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Deutschland - Wirtschaftsnachrichten, Analysen, Prognosen
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RE: Deutschland - Wirtschaftsnachrichten, Analyen, Prognosen

[Bild: bevoelkerung-altersstruktur.png?__blob=normal&v=10]


https://www.demografie-portal.de/DE/Fakt...uktur.html

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RE: Deutschland - Wirtschaftsnachrichten, Analyen, Prognosen

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RE: Deutschland - Wirtschaftsnachrichten, Analyen, Prognosen

(19.05.2025, 09:38)Ste Fan schrieb: Sozialer Wohnungsbau hat ja mit dem Video nix zu tun. Aber wenn du meinst:
Was meinst du mit damals? 

Beck kommt ziemlich am Anfang auf den Zeitraum um den es ihm geht, bzw. wo es einen Bruch gibt. Min 2:45 1970

Sozialen Wohnungsbau gab es da noch, die Boomzeiten lagen in den 60ern, es wurde aber noch weiter gebaut ich mein sogar ganz vereinzelt noch in den 1990ern. Aber die tragende Säule des Sozialen Wohnungsbaus kommt aus den 1960ern, die Wohnungen aus den 50ern sind sehr schlecht und nur noch vereinzelt im Betrieb. Und auch die aus den 1960ern werden teils abgerissen.

Es war eine gute und vor allem kostengünstige Sache in der langen Sicht. Heute: Kein sozialer Wohnungsbau, stattdessen Wohngeld für teils sehr teure Wohnungen. Eingefädelt wurde das Ende des sozialen Wohnungsbaus aufgrund der liberalen Kräfte im Land.

Was ich problematisch finde, ist dass Liberale i.d.R: mit der Pauschallösung wenger Staat daher kommen und sich weigern die finanziellen Folgen, wie eben hier wo sie für höhere Sozialausgaben verantwortlich sind, anzuerkennen.

Es ist eben nicht so, dass alles was der Staat macht grundsätzlich weniger wirtschaftlich ist. Interessanterweise ist es sogar so, dass in den 1970ern, also als die Verschuldung anzog, die Marktliberalisierung hier langsam in Gang kam. 

Man muss einfach differenzieren, Marktkräfte können segensbringend sein, sind aber keine immer nützliche Sache.

Am besten man schaut auf die mit uns vergleichbaren Länder wo es besser läuft, insb. Schweiz und Nordeuropa. Da kommt man dann schnell drauf, dass das keine Marktradikalen sind, sondern gemässigt und sozial.

Ansonsten ist mir Herr Beck sehr sympathisch und auch ich höre ihm gerne zu. Oft liegt er richtig.

__________________
Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.
Notiz 

RE: Deutschland - Wirtschaftsnachrichten, Analyen, Prognosen

(19.05.2025, 17:42)saphir schrieb: Es war eine gute und vor allem kostengünstige Sache in der langen Sicht. Heute: Kein sozialer Wohnungsbau, stattdessen Wohngeld für teils sehr teure Wohnungen. Eingefädelt wurde das Ende des sozialen Wohnungsbaus aufgrund der liberalen Kräfte im Land.

Was ich problematisch finde, ist dass Liberale i.d.R: mit der Pauschallösung wenger Staat daher kommen und sich weigern die finanziellen Folgen, wie eben hier wo sie für höhere Sozialausgaben verantwortlich sind, anzuerkennen.

Es ist eben nicht so, dass alles was der Staat macht grundsätzlich weniger wirtschaftlich ist. Interessanterweise ist es sogar so, dass in den 1970ern, also als die Verschuldung anzog, die Marktliberalisierung hier langsam in Gang kam. 

Man muss einfach differenzieren, Marktkräfte können segensbringend sein, sind aber keine immer nützliche Sache.

Am besten man schaut auf die mit uns vergleichbaren Länder wo es besser läuft, insb. Schweiz und Nordeuropa. Da kommt man dann schnell drauf, dass das keine Marktradikalen sind, sondern gemässigt und sozial.
---.
 
