(18.11.2020, 10:10)Ste Fan schrieb: Ich denke man sollte in diesem Fall eng unterscheiden zwischen "Bescheid wissen" und "Risiken auf dem Schirm haben".
Zu was Corona alles fuehren koennte wussten schon Ende letzten Jahres etliche, wissen was dann wirklich passiert und wenn es passiert ist was anderes...selbst jetzt weiss noch keiner mit Sicherheit was die naechsten 6 Monate coronamaessig passieren wird...
Zu was Trumps Handelskrieg an den Maerkten fuehren koennte hatten auch etliche auf dem Schirm...und ueber die die deshalb flat gingen lacht man...
Dass Powell (oder ein anderer/e) sich bei einer Notenbank Sitzung verplappert und die Maerkte sehr enttaescht sein wuerden war ein bekanntes Szenario - trotzdem wurden die meisten Ende 2018 auf dem falschen Fuss erwischt...
dann noch Schuldenkrise oder was auch immer....
Kurzum, die meisten mit einer Strategie welche das Risiko eines Crashs nicht ausschliesst duerften den Coronacrash und die anderen davor (zumindest den Boersenpart) mit ueberschaubarem Schaden ueberstanden haben..
Alle die nur die Risiken in der Welt sahen und dementsprechend agierten duerften konsequenterweise die letzten 10 Jahre ueberhaupt nicht investiert gewesen sein, weil nur bei dem einen Risiko welches zum Crash fuehrte richtig agiert zu haben und alle anderen (bzw, was war Ende 2018?) als irrelevant erkannt zu haben waere dann -IMHO- doch ein bisschen komisch....
Für mich war der Covid19 crash finanziell gesehen ein Segen. Da war aber auch viel Glück im Spiel.
Aber mein Portfolio wechselt auch so recht häufig in einen defensiven Modus. Mehr Bonds, REITS und Cash, weniger Equity. das ist der Versuch ein lost decade zu vermeiden und meine Risiken (eventuell auf Kosten von Rendite...the Jury is still out) über den Diversifikationseffekt hinaus weiter zu reduzieren.
Meine Equity quote war also kurz vor dem Crash schon gering und ich habe sehr schnell fast den gesamten Rest verkauft (manueller Eingriff) um dann später für meine Verhältnisse aggressiv einzusteigen.
Wie SteFan sagt geht es ja um Risiken. Ich denke es macht keinen Sinn Crash komplett vermeiden zu wollen. Aber seine "Exposure" etwas zu reduzieren kann schon Sinn machen. Wenn man mit dem Gefühl leben kann was zu verpassen. Ich habe zum Beispiel kurz vor der US Wahl meine US Equity Quote drastisch reduziert. Das war ein manueller Eingriff und Ex-Post wahrscheinlich unnötig (https://www.trading-stocks.de/thread-378...l#pid77873). Da bleibt natürlich echtes Geld liegen.
Auf der anderen Seite bin ich auch am 2. September in den defensiven Modus gewechselt und habe Ende September wieder eingekauft. Früher habe ich im defensiven Modus auch "tail protection" gekauft (VIX). Das mache ich jetzt aber nicht mehr.
Da die Verteilung der Returns nicht symmetrisch ist ("der Bulle steigt die Treppe hoch, der Bär springt aus dem Fenster") hat sich die Vorgehensweise bisher sehr positiv auf mein Portfolio ausgewirkt. Die letzten Jahre lag ich schlechter als der SP500. Das hat sich dieses geändert.
Exposure to risk ist immer da. Geld kann man deshalb immer verlieren. Ständig nicht investiert zu sein bringt auch nix. Ist ja auch nur ein Investment in Cash.
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