Ein paar theoretische Betrachtungen zum Thema.
Ich erziele netto ca. 3.2% Dividendenrendite. Wenn ich damit meinen Lebensunterhalt bestreiten wollte, benötige ich etwa das 32fache meiner jährlichen Ausgaben als Kapitalstock. Das ist eine ordentliche Hürde! Liquidiere ich dabei Unternehmensanteile nach Bedarf, dann deckt das bei dieser Rendite und einem Kapitalstock, der das 5, 10, 15 oder 20fache der jährlichen Ausgaben beträgt, jeweils gut 6, 13, 23 oder 33 Jahre lang die Ausgaben.
Das alles ignoriert die Preissteigerungen. Betrachtet man die, wird es klar, dass im Gegenzug auch eine Steigerung der Dividendenrendite benötigt wird, um einen Ausgleich dafür schaffen zu können. Unter der Annahme, dass diese Steigerung 2, 3 oder 5% über der Inflationsrate liegt, hat das folgende Auswirkungen:
5faches der jährlichen Ausgaben als Kapitalstock => keinerlei spürbare Veränderung der Reichweite
10faches der jährlichen Ausgaben als Kapitalstock => keinerlei spürbare Veränderung der Reichweite
15faches der jährlichen Ausgaben als Kapitalstock => keinerlei Veränderung der Reichweite bei 2% Steigerungsrate, +1 Jahr bei 3%iger Steigerungsrate, +5 Jahre bei 5%iger Steigerungsrate
20faches der jährlichen Ausgaben als Kapitalstock => +10 Jahre bei 2%iger Steigerungsrate, sogar langfristige Vermehrung des Kapitalstocks bei 3 und 5%iger Steigerungsrate
Sicher nicht neu ist, dass der Zinseszinseffekt bei der Dividendensteigerung oder reinvestierten Dividenden nur dann ein mächtiges Tool ist, wenn man ihn über einen längeren Zeitraum betrachtet. In Kombination mit der Reichweite, die man bei einem bestimmten Vermögen hat, wenn man nur auf die Kapitalerträge baut, war es aber für mich schon überraschend, wie wenig sich das dann doch in der Praxis auswirken würde, wenn man die immerhin schon beachtliche Summe des 10fachen Jahresverbrauchs angespart hat (also z.B. 500k Vermögen bei 50k€ Verbrauch). Nur vom eigenen Kapital und seinen Erträgen wird man dann nicht nachhaltig leben können, wenn man in „normale“ Aktien investiert, die brutto ca. 4% Dividendenrendite und 7-8% Steigerungsraten aufweisen. Erst bei einem Vermögen jenseits des 15fachen des Jahresverbrauchs investiert in derartige Dividendenaktien erzielt man meiner Meinung nach eine komplett selbst finanzierte, signifikante Reichweite von 2 Jahrzehnten und mehr. Liegt man drunter, ist man langfristig auf weiteres Einkommen wie z.B. die Rente angewiesen.
Dividendenrendite und –steigerungsrate im Depot wird man nicht zwangsläufig durch Umschichten in andere Werte beeinflussen müssen. Wenn eine gewisse regelmässige Entnahme Teil des Plans ist, dann kann man das in diesem Zusammenhang auch durch gezielte Liquidierung bestimmter Positionen beeinflussen. Die Tatsache, dass beim Verkauf der Aktien Gewinne versteuert werden müssen, habe ich ganz generell mal ignoriert. Dafür müsste man wissen, wie hoch dieser Steuersatz im individuellen Fall ist und wie viel Gewinn denn jeweils versteuert werden muss. Die Reichweiten werden deswegen wohl eher kürzer sein, aber ganz grundlegend sollte das nichts an diesen Überlegungen ändern.