Wie Wasserstoff die größten Probleme
von E-Auto-Batterien lösen könnte
Wasserstoff wird neben Batterien die Mobilität der Zukunft bestimmen.
Den deutschen Autobauern wird oft vorgeworfen, dass sie den Trend hin zu alternativen Antrieben
verschlafen haben. Tatsächlich sind die Hersteller mit der Serienproduktion im internationalen Vergleich
spät dran — doch viele Experten sind sich einig, dass die Lücke zu der Konkurrenz noch nicht
zu groß sein sollte, um nicht doch noch geschlossen zu werden.
Vereinzelt schon in diesem Jahr, spätestens ab 2020 werden
immer mehr E-Autos deutscher Hersteller
in Serie produziert. Verbunden mit sinkenden Batteriekosten dürften auch die Verkaufspreise
der Fahrzeuge für den Endkunden in den kommenden Jahren sinken.
Helfen könnten dabei auch Kooperationen untereinander. So berichtete
der US-Nachrichtensender Bloomberg Ende Dezember, BMW und Daimler prüfen unter anderem
eine Zusammenarbeit bei Batterien. Der Weg scheint klar: Batterien werden die Fahrzeuge
mit E-Motor antreiben. Eine andere Technologie ist vordergründig dabei etwas aus dem Rampenlicht
verschwunden, aber nicht vergessen, betont Wolfgang Berger, Automobilexperte bei der
Unternehmensberatung Roland Berger. „Auch wenn der Fokus der Automobilindustrie heute
auf dem Batterie-elektrischen Antrieb liegt, verfolgen die Hersteller mindestens auf kleiner Flamme
auch die Wasserstoff-Technologie weiter, bei der statt Batterien Brennstoffzellen den Strom für
den E-Antrieb liefern“, sagt er im Gespräch mit Business Insider.
Hyundai setzt auf Wasserstoff als Antrieb
Bestätigt wird das beispielsweise vom südkoreanischen Autohersteller Hyundai. Erst im Dezember
gab der Konzern bekannt, dass er die Brennstoffzellenproduktion weiter ausbauen will. Bis 2030 soll
eine jährliche Produktionskapazität von 700.000 Brennstoffzellensystemen aufgebaut werden, hieß es.
Andreas Lübeck, Sprecher von Hyundai Deutschland, erklärt auf Anfrage von Business Insider,
dass dabei besonders der Autofahrer im Mittelpunkt steht. „Das Betanken eines Fahrzeugs mit Wasserstoff
dauert nur wenige Minuten und ist damit vergleichbar mit dem Tankvorgang mit Benzin oder Diesel.“
Bis zu 756 Kilometer soll die Reichweite nach Angaben des Autobauers des seit Sommer 2018
verfügbaren SUV Nexo mit einem Tank betragen — deutlich mehr als bisher verfügbare Autos,
die mit Batterien angetrieben werden.
Experte Bernhart stimmt dem Zeitvorteil beim Tanken von Wasserstoff im Vergleich zum teilweise
stundenlangen Aufladen der Batterie zwar zu, aber „er wird in den nächsten Jahren immer kleiner.
Die Anbieter verfolgen bereits das ‚Ultra-Fast-Charging‘, wodurch sich die Aufladezeit weiter
reduzieren wird — und die Entwicklung geht hier noch weiter“.
Für die Hersteller in Asien, speziell in Japan, gebe es wichtigere Gründe, warum sie
auf die Brennstoffzelle als Antrieb ihrer Autos setzen, so der Experte. „Aus volkswirtschaftlicher Sicht
ist die Wasserstofftechnologie für Japan die richtige Entscheidung.Damit sind sie nicht angewiesen
auf Importe, sondern können rund 95 Prozent der Wertschöpfung im eigenen Land abdecken.
Dieser Faktor spielt bei der Frage, welche Technologie die japanischen Autobauer verfolgen, eine wichtige Rolle.“
„Wasserstoff wird weiter eine wichtige Rolle spielen“
Es ist besonders ein Punkt, der für Wolfgang Bernhart aufzeigt, warum der Antrieb
per Brennstoffzelle auch in Zukunft seinen Platz in der Automobilindustrie finden wird.