Mit dem differenzieren hast du schon recht, allerdings machst du es dir mMn zu einfach. Du unterscheidest anscheinend nur zwischen sozial oder marktliberal. 
Wie Kohl die Eisenbahnerwohnungen verscherbelt hat war nicht marktliberal, sondern korrupt.
Nach Definition kanns ja in der Sozialen Marktwirtschaft kaum was besseres fuer die ausgebeuteten Arbeiter geben wie ne starke Gewerkschaft. Hats die Neue Heimat dato denn wegen Liberalismus zerissen oder wegen Korruption?
Wenn du auf andere Laender schaust kannst auch mit Singapur vergleichen, einerseits extrem "marktliberal" und auf der anderen Seite hast du extreme Regulierung - und die staatlichen Massnahmen funktionieren einwandfrei. 
Woran liegts? Ein Grund duerfte Verantwortung sein, ein anderer durfte sein dass ne Baerbock oder ein Habeck keine Chance auf politische Aemter haetten weil ungeeignet. Nen Erhard wuerden die da vermutlich aber nehmen.

Dass die Verschuldung dann in den 70ern so zunahm mit den ganzen Folgen spaeter fuer die unteren 80% bis heute hast du auch Politikern zu verdanken. Ob jetzt Finanz-oder Crony Kapitalismus spielt keine Rolle, die Politiker haben das verbrochen und Martkwirtschaft ist das keine.
Also schau nicht nur nach liberal oder nicht, sondern schau auf die Leute und die Ergebnisse.

Trotzdem ergaenze ich mal: Staatliche Eingriffe koennen auch positiv sein, allerdings muss das politische Personal dann was taugen. Dass ist in D leider seit langem nicht mehr der Fall...
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RE: Deutschland - Wirtschaftsnachrichten, Analyen, Prognosen

(19.05.2025, 17:42)saphir schrieb: ....

Es ist eben nicht so, dass alles was der Staat macht grundsätzlich weniger wirtschaftlich ist. Auch ne kaputte Uhr geht zwei mal am Tag richtig. 

..
Am besten man schaut auf die mit uns vergleichbaren Länder wo es besser läuft, insb. Schweiz und Nordeuropa. Da kommt man dann schnell drauf, dass das keine Marktradikalen sind, sondern gemässigt und sozial.

Man kann aber auch drauf kommen, dass die Schweiz und Nordeuropa
- bis auf Finnland alle noch ihre eigene Währung haben
- sich nicht auf "Wir schaffen das" verlassen und das Land mit ungelernten Sozialhilfeempfängern fluten
- sich nicht verschulden, um gut 30 Mrd € p.a. zu verschenken
- keine 50 Mrd im Jahr verblasen, um dann doch keine Armee zu haben

Hab da bestimmt einiges vergessen/nicht auffm Schirm. Prost

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RE: Deutschland - Wirtschaftsnachrichten, Analyen, Prognosen

Kannst eigentlich nicht vergleichen - früher und heute

Sozialer Wohnungsbau - dort wo auch viele Arbeiter waren - Stahl, Kohle, Industrie
Ballungszentren - heute verteilt sich vieles auf viele Zulieferer von nah und fern

Damals nach dem Krieg hatten viele nicht mehr viel und wollten mehr - arbeiten,
lernen, konsumieren, Eigentum schaffen.

Die Altersstruktur war eine andere - weniger Alte - mehr Junge....

Arbeitsrecht für Frauen - meine Mutter brauchte noch eine Unterschrift von meinem
Vater das sie arbeiten gehen darf....

Teilzeit - gab es das? Heute arbeiten mehr Menschen als früher - aber viele (Frauen)
auch (nur) in Teilzeit wegen Familie.

