(27.03.2020, 21:27)cubanpete schrieb:Es gibt auch die Daten für Italien: Üblicherweise 1750 Tote pro Tag. Den z-score dieser Website kannst du knicken weil die Daten laut Website zeitverzögert eintreffen - und zwar u.U. um Wochen. Laut Angabe auf dieser Website. Bergamo meldet sieben mal mehr Tote pro Zeiteinheit als im 10 Jahresschnitt. Wie erklärst du das?Zitat:Golvellius schrieb:
Wie viele Leute sterben in Italien normalerweise pro Tag?
Leider gibt es die Daten in Anzahl Leuten nur für ganz Europa, ungefähr 7'500 - 8'000 Personen pro Tag.
In Italien ist die Abweichung zur Zeit beim z-score ungefähr bei +6 Standard Deviation, also nicht wirklich viel. Aber das kann sich noch ändern, die Daten sind ungefähr 10 Tage alt.
https://www.euromomo.eu/index.html
Ganz weg von Italien: Die aktuelle Situation in Strassburg ist trotz irrer Anstrengungen und Zusammenziehen aller verfügbaren medizinischen Kräften schon jetzt eine totale Katastrophe. Es besteht eine Altersgrenze unter der man gar nicht erst an die Beatmung kommt, stattdessen gibt es Sterbebegleitung. 50% der insgesamt verfügbaren Betten mit Beatmungsgeräten könnten in 2-3 Tagen komplett belegt werden, so viel Patienten kommen täglich in die Kliniken. Das Problem ist, dass sie derzeit 10-14 Tage am Gerät bleiben müssten. Wer nicht schon sehr frühzeitig an die Beatmung kommt, stirbt. Strassburg und das ganze Elsass haben keine nennenswerte Luftverschmutzung und kein total kaputtgespartes Gesundheitssystem. Trotzdem sind das die Fakten.
Daraus kann man doch nur ableiten, dass man (i) entweder die schwer Betroffenen ganz prinzipiell aufgibt und der Epidemie freien Lauf lässt, oder dass man (ii) alle Anstrengungen unternimmt, um die Verbreitung des Virus zu unterbinden so lange man dieses Stadium noch nicht erreicht hat. Wir haben in Deutschland das Stadium noch nicht erreicht und durch die Isolationsmassnahmen bei den ersten Fällen u.U. die 2 Wochen Zeit gewonnen, die hier entscheidend sein könnten. Ich unterstütze die Entscheider, die Option (ii) mit Entschlossenheit verfolgen, so lange das Ziel noch erreichbar scheint. Vielleicht gibt es einen Zeitpunkt, an dem man auf (i) umschwenken muss, aber für mich kann das nicht die erste Option sein - auch wenn ich die primär ökonomisch geprägten Argumente verstehe (und akzeptiere), die dafür sprechen!
Rückblickend ist es natürlich auch leicht, aus dem bequemen Schreibtischsessel zu schwadronieren, dass "die Politiker" in Italien und Spanien ja von vornherein hätten wissen können, dass sie zu spät dran sind. Klar, nachher hat man es ja immer schon gewusst (auch wenn der/die gleiche "man" noch letzte Woche nicht wahr haben wollte, dass es überhaupt ein größeres Problem gibt) ... Und wie das Ergebnis gewesen wäre, wenn keine Abschottungsmassnahmen ergriffen worden wären, wird dabei natürlich komplett ausgeblendet. So beschissen die Situation in der Lombardei, Madrid oder dem Elsass aktuell auch sein mag - kann sich irgendjemand vorstellen wie es dort jetzt aussähe, wenn gar nichts passiert wäre?
Bei all den schlechten Nachrichten darf man nicht vergessen, dass wir diesmal noch mit einem Blauen Auge davonkommen werden. Wir hätten auch das große Los eines höchst infektiösen COVID-19 mit den Sterblichkeitsraten von MERS (30%) erwischen können. Sozusagen eine moderne Version der diversen Yersinia pestis Pandemien der Vergangenheit. Der Kelch ist wohl an uns vorübergegangen...