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Normale Version: Inflationsthread ab 2021
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(22.12.2021, 00:08)Skeptiker schrieb: [ -> ]Was nützt nominell höherer Lohn, wenn die Kaufkraft +/- 0 bleibt?

Wenn Du +/- 0 kriegst bist Du in einer sehr glücklichen Lage. Die meisten kriegen plus wenig minus viel.
Gerade gelesen:


Zitat:Inflation gefährdet Aktienmarkt
Norwegischer Ölfonds fürchtet Minus-Rendite

Der Chef des norwegischen Ölfonds, Nicolai Tangen, rechnet mit einer lang anhaltenden Schwächephase an den internationalen Finanzmärkten. "Wir bereiten uns auf ein Jahrzehnt mit niedrigerer Rendite vor. Vielleicht wird sie sogar negativ", sagte Tangen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
.....
Die größte Gefahr für die Aktien- und Anleihemärkte sei die Inflation. "Ich glaube, das wird noch viel ernstere Folgen haben, als zurzeit üblicherweise angenommen wird."

https://www.n-tv.de/wirtschaft/Norwegisc...21422.html

Hier sind doch so viele kluge Leute im Forum. Dann kann mir das doch bestimmt mal jemand erklären.
Warum gefährdet die Inflation den Aktienmarkt?
Heißt es nicht immer, bei Inflation soll man Sachwerte haben (wie z.B. Unternehmensbeteiligungen)?
Ich dachte immer, wer in der Inflation Cash hält, ist der Dumme.

Fundi ist jetzt mal weg!

(25.12.2021, 21:06)Speculatius schrieb: [ -> ]Gerade gelesen:



Hier sind doch so viele kluge Leute im Forum. Dann kann mir das doch bestimmt mal jemand erklären.
Warum gefährdet die Inflation den Aktienmarkt?
Heißt es nicht immer, bei Inflation soll man Sachwerte haben (wie z.B. Unternehmensbeteiligungen)?
Ich dachte immer, wer in der Inflation Cash hält, ist der Dumme.

Naja,
Falls die Inflation anhaltend steigt müssen die Zentralbanken mit Zinserhöhung reagieren.
Nun haben sich viele Unternehmen in der Zeit der billigen Zinsen stark verschuldet um mit billigem Fremdkapital während der Nullzinsphase ihre Gewinne zu erhöhen.

Steigen die Zinsen entsteht ein Gewinnrückgang durch die Zinsen, die bezahlt werden müssen.
Gleichzeitig werden Anleger von Aktien auf Bonds wechseln, weil sichere Zinsgewinne risikoärmer sind, als auf steigend Unternehmensgewinne der hochverschuldeten Unternehmen  zu spekulieren.

Insbesondere sehe ich die Gefahr bei amerikanischen Aktien, weil die KGVs dort schon so hoch sind, dass bereits 3% Zinsen zu einem Vorteil der Bonds sorgen werden.

Der Dax ist zumindest im Durchschnitt noch schwer unterbewertet.
Da sehe ich die Gefahr im Moment erst bei 2stelligen Zinssätzen.

Jetzt kann man natürlich darauf spekulieren, dass intelligentes amerikanisches Geld in den Dax flüchtet, wie es schonmal zur Jahrtausendwende der Fall war.

Oder man geht davon aus, dass der Dax vom amerikanischen Rückgang mit nach unten gezogen wird.

Beides möglich.
Wär auch möglich dass die Amis politischen Einfluss auf die FED nehmen und die Zinsen trotz Inflation nicht steigen lassen.

In Europa wo die EZB angeblich unabhängig von der Politik ist, ist sowas momentan eher unvorstellbar.

Aber für wen war es noch vor 3 Jahren vorstellbar, dass Europa nach chinesischem Vorbild seine Bürger trangsaliert?