Normal war ja - > der Mann geht schuften - Frau kümmert sich um Haushalt und Kinder.
Heute arbeitet meist nicht nur der Mann - in den meisten Familien arbeiten beide -
Frauen machen Baby/Erziehungspause - wenn ein Kindergartenplatz vorhanden ist
dann wird auch Teil- oder Vollzeit gearbeitet.

Heute haben die Menschen viel mehr Ausgaben - gab es früher alles nicht - Handy,
TV-Streaming, Gasheizung, mehrere Autos pro Familie, 1-2 mal im Jahr in den Urlaub,
Wegwerfklamotten, E-Bike,...

Früher - Schwarzweiß-Röhren-TV, ARD, ZDF und die Dritten - Internet gab es nicht -
Handys gab es nicht - Familie die sich ein Auto leisten konnte "hat es geschafft" -
viele hatten keine guten Löhne, mehrere Kinder - die bekamen die Sozialwohnungen.

Der Staat muss heute mehr Rentner, Pensionäre versorgen - hat mehr Strassen, Brücken,
Infrastruktur als früher, die saniert, aus- und neugebaut werden muss.

Die Gesundheitsversorgung ist heute anders. Früher sind viele mit Herz-Kreislauf, Krebs,
Diabetes früh gestorben - heute kann man mit sehr teuren Medikamenten, Operationen,
deutlich länger leben oder sogar geheilt werden - geht halt aufs Budget der Gesundheits-
versorgung. Früher tot - heute krank bis zur Rente und 80 werden.

Klar Flüchtlinge, Asylanten kosten auch sehr viel Geld - bringen dieses aber auch in
den Wirtschaftskreislauf - Konsum, Miete - und auf lange Sicht wollen die wenigsten vom
Amt leben - sie wollen ein Leben für sich und ihre Familie aufbauen - eine gute Ausbildung
der Kinder - es wird dauern - aber auf lange Sicht wird der größte Teil dieser Menschen
ein Gewinn sein - für den Arbeitsmarkt, die Sozialkassen (Gesundheit, Rente, Pflege)...

Vielleicht hilft es auch ein wenig bei der Demographie - eine kleine Verjüngung der
Gesellschaft - aber so wie früher - wenige Alte - viele Junge - wirds wohl eher nicht....

Irgendwann wird die Rente auf Zeit eingeführt - Rente bekommt man dann für 10 oder
15 Jahre - danach kann man sein Vermögen verleben oder braucht einen Sponsor der
einen versorgt oder man wählt den Freitod...

Früher war alles besser - wohl eher früher war alles anders - China war z.B. überhaupt
nicht am Start - weder als Kunde noch als Konkurrent. Eine globalisierte Welt der
Lieferketten und Produktionsstandorte gab es auch noch nicht - viel mehr Konkurrenz
als früher - mit deutlich niedrigeren Löhnen, Kosten - aber hoher Effizienz durch
Ballungszentren für ganze Industriezweige und kurzen Lieferketten.


Großer Fehler der Politik - das Rentensystem nicht schon vor Jahrzehnten zu reformieren -
weg von der umlage- hin zur anlagefinanzierten Altersversorgung.
Das hätte schon in den 1980ern passieren müssen.

__________________
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RE: Deutschland - Wirtschaftsnachrichten, Analyen, Prognosen

(19.05.2025, 19:57)boersenkater schrieb: .....

Klar Flüchtlinge, Asylanten kosten auch sehr viel Geld - bringen dieses aber auch in
den Wirtschaftskreislauf - Konsum, Miete - Diese brillante Erkenntnis hätten die Ostblockstaaten mal haben sollen. Hätten diese Bratbirnen einfach die Löhne verdoppelt, dann hätten die Staaten also doppelte Einnahmen gehabt und wären fast reich. 

und auf lange Sicht wollen die wenigsten vom
Amt leben - sie wollen ein Leben für sich und ihre Familie aufbauen - eine gute Ausbildung
der Kinder - es wird dauern - aber auf lange Sicht wird der größte Teil dieser Menschen
ein Gewinn sein - für den Arbeitsmarkt, die Sozialkassen (Gesundheit, Rente, Pflege)... Und morgen kommt der Weihnachtsmann. 

