Zitat:Deeptech:
Die 8-Billionen-Euro-Chance
Von Maximilian Sachse
08.11.2024,
Eine Studie bescheinigt dem Deeptech-Sektor enormes Wachstumspotential und warnt: Die EU hänge hinterher.
Quantencomputer statt Lieferdienste, Künstliche Intelligenz statt Onlinehändler: Der sogenannte Deeptech-Sektor ist forschungsintensiv, basiert auf hochkomplexen Technologien – und könnte bis 2030 weltweit einen Wert von mehr als acht Billionen Euro generieren. Das entspräche fast der Hälfte des prognostizierten Bruttoinlandsprodukts aller EU-Länder.
Zu diesem Schluss kommt eine Analyse der Boston Consulting Group (BCG), die die F.A.Z. vor Veröffentlichung einsehen konnte. „Deeptech ist eine große Chance für Europa“, sagt Studien-Mitautor Sebastian Heimbach. „Aber das Fenster schließt sich für einzelne Technologiefelder zunehmend.“ Heimbach spielt damit auf den Investitionsrückstand Europas an. Zwischen 2018 und 2023 erhielten amerikanische Deeptech-Unternehmen 215 Milliarden Euro an Finanzierung, hat BCG errechnet. Europäische Deeptech-Unternehmen sammelten im gleichen Zeitraum demnach lediglich 58 Milliarden Euro ein. Da überrascht es nicht, dass weniger als zehn Prozent aller sogenannten Deeptech-Einhörner aus Europa stammen. Als Einhörner bezeichnen Investoren Start-ups, die sie mit mehr als einer Milliarde Euro bewerten.
Von Start-ups kann Deutschland profitieren
Dabei weist BCG auf andere Studien hin, die Europa eigentlich starke wissenschaftliche Grundlagen bescheinigen. Es hapere an der Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen. Heimbach sieht vor allem Unternehmen in der Pflicht, stärker in Deeptech zu investieren. Sie seien ein entscheidender Hebel, um Deeptech-Innovationen „made in Europe“ zum Durchbruch zu verhelfen, weil große Unternehmen bis zu zehnmal höhere Aktionärsrenditen je Patent erzielten als kleinere Unternehmen.
„Deutsche Konzerne haben in der Vergangenheit deutlich risikoaverser agiert als ihre Wettbewerber in Asien oder Amerika“, sagt Heimbach. „Es braucht eine Mentalitätsänderung.“ Unternehmen sollten sich stärker für Kooperationen mit Start-ups öffnen. Davon könnten beide Seiten profitieren – aber nur, wenn es eine Strategie gebe, aus einer Beteiligung an einem Start-up wirklich Wert zu generieren. Konzerne sollten die Angebote und Innovationsimpulse von verpartnerten Start-ups etwa stärker in die eigene Forschung und Entwicklung sowie in die Vertriebskanäle integrieren. Neben dieser Rolle als „Verstärker“ könnten Konzerne auch selbst zu Deeptech-Innovationsführern werden. Das aber erfordere langfristige Investitionen und Geduld.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/u...96379.html
__________________
Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.