Mit ein bisschen Panikmache vor dem Zusammenbruch bringen es diese Polit-Typen sicherlich auch fertig dass der Panik-Bürger eine dauerhafte Hyperinflation bei 0 Zinsen akzeptiert! Irony
1. Inflation: dürfte kein grosses Problem sein. So bis 30% pro Jahr, in einzelnen Jahren bis 50% dürfte verkraftbar sein, wurde ja durch unsere Genies mit der Geldpresse ausgelöst. Die Umverteilung von unten nach oben geht einfach dann noch ein bisschen schneller als jetzt schon. Wir Aktionäre profitieren davon indirekt.

2. Hyperinflation: höhere und andauernde Inflation über 50% pro Jahr wird problematisch werden. Es werden dann auch in Europa Menschen verhungern und sie werden obdachlos, Altersrenten kann man vergessen etc. Einzelne Währungen werden kollabieren, vielleicht sogar der Euro. Aber dieses Szenarium stufe ich nicht wirklich als wahrscheinlich ein.

3. Stagflation: viel mehr Angst habe ich vor einer sogenannten Stagflation: hohe Inflation mit tieferer Wachstumsrate, hohe Arbeitslosigkeit und so weiter. Die Leute haben sich langsam an das schöne Geld gewöhnt dass auch ohne Arbeit, ohne etwas zu leisten, ohne etwas zu produzieren schön rein kommt. Das bedeutet Preise werden steigen und es wird weniger geschaffen. Das einzige dass noch rund läuft ist der Staatsapparat, beschäftigt sich selber und produziert immer neue noch unsinnigere Vorschriften. Diese Vorschriften erschweren dass noch etwas neues entsteht dass die Krise beenden könnte.
(25.12.2021, 21:06)Speculatius schrieb: [ -> ]Gerade gelesen:



Hier sind doch so viele kluge Leute im Forum. Dann kann mir das doch bestimmt mal jemand erklären.
Warum gefährdet die Inflation den Aktienmarkt?
Heißt es nicht immer, bei Inflation soll man Sachwerte haben (wie z.B. Unternehmensbeteiligungen)?
Ich dachte immer, wer in der Inflation Cash hält, ist der Dumme.

Im Fall Norwegens geht es mal nicht um die Währung US Dollar/€, sondern um die Norwegische Krone. Und der Wert der Norwegischen Krone hängt mit den Norwegischen Rohstoffen eng zusammen. Bei Inflation flüchtej sich Anleger vermehrt in Rohstoffe, was den Wert der Norwegischen Krone deutlich steigern sollte und dann ist relativ betrachtet der eigene Staatsfonds aus internationalen Aktien natürlich im Keller, denn die steigen nicht mit.

Fundi ist jetzt mal weg!

Hans-Werner Sinns Weihnachtsvorlesung beim IFO Institut
kommt jetzt die Inflation?

Antwort nein, sie kommt nicht sie ist längst da!
Sinn sieht schwarz weil er bei der EZB kein funktionierendes Werkzeug mehr dagegen sieht!

Sehenswerter interessanter Vortrag mit historischen Beispielen.
Sinn wie immer erstklassig. 
(25.12.2021, 21:06)Speculatius schrieb: [ -> ]Gerade gelesen:



Hier sind doch so viele kluge Leute im Forum. Dann kann mir das doch bestimmt mal jemand erklären.
Warum gefährdet die Inflation den Aktienmarkt?
Heißt es nicht immer, bei Inflation soll man Sachwerte haben (wie z.B. Unternehmensbeteiligungen)?
Ich dachte immer, wer in der Inflation Cash hält, ist der Dumme.

Stell dir vor du hast ein Getriebe mit zig Zahnrädern, alles ist geölt und läuft seit Jahren eingeschwungen ohne Probleme.
Und dann schmeißt jemand einen Schraubenschlüssel in das Getriebe. Das ist Inflation.