...

Früher war alles besser - wohl eher früher war alles anders - China war z.B. überhaupt
nicht am Start - weder als Kunde noch als Konkurrent. Eine globalisierte Welt der
Lieferketten und Produktionsstandorte gab es auch noch nicht - Natürlich gab es das. "Wir" hatten den besten denkbaren Niedriglohnsektor. Nennen wir heute "Warschauer Pakt Staaten". 

..

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RE: Deutschland - Wirtschaftsnachrichten, Analyen, Prognosen

Die deutsche Wirtschaft – mit besonderem Fokus auf Hidden Champions

Die Karte präsentiert eine Auswahl der renommierten deutschen Wirtschaftsunternehmen. Unternehmen wie BMW, Siemens, Bayer und Volkswagen sind hier zu nennen.

Jedoch fehlt es an einer detaillierten Betrachtung der sogenannten Hidden Champions.
Über 1.600 mittelständische Weltmarktführer sind in Dörfern und Kleinstädten ansässig.
Oft unbekannt, aber global relevant. Ohne sie wären viele Konzerne nicht in der Lage, ihre Produkte herzustellen. Sie stellen Bauteile, Speziallösungen, Maschinen und Spitzen-Know-how bereit.

Die Karte verdeutlicht:
Die dezentrale Stärke – wirtschaftliche Potenziale sind nicht nur in Metropolen zu finden.
Die Industrie ist in den Bereichen Automotive, Maschinenbau und Chemie stark vertreten.
In der östlichen Region um Jena sind nur wenige Logos sichtbar, was auf ein sichtbares Ost-West-Gefälle hindeutet.
In Bezug auf die Thematik der sogenannten "Hidden Champions" ist festzustellen, dass es an entsprechenden Marken mangelt, obwohl sie eine enorme Bedeutung haben.
Die neue Wirtschaft ist in diesem Bereich kaum vertreten. Themen wie KI, SaaS und Greentech sind hingegen noch nicht sichtbar.

An dieser Stelle liegt das zukünftige Potenzial.

In der Regel erfolgt eine Definition von Hidden Champions.
Sie sind führend auf dem Weltmarkt (oder in Europa) in Ihrem Segment und haben die Nummer 1 inne.
Der erwirtschaftete Umsatz liegt zwischen 10 Millionen und 5 Milliarden Euro.
Das Unternehmen beschäftigt mehr als 50 Mitarbeitende.


Angehängte Dateien    

__________________
Trading is both the easiest and the most demanding thing you'll ever do in your life. It can ruin your life, your family and everything you touch if you don't respect it, or it can change your life, your family and give you a feeling that is hard to find elsewhere if you succeed.

Notiz 

RE: Deutschland - Wirtschaftsnachrichten, Analyen, Prognosen

(19.05.2025, 13:48)Vahana schrieb: Hier eine super Reportage über Deutschlands Zukunft:


Das Video wurde in Deutschland gesperrt, weil wir im besten Deutschland aller Zeiten leben und Meinungsfreiheit ein hohes Gut ist.


__________________
Reiner Satire Account ohne rechtliche Verwertbarkeit
Viel ist schon gewonnen wenn nur einer aufsteht und Nein sagt - Berthold Brecht
Viele Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es - Bertrand Russell
Notiz 

RE: Deutschland - Wirtschaftsnachrichten, Analyen, Prognosen

(20.05.2025, 13:18)Boy Plunger schrieb: Die deutsche Wirtschaft – mit besonderem Fokus auf Hidden Champions

Die Karte präsentiert eine Auswahl der renommierten deutschen Wirtschaftsunternehmen. Unternehmen wie BMW, Siemens, Bayer und Volkswagen sind hier zu nennen.

