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STAMMTISCH und Meinungsfred
Notiz 

Copyright vs. Urheberrecht, ein Vergleich zwischen eu. u. amr. Modell

Wie immer gilt: "Dieser Beitrag stellt ausschließlich eine persönliche Meinung dar. Er erhebt weder Anspruch auf vollständige Richtigkeit, noch sollte jemand seine Inhalte ungeprüft übernehmen."

Wer schon etwas länger im Internet unterwegs ist oder sogar Texte, Bilder oder Musik auf anderen Wegen veröffentlicht hat, der ist schon einmal mit dem Thema konfrontiert worden. Diesmal geht es um das "Geistige Eigentum", genauer gesagt um Copyright vs. Urheberrecht, ein Vergleich zwischen dem europäischen und amerikanischen Modell.

Auf den ersten Blick erfüllen amerikanisches Copyright und kontinentaleuropäisches Urheberrecht so ziemlich den gleichen Zweck. Beide juristischen Einrichtungen dienen dazu, dass die Schöpfer geistiger Arbeiten, vor allen Dingen auf musalen Gebiet, für ihre Arbeit auch vergütet werden können. Lassen wir es bei der kurzen Bemerkung, dass diese Einrichtung an sich bereits umstritten ist, denn darauf will ich an dieser Stelle nicht näher eingehen.
Worum es mir geht, ist einige Unterschiede zwischen diesen beiden Spielarten hervorzuheben, soweit ich sie sehe.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Copyright und Urheberrecht scheint mir schon darin zu bestehen wie diese Rechte zu Stande kommen. Das Copyright muss man erst per Vermerk auf dem Werk erklären. Es besteht nicht automatisch. Wie das Beispiel des Films "Die Nacht der lebenden Toten" zeigt, kann ein Fehler an dieser Stelle dazu führen, dass ein Werk frei erhältlich wird. Das Urheberrecht dagegen besteht schon bei Schöpfung des Werkes selbst, das heißt, sobald der Künstler beginnt seine Idee zu realisieren. Der Schöpfer kann, je nach konkreter rechtlicher Ausgestaltung, die Verwendung seines Werkes in bestimmten Kontexten untersagen oder sie kostenpflichtig machen. Das Urheberrecht bleibt in jedem Fall beim Schöpfer. Er kann es weder verkaufen, noch verschenken, allenfalls vererben. Aus dem Urheberrecht selbst leitet sich dann ein Nutzungsrecht ab und erst das lässt sich beispielsweise an einen Verlag oder ein Music Label veräußern. Erst das Nutzungsrecht entspricht damit den amerikanischen Copyright.

Betrachtet man es aus dieser Perspektive lässt sich meines Erachtens sagen, dass das Copyright mehr auf die wirtschaftliche Verwertung von Kunst zielt als das Urheberrecht. Das Urheberrecht ist mehr eine Art "Anerkennung der Priorität", während das Copyright nicht mehr als eine Art Monopol auf die Verbreitung ist. Wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet, muss man aber paradoxerweise feststellen, einen weiteren Unterschied nicht berücksichtigt zu haben. Es gibt im Urheberrecht gewisse Rechte des Schöpfers, auf die dieser gar nicht wirksam verzichten kann, selbst wenn er die Absicht dazu hat.
In Frankreich, um ein Beispiel herauszugreifen, gibt es bestimmte moralische Rechte des Autors, die dieser abstrakt bis in alle Ewigkeit behält. Meines Wissens kann der Autor so die Verwendung des Werkes in bestimmten Kontexten untersagen, etwa aus religiösen oder politischen Gründen oder einfach, weil er es unästhetisch findet. In Deutschland war sogar geplant, dass der Schöpfer gar nicht auf das Recht auf Vergütung verzichten kann. Erst der Aufschrei von Seiten der "Copyleft"/Open Source-Bewegung hat zur sog. "Linux-Klausel" geführt.
Es scheint, dass der Gesetzgeber ausschließlich den Fall der kommerziellen Verwertung einer geistigen Arbeit im Sinn gehabt hat. Dabei besteht das Urheberrecht eben auch darin, dass ein Autor auf die weitere Veröffentlichung seines Werkes verzichten, sie sogar untersagen kann. Dies ist meines Wissens im in Copyright-System nur über Verträge möglich. Der vorgesehene Fall ist, dass das Werk eine Ansicht zum Ausdruck bringt, die der Autor widerrufen hat und die er nicht mehr länger vertritt. Es wäre in dem Fall durchaus unschön, wenn er weiterhin mit einem Werk in Verbindung gebracht wird, dessen Botschaft er ablehnt.

