja Wohnkosten  von 100.000 im Monat! Das ist natürlich blanker Unfug.

3. Dann EE-Umlage. Die ist mittlerweile abgeschafft und die Ausgaben sinken jährlich. Die Kosten beliefen sich 2022 auf 33,7 Mrd. und die Börseneinnahmen auf 13,6 Mrd. Er errechnet bei aktuellem Stand zusätzlich 14 ct / KWh. 

Analysefehler: Er wischt die Börseneinnahmen von 13,6 Mrd. einfach weg mit dem Argument, die müssten wir ja auch zahlen. Das stimmt zwar, aber die sind ja schon bei den Gestehungskosten mit drin. Er rechnet die also doppelt als Kosten. Also wenn dann müsste er sie raus rechnen und mit 20 Mrd. anstatt 33,7 Mrd. rechnen. Zudem werden ja die EE-Anlagen beim aktuellen Redispatch abgeregelt, was aber irgendwann deutlich reduziert wird. Also die Börseneinnahmen der geförderten EEG-Einnahmen werden steigen. Langfristig fallen diese Kosten sowieso ganz raus.

So, da ist er nun bei angeblichen 31,6 ct. Aber wie oben beschrieben stimmt das nicht.

Morgen sehe ich mich dann den Rest an.
- 2,5 ct Zusatzkosten für die Backup-Karftwerke, die fallen auf jeden Fal als Zusatzkosten an und die kann man auch nicht rausrechnen.

- 7,7 ct für Netzausbau....tja, kann man leider auch nicht weglassen. Die großen Stromtrassen vom windreichen Norden zum industriereichen aber windarmen Süden wären nicht erforderlich, wenn man im Süden einfach (Kern-)Kraftwerke bauen würde bzw. die dort bereits in Betrieb waren am Netz gelassen hätte.

- EEG: ehrlich gesagt verstehe ich das selber nicht ganz, aber gehen wir mal von den Zahlen der Bundesnetzagentur aus mit netto 20 Mrd. Zusatzkosten und nicht 33 Mrd., bleiben dann aber immer noch knapp 10 ct.

- 2,4 ct Redispatch - wo sollen die denn sinken? Je mehr volatiler Ökostrom desto höher vsl. die Kosten für Redispatch.

Verbleiben dann nach freundlicher Rechnung immer noch 22 bis 23 ct., die den Gestehungskosten hinzuzurechnen sind.

Wie gesagt: wenn es anders wäre, müsste Deutschland mit dem höchsten Sonnen- und Windstromanteil aller EU-Staaten die billigsten Strompreise haben. Wie es tatsächlich ist, wissen wir ja.
ich geh erst mal das Video weiter durch:

4. Gaskraftwerke als "Lückenfüller". Da framet er mit "Notfallkraftwerken". Da nennt er die Differenz von Peakerzeugung während einer Durchschnittwoche zu Verbrauch, da gibt es bereits Überproduktion. Aber die Zahlen verwendet er nicht, sondern eine Zahl aus einem anderen Video demnach angeblich 35 GW an Reservekapazität fehlen. Eine Erklärung bietet er nicht. Auch nicht welches Video das war. Wieder dividiert er die  angeblichen Kosten durch die aktuell eingespeiste EE-Leistung. Was zu einer zusätzlichen Belastung von 2,5 ct / KWh führe. 

Analysefehler: Da gibt es gleich mehrere. EE werden ausgebaut, d.h. die Anzahl der KWh wächst ständig, dementsprechend auch der Nenner der Gleichung. Neben Gaskraftwerksreserven wird es auch Regelenergie aus verschiedenen Speichern geben, Biokraftwerke sind regelbar, Geothermie auch. Import von Strom gibt es auch noch. Und auch hier wieder: Die Gesamt Investition von seinen angeblichen 35 Mrd. nur für Gaskraftwerke, rechnet er auf 8 Jahre. Wieso gerade 8? Keine Info. Wo gibt es da Planungen? Ja die gibt es und zwar hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_gepl...eutschland Nur sind da nicht seine Fantasti 182 Gaskraftwerke, sondern nur 20 Gaskraftwerke aufgeführt. Wie kommt das? Dann läuft so ein Gaskraftwerk nicht 8 Jahre lang, sondern 30 Jahre lang, wieso wird die Investition auf 8 Jahre verkürzt? Dann werden da oft keine reinen Gaskraftwerke gebaut, sondern oft Blockkraftwerke, es wird also auch Wärmeenergie erzeugt. .... Wenn dann muss mit den Bereitstellunsgskosten gerechnet werden, also wieviel muss tatsächlich an den Betreiber pro Jahr gezahlt werden. Und nicht welche Kosten der Betreiber der Anlage hat.

5. Verteilernetze hier spricht er von 5 Mrd. Gemeinsam mit dem Ausbau für E-Tankstellen, schlägt er auch auf die Erneuerbaren auf.

Analysefehler: Minimum der bekannte: Es wird nicht die Nutzungsdauer heran gezogen sondern der Investitionszeitraum.

Also grundsätzlich wird nicht so gedacht: "Heute investiere ich und morgen profitiere ich", sondern grundsätzlich: "heute investiere ich, aus". 

Und wie schon geschrieben. Dann führt er eben das AKW Gösgen an und meint die aufgeführten Kosten dort seien "all inklusive". Also ein AKW kommt aus dem nichts, brauche keine Stromnetze, keine Forschung, keine Planung, keine Anschaffunsgkosten, keine Ewigkeitskosten. Auch dass neue AKWs eben viel teurer sind, nichts. Bei EE reitet er nur auf den Investitionen rum und bei einem AKW tut er so, also ob die keine bräuchten. 

Und dann meint er: "Denn, mit der Kernenergie hätten wir den Leitungsausbau+Kohle gar nicht gebraucht." 

Aber: Erstens die paar GW hätten nicht gereicht. Leitungsausbau hätte es für die E-Autos auch gebraucht, wenn auch nicht so viel. Instandhaltungskosten und Modernisierungskosten für die Netze hätte es auch gebraucht. Endlagerkosten, Ewigkeitskosten. 

Also wenn dann fair rechnen, Nutzungszeiten einrechnen, Investitionen bei allem einrechnen, nicht nur bei EE usw.

Keiner behauptet, dass der Umbau billig ist, ich auch nicht.
(01.09.2023, 20:38)saphir schrieb: [ -> ]1. Dann geht's zu den Redispatchmassnahmen. Da ermittelt er aus dem Bericht zu den Netzanpassungen 4.2 Mrd. EUR. Und teilt dies durch die erzeugten EE-Kwh und erhält so 2,4 ct zusätzlich für EE. Er meint Kostendtendenz Redispatch steigend. 

Analysefehler: Ja aktuell mag man das so rechnen können, aber das ganze System wandelt sich. Bis hierher wurden z.B. EE einfach abgeregelt. Das ist natürlich nicht das Ziel. Hier heißt es z.B.:

Das stimmt ja nicht. Seit über 10 Jahren gibt es den Einspeisevorrang für EE. Abgeregelt wird wenn kein Kabel da ist um den Strom zu transportieren.
(02.09.2023, 14:44)saphir schrieb: [ -> ]Keiner behauptet, dass der Umbau billig ist, ich auch nicht.

Und? Haben wir die günstigsten Strompreise der Welt?