Langfristig gleichen Aktien die Inflationswerte aus, aber was mittendrin passiert kann keiner vorhersagen.
Für die Entschuldung der Unternehmen ist Inflation vordergründig auch erstmal gut, aber was machen die Geldgeber im Hintergrund? Die verlangen einen Ausgleich + Risikozuschlag auf die "befürchtete Inflation". Schulden werden also abgewertet, aber die Kosten für die Neuverschuldung steigen.

Viele Unternehmen können die Inflation auch nicht 1:1 an den Kunden weiter geben. Je weiter vom Endkunden entfernt in der Wirtschaftskette, umso schwieriger wird es .
Auch die Löhne steigen nicht so stark wie die Inflation. Das dauert lange Zeit bis sich das wieder eingeschwungen hat.

Für uns Privataktionäre ist eine Inflation auch nicht so gut, weil wir auf den nominellen Wertzuwachs unsere Steuern bezahlen und nicht auf den realen Wertzuwachs.
Wenn aus einem 100k Depot nur durch Inflation eine Million wird, dann musst du auf die 900k Steuern zahlen obwohl du nichts gewonnen hast.

Inflation hat nur einen Vorteil für das gesamte System wenn sie vorhersehbar und moderat ist.
Also bis 3% vielleicht. Dann fördert sie die Wirtschaft auch.
(26.12.2021, 05:35)Vahana schrieb: [ -> ]Auch die Löhne steigen nicht so stark wie die Inflation. Das dauert lange Zeit bis sich das wieder eingeschwungen hat.

Das wäre der einzige Grund, den ich erkennen könnte. Wenn die Einkommensbezieher real weniger Geld verdienen und an ihre Ersparnisse ran müssen, Fondssparpläne auflösen usw. und weniger einkaufen, so daß die Unternehmen gestiegene Kosten am Markt nicht durch steigende Preise weitergeben können.

Ob das wirklich so kommt oder aber die Einkommen dank Lohnerhöhung (Stichwort u.a. "The Great Resignation") nicht doch im wesentlichen mit den Preisen mithalten, müssen wir aber erst noch sehen.


(26.12.2021, 05:35)Vahana schrieb: [ -> ]Für uns Privataktionäre ist eine Inflation auch nicht so gut, weil wir auf den nominellen Wertzuwachs unsere Steuern bezahlen und nicht auf den realen Wertzuwachs.
Wenn aus einem 100k Depot nur durch Inflation eine Million wird, dann musst du auf die 900k Steuern zahlen obwohl du nichts gewonnen hast.

Nur, wenn wir die Gewinne realisieren, was wir als Langfrist-Daueranleger und Nichttrader ja alle nicht machen. Irony
(26.12.2021, 10:48)Speculatius schrieb: [ -> ]Das wäre der einzige Grund, den ich erkennen könnte. Wenn die Einkommensbezieher real weniger Geld verdienen und an ihre Ersparnisse ran müssen, Fondssparpläne auflösen usw. und weniger einkaufen, so daß die Unternehmen gestiegene Kosten am Markt nicht durch steigende Preise weitergeben können.

Ob das wirklich so kommt oder aber die Einkommen dank Lohnerhöhung (Stichwort u.a. "The Great Resignation") nicht doch im wesentlichen mit den Preisen mithalten, müssen wir aber erst noch sehen.



Nur, wenn wir die Gewinne realisieren, was wir als Langfrist-Daueranleger und Nichttrader ja alle nicht machen. Irony

Hmmm....

Bei uns gibt es so etwas wie den Ausgleich der kalten Progression. Dabei wird die Progression der Steuern alle paar Jahre um die Inflation bereinigt. Die Inflation wird allerdings in den meisten Ländern sehr seltsam gemessen.
In Deutschland zahlt man den Höchststeuersatz schon ab 4.827€. Da wird nichts mit der Inflation ausgeglichen.


Zitat:Nur, wenn wir die Gewinne realisieren, was wir als Langfrist-Daueranleger und Nichttrader ja alle nicht machen.


Auszuschließen ist das nie.