Am größten ist der Unterschied in dem Fall, dass der Schöpfer versucht, ein Werk zur freien Verbreitung zu stellen. Im amerikanischen System ist das sehr einfach. Verzichtet er bei der Veröffentlichung auf einen Copyright-Vermerk, so kann er das Werk einfach zu "public domain" erklären. In Europa dagegen ist der Fall von Vornherein nicht vorgesehen. Es gibt einige Rechte, auf die der Schöpfer zu seinem eigenen Schutz gar nicht verzichten kann und ähnliche Einrichtungen wie gesetzliche Lizenzen und Pauschalabgabensysteme. Deshalb muss er, wenn er das selbe Ergebnis erzielen will, einen sehr langen und komplizierten Lizenzvertrag ausstellen und diese quasi als AGB dem Werk hinzufügen. Es gibt einige dieser Lizenzen im Internet. Die sollte sich jeder zumindest mal ansehen, um zu verstehen, was ich hier meine.

Der letzte große Unterschied betrifft die Schutzdauer. Hier gibt es gewisse internationale Regelungen, die sowohl europäische als auch amerikanische Gesetzgeber beachten müssen. Nach diesem Standard müssen die Werke mindestens bis zu 50 Jahre nach dem Tod des Schöpfers geschützt bleiben. Dennoch scheint es einen interessanten Unterschied zu geben. In Europa beginnt die Frist, bis zu dessen Ende ein Werk "gemeinfrei" wird, mit dem Tod des Urhebers. Diese Frist geträgt 70 Jahre. In den USA gab es ein bestimmtes Datum, meines Wissens 1976, vor dem nicht die Zeit seit dem Tod des Urhebers relevant war, sondern der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Dies wurde dann geändert, um sich den internationalen Standards etwas besser anzupassen. Interessanterweise sind Auftragsarbeiten in den USA auch noch bis zu 95 Jahre nach den Zeitpunkt der Veröffentlichung geschützt. Letztere Angabe bezieht sich natürlich nur auf meinen Kenntnisstand.

Da ich vor meine Beiträge hier sowieso einen kleinen Disclaimer zu setzen pflege, erlaube ich mir abschließend eine kleine, persönliche Bewertung. Meines Erachtens ist das amerikanische Copyright-System in einigen Beziehungen den unseren überlegen. Insbesondere da, wo in unseren System von vornherein eine kommerzielle Absicht unterstellt wird. Es gibt durchaus Fälle, in denen der Schöpfer eines Kunst- oder Sprachwerkes die Möglichkeit haben sollte, eine weitere Verbreitung zu unterbinden, insbesondere da, wo er in einen Kontext dargestellt wird, mit dem er gar nicht in Verbindung gebraucht zu werden wünscht. Allerdings muss man hier sehr genau abwägen, wo das Recht auf geistes Eigentum aufhört und die Meinungsfreiheit anfängt. Parodien oder kritische Besprechungen sollten möglich sein. Da scheint mir das Fair-Use-Prinzip vorbildlich. Die deutsche Rechtssprechung hat mit dem Kalkofe-Urteil allerdings bereits ähnliches geschaffen.
Am Ende bleibt der Vorteil des amerikanischen Systems, einfach etwas zur freien Verfügung stellen zu können.


Ich danke für die Lektüre und freue mich über Kritik.
Notiz 

RE: STAMMTISCH

(30.10.2019, 10:56)Mr. Passiv schrieb: Wegen 0,5 oder so wird keiner Auswandern oder hierbleiben. Wir alle zahlen sogar ne extra Steuer weil wir arbeiten. Kenne niemanden, der deshalb lieber zum Amt geht.

Den Einwand habe ich zur Kenntnis genommen. Ich werde darüber nachdenken. Vorläufig ziehe ich meine Argumente mal nicht zurück. Wonder
Notiz 

Alarmismus und die Medien

Wie immer gilt: "Dieser Beitrag stellt ausschließlich eine persönliche Meinung dar. Er erhebt weder Anspruch auf vollständige Richtigkeit, noch sollte jemand seine Inhalte ungeprüft übernehmen."