„Es gibt schon heute Autozulieferer, die fertige Brennstoffzellen-Systeme aus einer Hand liefern können.
Das ist für mich ein Zeichen, dass Wasserstoff als Fahrzeugantrieb innerhalb der nächsten Jahre
weiter eine wichtige Rolle spielen wird. Noch sind die Preise allerdings zu hoch,
sie werden frühestens in fünf bis sechs Jahren konkurrenzfähig sein“, erklärt er.
Ein Problem,
das auch battertiebetriebene E-Autos kennen.
Teuer ist auch der Hyundai Nexo, der mindestens 70.000 Euro kostet. Dennoch, so Andreas Lübeck
von Hyundai Deutschland, ist die Nachfrage nach dem Modell hoch. Während vom Vorgängermodell,
dem IX35, über mehrere Jahre 150 Stück in Deutschland bestellt wurden, seien es beim Nexo
seit Sommer 2018 bereits mehr als 500, so der Sprecher. Kunden seien besonders Firmen,
Verbände und Behörden — nur wenige private Kunden. Das überrascht Wolfgang Bernhart nicht.
„Der Anteil an Privatpersonen, die sich heute ein Wasserstoffauto kaufen, dürfte äußerst gering sein.
Die Verkaufspreise sind zu hoch und die Tankstellen-Infrastruktur zu schlecht ausgebaut.“
Tatsächlich gibt es derzeit laut der Initiative H2 Mobility Deutschland nur 60 Wasserstoff-Tankstellen
in ganz Deutschland. Die Zahl könnte aber schnell steigen, betont der Experte: „Es arbeiten Firmen
aus verschiedenen Bereichen daran, die Infrastruktur zu verbessern — einerseits beispielsweise Linde
aus der Gase-Branche, andererseits auch Firmen aus dem Ölsektor.
Daher wird die Zahl der Wasserstoff-Tankstellen in den nächsten Jahren wachsen.“
Wasserstoff für Schwerverkehr zu bevorzugen
Mit zunehmend mehr Wasserstoff-Tankstellen und sinkenden Preisen in den kommenden Jahren k
önnte das Interesse der Autofahrer an entsprechenden Autos zunehmen — analog
zu der Entwicklung der Ladestationen und den sinkenden Batteriepreisen. Auch ein weiterer Grund
könnte den Anbietern von Wasserstoffautos in die Karten spielen, gibt Bernhart zu bedenken.
„Die Nachfrage könnte sich erhöhen, wenn weitere Städte oder gar ganze Länder den Betrieb
von Autos mit Verbrenner untersagen. Dann könnte Wasserstoff als weitere Alternative stärker
ins Bewusstsein der Autofahrer vorrücken.“
Vom übergeordneten Trend, dass die Zukunft der Mobilität rein elektrisch sein wird, ist auch
Roland-Berger-Automobilexperte Bernhart überzeugt. Doch dabei werden je nach Fahrzeugart
und Anforderungen sowohl Wasserstoff plus Brennstoffzelle als auch reine Batteriesysteme als
Energiespeicher zum Einsatz kommen, sagt er.
„Besonders für große Autos oder Nutzfahrzeuge eignet sich die Wasserstoff-Technologie. Je mehr
Energie ein Fahrzeug braucht, desto schwerer wird die Batterie. Bei einem Lastwagen mit
Brennstoffzellen-Antrieb ist der Wasserstoff-Tank maximal doppelt so schwer wie bei einem Verbrenner,
während eine entsprechende Batterie schon mehrere Tonnen wiegen würde.“
Damit löst der Antrieb mit Wasserstoff ein wichtiges Problem des Fern- und Personenverkehrs der
Zukunft. Somit scheint die Verteilung klar: Busse, Lastwagen und schwere SUV könnten in Zukunft mit der
Brennstoffzellentechnologie fahren,
während PKW als E-Autos wohl eher auf die Batterie zurückgreifen werden.
Quelle: https://www.businessinsider.de/wie-wasse...nte-2019-1
Ojay