(07.04.2021, 09:16)cubanpete schrieb: Aber das Hauptproblem bei der Grippe ist ja nicht nur die Gefährlichkeit sondern die Resistenz der neuen Mutanten.
Gibt es schon Varianten, die erwiesenermassen gar nicht mehr durch die Impfungen abgedeckt werden? Ich kenne Hinweise auf abgeschwächten Schutz, aber keine völlige Inaktivität. Ich glaube, mit einem solchen Zustand könnte man noch umgehen.
Wenn man mal das große Ganze betrachtet, dann haben wir ja eine Infektionskrankheit, die symptomatisch neben einigen jüngeren Risikogruppen vor allem altersabhängig Probleme macht. Mit steigendem Alter steigt das Risiko, schwerer zu erkranken oder zu versterben, deutlich an. Es gibt sicher auch Todesfälle in jüngeren Patienten, die nicht erkennbar eine das Risiko erhöhende Vorerkrankung hatten, aber das ist doch eher selten. Vermutlich so selten, dass man damit leben kann - man akzeptiert ähnliche Risiken ja auch für andere Infektionskrankheiten in diesen Altersgruppen ohne gleich das ganze Land abzuschliessen. Zur Prävention gegen COVID-19 gibt es inzwischen Impfungen, die bei allen oder zumindest den meisten aktuell bekannten Varianten sowohl die Infektionen selbst als auch die Wahrscheinlichkeit schwerer Verläufe deutlich reduziert.
Wenn man das als gegeben annimmt, dann muss es eigentlich ausreichen, die Risikogruppen und betagteren Bürger zu impfen, um wieder zum normalen Alltag zurückzukehren. Ob man die Schwelle bei 70 oder 60 Jahren legt, kann man ja diskutieren, aber sobald diese Bürger geimpft sind, besteht meines Erachtens keine Gefahr mehr, unser Gesundheitssystem durch anschwellende Infektionszahlen zu überlasten oder die Leichen nicht mehr unter die Erde zu bekommen. Mit den zur Verfügung stehenden Impfdosen sollte dieses Ziel in wenigen Wochen erreichbar sein. Ich halte es für sinnvoll, dann mehr oder weniger zum ganz normalen Alltag überzugehen (Masken zu tragen halte ich für keine unzumutbare Sache in den ersten Wochen danach) und die Impfkampagne fortzusetzen, um eine Grundimmunisierung in einem möglichst großen Teil der Bevölkerung zu erzielen.
Neue Virusvarianten, die aus unerfindlichen Gründen auch Jüngere mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit schwerer schädigen gibt es derzeit nicht. Sollten sie auftreten, müsste man den von mir skizzierten Plan überdenken. Virusvarianten, die den Impfschutz aushebeln, sind sicherlich möglich. Es konnte gezeigt werden, dass etwa der Hälfte der Aminosäuren des Spikeprotein verändert werden können und zumindest die Funktion der Bindung an den Rezeptor dennoch erhalten blieb. Es gibt zusätzlich interessante Ergebnisse aus der Grundlagenforschung, die schon vor Monaten Punktmutationen vorhergesagt haben, die wir aktuell in den Patienten finden. Schlicht und ergreifend, weil sie besser an den menschlichen Rezeptor banden und Zellen effektiver infizieren konnten. Diese Art Studien könnte auch gut geeignet sein, Kombinationen von Mutationen zu erkennen, die den aktuellen Impfschutz wertlos machen aber dennoch hochinfektiöse Virusstämme ermöglichen. Es könnte eine sinnvolle Investition sein, präventiv eine Variation der bestehenden mRNA Impfstoffe gegen solche Varianten zumindest zu entwickeln, um im Falle des Auftretens solcher Varianten gewappnet zu sein. Die Nutzung solcher abgeänderter Impfstoffe wird dann ohne aufwändige klinische Studien möglich sein. Das wurde ja bereits gesagt. Und die etablierten Produktionsstrukturen können problemlos für diese neuen Impfstoffe genutzt werden.