Es wird über einen gesellschaftlichen Missstand berichtet oder eine Problemlage dargestellt und schon hört man irgendwo den Kommentar, "wir müssen jetzt handeln". Betreiben die Medien wirklich einen Alarmismus? Ja, meiner Meinung nach ist das so.

Der Mechanismus, der dahintersteckt, ist eigentlich sehr simpel. Um dies zu veranschaulichen bitte ich meine Leser nun, sich einmal folgende beide Szenarien vorzustellen: Erstens, Sie führen ein angeregtes Gespräch mit Ihren Nachbarn und dieser weist dabei nüchtern und sachlich darauf hin, dass eine wichtige Baumaßnahme an Ihren Mehrparteienhaus notwendig ist. Sie wägen dabei kritisch das Für und Wider ab und kommen dabei zu dem Schluss, dass Sie ihn eigentlich zustimmen müssen. Natürlich geben Sie das nicht so gern zu. Wer tut das schon. Also versuchen Sie der drohenden Niederlage und ihren sozialen Folgen zu entkommen, indem Sie sich vorläufig in rhetorische Tricks flüchten und nachher nach besseren Argumenten suchen wollen. Möglicherweise erwägen Sie sogar, klammheimlich die Seiten zu wechseln.
Zweitens, Ihr Nachbar klingelt Sie um drei Uhr morgen aus dem Bett und erklärt Ihnen noch schlaftrunken, dass das Haus sich in höchster Gefahr befindet. Man muss sofort handeln, das Haus brennt nämlich. Es droht also Gefahr für Leib und Leben.

In welchen dieser beiden Szenarien, seien Sie ehrlich, sind Sie eher bereit, schnell Aktionen zu planen und durchzuführen?

Ich denke, für die Mehrheit der Leser dürfte das Szenario zwei dasjenige sein, in dem sie eher zu Handlungen bereit sind. Wenn das Haus brennt, dann ist es nicht mehr an der Zeit zu diskutieren oder erst Mal einen klaren Kopf zu bekommen, in dieser Situation muss schnell gehandelt werden.
Im Falle der Medien ist es eigentlich der selbe Effekt. Eine nüchterne, abwägende und ruhige Behandlung eines Themas ist weniger geeignet die Leute zu Aktionen zu veranlassen als ein Alarmsignal.
Da Journalisten, wie alle anderen Menschen, auch das Bedürfnis haben, die Erfolge ihrer Arbeit zu bewundern, ist die Versuchung groß, in einen alarmistischen Stil zu verfallen, selbst wenn das Thema dies nicht erzwingt. Denn vor allen Dingen auf diese Weise können kurzfristig die Folgen der eigenen Anstrengung erkannt werden.
Zudem haben viele Leute, die sich an die Öffentlichkeit wenden, das Bedürfnis, einen bestimmten Missstand zu Sprache zu bringen, um ihn zu beseitigen. In der Situation sind die Leute nur selten wirklich zum Diskutieren aufgelegt.

Wie ich in den Absetzen oben gezeigt haben will, gibt es also eine Tendenz der Medien, in den Alarmismus zu verfallen. Diese Tendenz wird noch verstärkt dadurch, dass man mit der Übernahme eines Skandalthemas relativ einfach Medieninhalte produzieren kann und dabei Aufmerksamkeit erhält. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie man als einfacher Leser oder Zuhörer mit dieser Erkenntnis umgehen soll.

Ich will hier gar keine allgemeingültigen Regeln aufstellen. Meine persönliche Strategie im Umgang mit diesen Alarmismus lautet, sich zunächst von den üblichen Skandalthemen zu distanzieren. Ich höre mir die Nachrichten und Hintergrundberichte dazu natürlich an, aber ich versuche auch, andere Nachrichten mitzubekommen. Das ist bei einigen Themen echt schwer. Eine weitere Möglichkeit stellt die selbstständige Recherche im Internet dar. Mit Hilfe des Netzes hat jeder User Zugang zu so viele Informationen, dass er sich selbst "schlau machen" und anschließend wirklich selbst beurteilen kann, was an dem Thema dran ist.
Man sollte diesen Alarmismus auch nicht pauschal verurteilen. Das ist eben der Weg, auf dem die kritische Öffentlichkeit Druck auf Politik und andere Mächte aufbaut. Dauerhaft schlechte Schlagzeilen will eben niemand. Es können sich auch nur ganz wenige Leute leisten, darunter zu leiden.
Auf welche aktuellen Themen man diese Strategie anwenden könnten, muss der Leser natürlich selbst entscheiden.


