(23.06.2021, 13:27)Lancelot schrieb: Hi,
alle die ich kenne, die nachhaltig erfolgreich algorithmisch traden machen im Prinzip sowas. Ein dynamisch angepasstes Portfolio von Strategien. Es ist IMO der einzige Weg mit Instationarität umzugehen. Das "ob" ist IMHO trivial. Das "wie" ist spannender.
Was du machst ist im Prinzip eine "Momentum Strategie auf Strategien". Das ist IMHO erstmal ok.
Ich kann und will hier nix verraten, was eigentlich Betriebsgeheimnis ist.
Nur soviel:
1) Das etwas an dem Ansatz nicht ganz optimal ist lässt sich einfach zeigen:
du fütterst alle Strategien mit von dir zufällig generierten Daten. Pure noise! Trotzdem wirst du 25 "Top Strategien" selektieren. Und es ist sogar wahrscheinlich, das die Equity Kurven besser aussehen, als auf deiner Web-Site. Also das darf doch eigentlich schon nicht sein.
2) "Trades" für sich alleine sind IMHO die falsche Metrik um das Bewertungsfenster zu bestimmen.
Es ist schwierig Strategien mit unterschiedlichen Frequenzen zu vergleichen. Das einfach über einen fixen Parameter wie die "letzten x trades" zu machen (unabhängig davon ob Strategie A 25 Monate für 25 Trades gebraucht hat und Strategie B nur eine Woche..unabhängig von der Vol der Strategien.... ) ist IMO der falsche Weg. You are fitting noise! Das wird zwar sehr lange dauern, bis das sichtbar wird.
Also was tun? Du brauchst sowas wie einen "Prior" (im Bayesianischen Sinn) über die Verteilung der Metriken deiner Strategien. Neue Trades erzeugen ein update auf diese Verteilung => Posterior. Gegen diese Verteilung findet dann die Portfoliooptimierung statt die dann letztlich über die Allokation entscheidet.
Wenn das nix für dich ist und das eher weiterhin algorithmisch-heuristisch im Rahmen eines klassischen Momentum Ansatzes stattfinden soll, dann ist das Zeitfenster das du verwendest DER WICHTIGSTE PARAMETER deiner Optimierung, neben der eigentlichen Zielfunktion.
Und wenn es so eine einfache "winners take all, equally weighted" Selektion ist, musst du der Selektion schon auch die Möglichkeit geben "buy and hold" zu wählen!
Da du hier ja nicht anonym unterwegs bist, habe ich dir noch eine PM geschickt.
Gruß
Lance
Hallo Lancelot,
vielen Dank für diese Analysen und Empfehlungen.
Ja, du hast vollkommen recht, es ist tatsächlich eine "Momentum Strategie auf Strategien". Dem liegt also die Annahme zu Grunde, dass ein System, das gut läuft ("Fahrt aufgenommen hat") erst mal eine Weile so weiterläuft ("also keine unerwartete Vollbremsung hinlegt"). Unbekannt ist natürlich, wie weit das Momentum trägt. Aber bei nachlassenendem Momentum steht ja vielleicht schon das nächste Rennauto bereit in das sich umsteigen läßt.
Zu deinen beiden Punkten:
1) diesen verstehe ich nicht ganz, vor allem was du mit "du fütterst alle Strategien mit von dir zufällig generierten Daten" meinst. Ich denke nicht dass ich das tue. Derzeit sind alle Handelssysteme für den DAX als Handelsinstrument entwickelt worden. Das heißt der Input für alle Strategien sind qualitativ hochwertige DAX-Kurse. Im Laufe der Entwicklung kommen Monte-Carlo-Tests hinzu, um die Robustheit zu prüfen. Und wenn die Strategien auf dem Demo-Konto laufen haben sie alle den gleichen Input: nämlich DAX Kurse vom Broker.
2) das weiß ich nicht, ob das so ist. Die Systeme handeln alle im gleichen Time Frame (1H), aber ist es wirklich entscheidend, das gleiche Zeitfenster anzuschauen? Ich sehe es sogar als Teil der Portfolio-Diversifizierung, dass ich Systeme mit unterschiedlicher Tradinghäufigkeit im Einsatz habe.
Hochspannend finde ich, was du über die Untersuchung der Verteilungsfunktion der Metriken meiner Systeme schreibst. Ich denke, das ist der Ansatz, den ich gehen will, auch wenn ich noch nicht hunderprozentig überzeugt bin, dass es notwendig ist. Aber selbst wenn nicht: ich glaube du weist hier den Weg zu signifikanten Verbesserungen des Ansatzes. Das will ich gerne genauer analysieren.
Noch einmal: vielen Dank für diese so hilfreichen Inputs!