Jedoch fehlt es an einer detaillierten Betrachtung der sogenannten Hidden Champions.
Über 1.600 mittelständische Weltmarktführer sind in Dörfern und Kleinstädten ansässig.
Oft unbekannt, aber global relevant. Ohne sie wären viele Konzerne nicht in der Lage, ihre Produkte herzustellen. Sie stellen Bauteile, Speziallösungen, Maschinen und Spitzen-Know-how bereit.

In der Regel erfolgt eine Definition von Hidden Champions.
Sie sind führend auf dem Weltmarkt (oder in Europa) in Ihrem Segment und haben die Nummer 1 inne.
Der erwirtschaftete Umsatz liegt zwischen 10 Millionen und 5 Milliarden Euro.
Das Unternehmen beschäftigt mehr als 50 Mitarbeitende.



Na dann.... fast nicht mehr unsere Region - aber auch nicht soooo weit weg....


Zitat:Innovationen und Prestigeprodukte
Warum Tuttlingen Weltzentrum der Medizintechnik ist


30.07.2018 - 20:50 Uhr

Die 35.000-Einwohner-Stadt ist das Weltzentrum für Medizintechnik. 12.000 Mitarbeiter zählen die Unternehmen, die vor allem auf Innovationen und Prestigeprodukte setzen.

TUTTLINGEN - auf halber Strecke zwischen Zürich und Stuttgart weisen Schilder an der Autobahn auf „Tuttlingen – Weltzentrum der Medizintechnik“ hin. Am Fuße des Honbergs, im Tal der Oberen Donau, deuten bereits am Ortseingang architektonisch auffällige Gebäude auf ein reges Wirtschaftsgeschehen hin. Besonders ins Auge stechen die riesigen Backsteingebäude der Jahrhundertwende und Fabrikgebäude aus Glas und Stahl an einem ungewöhnlich groß dimensionierten Kreisverkehr: Seit Ende des 19. Jahrhunderts hat hier die Firma Aesculap, mit einem Umsatz von 1,8 Milliarden Euro das größte Unternehmen am Platz, ihren Sitz. Die frühere Aktiengesellschaft ist seit 1976 Teil des Gesundheitskonzerns B. Braun.


Abgesehen davon ist Tuttlingen eher bescheiden. Abbröckelnde Fassaden, kleine Geschäfte, einige leer stehende Lokale und Geschäfte sowie ein paar Spielhallen fallen auf. „Die Leute hier tragen den Wohlstand nicht zur Schau“, erklärt Michael Ungethüm. Der langjährige Aesculap-Chef ist ein Urgestein, dessen Wort in Tuttlingen noch immer zählt. Tuttlingen gehört zu den reichsten Landkreisen Deutschlands. Die Wachstumsraten sind hoch, die Arbeitslosenquote ist mit 2,4 Prozent niedrig. Seit 1998 nahm die Zahl der Beschäftigten um 25 Prozent zu. Die 35 000-Einwohner-Stadt zählt allein in der Medizintechnik mehr als 12 000 Mitarbeiter. Die größten Arbeitgeber, Aesculap und Karl Storz, beschäftigen hier 3600 bzw. 2800 Mitarbeiter. Hinzu kommen laut Thomas Wolf von der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg ungefähr 400 kleine Unternehmen.



Anstrengung ist nötig – denn die Gegend ist arm

Fleiß, Bescheidenheit, Sparsamkeit, Beharrlichkeit und eine protestantische Arbeitsethik prägen die Region seit jeher. Man musste sich hier besonders anstrengen, denn die Gegend ist arm. Die Böden werfen nur karge Erträge ab. Schuhindustrie und Messerherstellung sind lange verschwunden. Schon im 19. Jahrhundert spezialisierten sich Messerproduzenten auf chirurgische Instrumente. Einer der ersten war Karl Jetter, der nach Lehrjahren in Straßburg, Wien, Genf und Paris 1867 den Vorläufer von Aesculap gründete.