Danke fürs Lesen. Kritik ist willkommen.

RE: STAMMTISCH

Das ist eben der Weg, auf dem die kritische Öffentlichkeit Druck auf Politik und andere Mächte aufbaut.

Wer ist denn die "kritische Öffentlichkeit"???

Sehe das Ganze (mal wieder) anders als du:
- Die Schreiberlinge schreiben so, dass sie Auflage machen. Ende aller Intentionen. Solange wir als Konsumenten sind wie wir sind werden die auch so weiter schreiben.
- Mein Umgang damit ist, dass ich mich da so gut wie gar nicht mehr über irgendetwas informiere. Es ist doch eh kaum etwas wirklich wichtig und irgendwann hab ich halt aufgehört, mich da über jeden künstlich erzeugten Sturm im Wasserglas zu ereifern. Seit dem geht es mir deutlich besser.

__________________
Hat sich erledigt. 
Notiz 

RE: STAMMTISCH

Colorado an der Grenze zu Mexiko ?
oder doch eher New Mexico hat eine Grenze zu Mexiko ???? 


https://www.youtube.com/watch?v=SzavHneQeEU



Bang Bang Happy
Notiz 

RE: STAMMTISCH

(03.11.2019, 10:30)Mr. Passiv schrieb: Wer ist denn die "kritische Öffentlichkeit"???

Im Grunge genommen ist es jeder, der solche Zeitungen usw. konsumiert.

Mr. Passiv schrieb:- Die Schreiberlinge schreiben so, dass sie Auflage machen. Ende aller Intentionen. Solange wir als Konsumenten sind wie wir sind werden die auch so weiter schreiben.

Damit erklärst du vielleicht einen Teil des Phänomens. Du darfst aber nicht vergessen, dass geschickte Berichterstattung Staatschefs und Minister aus den Amt befördern kann (siehe C. Wulff, siehe v. Guttenberg davor), das sie die Regierung vor sich hertreiben und bestimmte Themen auf die Agenda setzten oder verschwinden lassen kann. Es gehört Mut und gute Kommunikation an die Wähler dazu, ein öffentliches Thema bewusst zu ignorieren.

Außerdem haben viele Journalisten oder Medienschaffende die Intention, die Gesellschaft aus ihrer Sicht besser zu machen.

Mr. Passiv schrieb:- Mein Umgang damit ist, dass ich mich da so gut wie gar nicht mehr über irgendetwas informiere. Es ist doch eh kaum etwas wirklich wichtig und irgendwann hab ich halt aufgehört, mich da über jeden künstlich erzeugten Sturm im Wasserglas zu ereifern. Seit dem geht es mir deutlich besser.

Das ist eine Lösung, die du für dich selbst treffen kannst. Richtig.

RE: STAMMTISCH

Außerdem haben viele Journalisten oder Medienschaffende die Intention, die Gesellschaft aus ihrer Sicht besser zu machen.

Ja woran erkennst denn du die?
Woher du die Intention vieler Menschen kennst... beeindruckend. Wie gelange ich an solches Wissen?

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Hat sich erledigt. 
Notiz 

RE: STAMMTISCH

(04.11.2019, 07:10)Mr. Passiv schrieb: Ja woran erkennst denn du die?
Woher du die Intention vieler Menschen kennst... beeindruckend. Wie gelange ich an solches Wissen?

Das scheint mir aufgrund der Art wie viele Artikel geschrieben werden einfach offensichtlich.

RE: STAMMTISCH

Also scheint es dir die haben....

Das sei Dir unbenommen.

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Hat sich erledigt. 
Notiz 

RE: STAMMTISCH

(04.11.2019, 07:10)Mr. Passiv schrieb: Außerdem haben viele Journalisten oder Medienschaffende die Intention, die Gesellschaft aus ihrer Sicht besser zu machen.

Ja woran erkennst denn du die?
Woher du die Intention vieler Menschen kennst... beeindruckend. Wie gelange ich an solches Wissen?

Sie haben die Intention die Leute glauben zu lassen sie hätten die Intention die Gesellschaft aus ihrer Sicht besser zu machen.

Bei einigen Kunden funktioniert das ja dann auch. Happy


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