(04.02.2020, 20:06)Ste Fan schrieb: Ist ja alles korrekt, jedoch spielen viele der Fundamentals fuer den Markt keine kritische Rolle ......
Im Moment nicht!
Das kann sich erfahrungsgemäß sehr schnell ändern - aber auch noch jahrelang weiter gehen - aufgrund fehlender Anlagemöglichkeiten oder schlicht einfach wegen Gier und Dummheit der Anleger, inkl. oder sogar insbesondere der institutionellen Anleger. Dot.com-Blase und Neuer Markt lassen grüßen.
Ich erinnere nur daran: Consors hatte einmal die Marktkapitalisierung der Commerzbank erreicht. (Ja, die Consorten waren einmal börsennotiert und brachten es auf über 5 Mrd. DM Marktkapitalisiserung)
Prinzipiell hat Cubano Pedro grundsätzlich recht, wenn er den Goodwill kritisch ansetzt. Unternehmen mit hohem Goodwill sind Unternehmen, die ich mir für Short-Gelegenheiten gerne ansehe.
Es muss nicht sein, oft werden die Bilanzen aber nur durch immensen Goodwill aufgebläht - oder anders gesprochen: Es werden Werte ausgewiesen, die es gar nicht gibt!
Bilanzen mit hohem Goodwill sehe ich grundsätzlich sehr kritisch.
Was steckt hinter dem Goodwill? Nichts anderes als der Aufschlag, den ein Unternehmen gezahlt hat oder als Aufschlag auf eine Bewertung begründet vornimmt. Begründen kann man viel. Bspw. dass das Huhn vor dem Ei da war und nicht umgekehrt. Ob das der Realität entspricht, sei einmal dahin gestellt.
Bezahlen kann man bekanntlich auch viel. Erst neulich erlebt: Handwerker sollte Tür reparieren, konnte das nicht, wollte 120 EUR - den habe ich ohne Geld heim geschickt - keine Leistung, kein Geld. Dann kam der nächste, reparierte die Tür, Tür funktioniert wieder einwandfrei, Kosten 50 EUR, der ging mit Geld heim, denn er hat ja eine Leistung gebracht.
Der Hintergrund, warum der Goodwill oft kritisch gesehen wird, ist die Frage, ob die Bewertung tatsächlich realistisch ist. Die meisten Unternehmen sind eher daran interessiert ihre Assets nicht zu hoch zu bewerten, da das später böse Überraschungen bei Abwertungen geben kann. Dann, wenn bspw. zwangsweise der Goodwill korrigiert werden muss. Das bringt dann die gesamte Bilanz inkl. G&V durcheinander und dann gibt es Probleme.
Spontan erinnere ich mich an eine Bilanz einer deutschen börsennotierten AG, die ein Wertgutachten erstellen ließ, um ein Grundstück in der Bilanz mit T€ 800 höher ansetzen zu können. Das ist zwar kein Goodwill, aber ich will hier nur einmal demonstrieren, mit welchen Tricks hier oft gearbeitet wird. Offensichtlich hat man sich hier sehr geirrt und hoffte, den Wert um einige Millionen zu erhöhen. Doch da schien der Wertgutachter nicht mitzumachen. Also ging das Teil mit T€ 800 höher in die Bilanz ein.