(17.02.2019, 19:25)cubanpete schrieb: Ich denke schon dass man mit so einem einfachen Modell das Risiko minimieren kann, aber evtl. auf Kosten der Performance.
Es gibt verschiedene Methoden mit Baissen umzugehen. Wichtig ist es denke ich dass man vorher bestimmt welche Methode man selber anwendet. Ich fahre mehrere Strategien und habe deshalb auch verschiedene Methoden.
Die einfachste Methode ist tatsächlich einfach alles liegen zu lassen. Da mein entsprechendes Portfolio Alpha generiert bin ich sogar nach den Verlusten seit letzten Herbst damit jetzt wieder im Plus. Aber man muss dazwischen leiden und man muss damit rechnen 50% oder mehr des Wertes zu verlieren. Dann kann es sehr lange dauern bis man das wieder drin hat. Und man kann eine solche Methode nur anwenden wenn man nicht mit Hebel arbeitet.
Eine weitere Methode die ich in einer anderen Strategie anwende sind einfache Filter: befindet sich der SP500 unter der 200-Tages Linie höre ich auf zu kaufen und führe nur noch die Verkäufe der Strategie durch.
Eine dritte Methode wäre ein Hedge. Wenn man glaubt auch in sinkenden Märkten Alpha erzielen zu können so kann man z.B. ES Future in der Höhe des Portfolio Wertes verkaufen. Ich glaube ich habe hier vorher mal eine Methode vorgestellt die jeweils bei überbewertetem und bei sinkendem Gesamtmarkt 50% oder 100% des Wertes absichert.
Was hast Du für eine Methode verwendet, warum bist Du im Oktober aus US Aktien raus?
Der Grundgedanke beim Markt-Timing ist folgender: 3 von 4 Aktien folgen dem Gesamtmarkt, wobei ich als Gesamtmarkt 4 Indizes verwende: S&P 500, Nasdaq Comp., NYSE Comp. und Russell 2000. Das bedeutet, wenn die Indizes auf breiter Front fallen, dann sind 3 von 4 Aktien mit dabei, wenn die Indizes auf breiter Front steigen, dann sind wieder 3 von 4 Aktien mit dabei.
Ausschlaggebend für die Risiko-Einschätzung sind nun die Verkaufstage der letzten 25 Handelstage. Ein Verkaufstag ist wie folgt definiert: der Index verliert mehr als 0,25 % an einem Tag unter höherem Handelsvolumen als am Vortag oder höherem Handelsvolumen als im Durchschnitt - siehe Chart Nasdaq Comp.
Im Regelfall bedeuten 5 Verkaufstage in den letzten 25 Handelstagen erhöhtes Risiko.
Ein Verkaufstag bedeutet, dass das „Big Money“, also Fonds, Banken, Pensionskassen usw. größere Aktienbestände abgeben, z.Bsp. um Gewinne mitzunehmen. Wenn sich nun die Anzahl der Verkaufstage der letzten 25 Handelstage häufen (beim Nasdaq Comp. waren es bis zum 04.10. genau 6 an der Zahl), lässt das auf erhöhten Verkaufsdruck der Institutionellen schließen. Am 04.10. kam dann beim Nasdaq Comp. noch der Durchbruch durch den GD 50 nach unten hinzu - ein weiteres deutliches Zeichen für Verkaufsdruck.
Am 04.10. lag der Russell 2000 bereits deutlich unter dem GD 50. Der S&P 500 und der NYSE Comp. hatten bis dahin auch schon einige Verkaufstage angesammelt.
Am 04.10. stieg der Volatilitätsindex (VIX) der CBOE auch deutlich an, lag zwar noch unter dem Wert 20, was für den VIX ein Alarmwert ist. Am 10.10. stieg der VIX dann auf 22,96. Dadurch wurde das höhere Abwärtsrisiko noch mal bestätigt.
Neben den Indizes sehe ich mir jeden Tag auch die Charts meiner Watchlist an, meist zwischen 100 bis 200 Titel. Am Kursverhalten kann man mit etwas Übung auch erkennen, ob das Risiko zunimmt. Ein zugegeben eher subjektiver „Indikator“, der das Verhalten der Indizes aber meist bestätigt. Das Procedere dauert vielleicht 20 Minuten am Tag.
Da ich Anfang Oktober nur kleine Buchgewinne im Depot hatte, hab ich am 04.10. dann alle Positionen glatt gestellt. Bei höheren Buchgewinnen halbiere ich auch schon mal einzelne Positionen, um das Risiko im Depot zu reduzieren oder aber ich gehe im S&P 500 in Höhe des Positionswertes short, quasi als Absicherung. Das kostet manchmal ein paar Prozentpunkte, wenn der Markt wieder nach oben dreht, rentiert sich aber, wenn es wie Anfang Oktober kräftig Abwärts geht.