Das Unternehmen wuchs schnell. Bereits 1893 gab es eine Vertretung in New York. Im Umfeld entstanden weitere Betriebe. Mitarbeiter machten sich selbstständig, tüftelten in kleinen Werkstätten an Verbesserungen. Das war laut Ungethüm entscheidend: „Wettbewerb fördert Innovationen und Diversifikation.“ Aesculap feierte 2017 das 150-jährige Bestehen. Die 2001 fertiggestellte Benchmark-Fabrik – das teuerste Projekt in der Geschichte des Unternehmens – produziert Motoren für chirurgische Geräte und Container für Operationsbestecke.



81-jährige führt das Unternehmen Karl Storz

Aesculaps Antipode ist Karl Storz, ein Unternehmen, das 1945 gegründet wurde und mit Erlösen von 1,7 Milliarden Euro sowie weltweit 7500 Mitarbeitern eine beachtliche Größenordnung erreicht hat. Karl Storz hat seinen Sitz am anderen Ende der Stadt und wird von der inzwischen 81-jährigen Matriarchin Sybill Storz, Tochter des Unternehmensgründers, geführt. Den Aufstieg verdankt das Familienunternehmen der Endoskopie. Karl Storz brachte mit seinen Geräten gewissermaßen Licht ins menschliche Innere. Manche hier sagen, Aesculap habe diese Entwicklung verschlafen. Das Verhältnis beider Unternehmen ist eher frostig.

Karl Storz ist ein Weltkonzern mit 54 Tochtergesellschaften in 42 Ländern. Selbstverständlich gibt es ein eigenes Fortbildungszentrum, in dem Ärzte, die mit ihren Ideen zur Entwicklung neuer Produkte beitragen, für den Einsatz der Geräte aus- und weitergebildet werden. Im Besucherzentrum führt eine Pressesprecherin einen 3-D-Operationsblock mit digitaler Bildbearbeitung, integrierte und über IT vernetzte Operationsäle und ein neuartiges Notfallendoskop vor. „Wir sind ein Familienbetrieb und arbeiten langfristig“, antwortet sie auf die Frage, ob ein Börsengang denkbar sei.



Exportquote liegt bei 67 Prozent

Die Exportquote der Tuttlinger Medizintechnik-Unternehmen liegt bei 67 Prozent – deutlich über den 41 Prozent des stark exportlastigen Baden-Württemberg. Dabei ist die Stadt Tuttlingen ein Hochlohnstandort. „Wir müssen auf Qualität setzen. Wenn wir nicht 100 Prozent made in Germany anbieten, gehen wir unter“, sagt Jürgen Stickel, Geschäftsführer der Fetzer Medical GmbH.

Das Unternehmen entstand im Jahr 2008 aus einer Ausgründung und gehört drei Geschwistern. Im modernen Werk aus Beton, Glas und Holz am Rande der Stadt schweift der Blick über Felder zu bewaldeten Hügeln. Fetzer entwickelt und produziert präzise chirurgische Instrumente für große Unternehmen, aber auch Kleinserien und Sonderanfertigungen für Ärzte, dazu Standard-Instrumente – insgesamt mehr als 10 000 Artikel.


Unternehmen setzen auf Innovationen und Premiumprodukte

So wie Fetzer setzen die meisten Unternehmen auf Innovationen und Premiumprodukte höchster Qualität. „Ein guter Handwerker oder Facharbeiter kann bei uns so viel verdienen wie ein Ingenieur“, erklärt Stickel. Dennoch fehlen Fachkräfte. Junge Leute wollen lieber studieren oder wechseln spätestens nach der Lehre an eine Hochschule. Es brauche qualifizierte Zuwanderung, aber auch Flächen zur Expansion. Und eine bessere Verknüpfung von Theorie und Praxis sowie von Forschung und Wirtschaft.

Wegen der Abschottung und Geheimniskrämerei, die nicht nur zwischen Aesculap und Karl Storz herrscht, hat es lange gedauert, bis man sich auf einen Hochschulcampus im Stadtzentrum verständigte, der zur Hälfte von der Industrie finanziert wird. 600 Studenten studieren hier etwa Virtual Engineering, Medizin- und Werkstofftechnik oder Mechatronic Systems.


Viele Familienunternehmen finden keinen Nachfolger

Das neue Innovations- und Forschungszentrum, das laut Yvonne Glienke die Zusammenarbeit von Unternehmen fördern sowie Gründern Räume zur Verfügung stellen will, wurde am 25. Juli eröffnet. „Es gibt zu wenige Gründer, und viele Familienunternehmer finden keinen Nachfolger“, sagt die Geschäftsführerin der Medical Mountains AG. „Wir hoffen, dass das neue Zentrum als Inkubator eine bisher nicht vorhandene Szene entstehen lässt“, fügt sie hinzu. Medical Mountains ist eine Cluster-Initiative, die die Anliegen der Branche nach außen vertritt und Arbeitskräfte „in diese schöne Region mit niedrigen Preisen und wirtschaftlicher Attraktivität“ ziehen will.

Ungethüm würde sich noch mehr Dynamik wünschen. Doch um die Zukunft der Medizintechnik in Tuttlingen ist ihm nicht bange. „Es gibt hier so viele clevere Unternehmen wie sonst nirgends.“


https://www.stuttgarter-nachrichten.de/i...7e331.html


Zitat:Willkommen im Weltzentrum der Medizintechnik

Vernetzen Sie sich im größten Medizintechnik Cluster Deutschlands.
Es erwarten Sie hunderte Hersteller, Zulieferer und Dienstleister mit ihren Produkten und Leistungen aus der Welt der Medizintechnik

https://www.weltzentrum-der-medizintechnik.de/start





Tuttlinger Unternehmen
Aussteller von Medizintechnik aus der Region Tuttlingen


https://www.weltzentrum-der-medizintechn...tuttlingen


Viele kleine Unternehmen - viele GmbHs - viele mit Nachfolgesorgen....

In den USA oder China wäre das eine Boom-Region und Boom-Branche -
weil die dort Investoren haben und vermtl. auch einige Aktiengesellschaften
anstatt GmbHs wären.

Auf der anderen Seite haben die Deutschen 9 Billionen Euro Kapital angespart -
oder so.... schlecht verzinst - auf Sparbüchern - in Lebensversicherungen...

Da sollte es mehr Investmentbanking geben - Fonds die aufgelegt werden
um genau in solche "Projekte" wie die Region Tuttlingen zu investieren und das
ganze nach amerikanischem oder chinesischem Vorbild aufzupumpen.

Ohne viel Kapital - oder mit der deutschen Mentalität - hätte es Amazon,
Google, Apple, Facebook/Meta, Netflix, Tesla,......... nicht gegeben oder
sie wären wieder sang- und klanglos verschwunden....


Das Potenzial ist da - es muss nur gefördert werden.

Die Politik hat sich lieber auf alte Industrien konzentriert - Kohl, Stahl, Auto -
die alten Industrien - viele Arbeiter/Wähler - große Wirtschaftsmacht.

Die kleineren/kleinen Unternehmen wurden eher stiefmütterlich behandelt.

Kenne ein paar in meinem Bekanntenkreis die auch wegen China schwer zu
kämpfen haben, immer wieder Kurzarbeit haben oder auch aufgeben mussten -
die können mit den Preisen einfach nicht mithalten... 

Andere sind so gut aufgestellt - Qualität, Prozesse, Service - das wenn Kunden
(B2B) zur billigeren Konkurrenz gehen - Europa oder Asien - sie über kurz
oder lang wiederkommen - weil die höheren Preise einfach gerechtfertigt sind.

Tuttlingen ist da sicher nur ein Beispiel von vielen in Deutschland - hidden Champions
die man aufpumpen könnte - aber stattdessen sind Nachfolger-Probleme und
Fachkräftemangel eher das dominantere Thema.

Schade Nounder

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