
RE: Deutschland - Wirtschaftsnachrichten, Analyen, Prognosen
| 20.08.2024, 09:34 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.08.2024, 09:57 von saphir.)(19.08.2024, 18:23)Mr. Passiv schrieb: Wer, außer dir, stellt in Frage, dass ne gute Bahn was kostet?Du rufst doch den "schlanken Staat" aus. Dann tu doch mal, anstatt immer nur Einwürfe zu machen, darstellen wie du dir eine gute Lösung vorstellst. Das würde Missverständnissen vorbeugen.
Oder hab ich wieder was überlesen??
(20.08.2024, 00:35)Speculatius schrieb: Noch ein kleines bißchen Bahn-Bashing....Was ist der Sinn und Zweck des Bashings?
Wenn man sich die benötigte Summe für die Infrastruktur mal anschaut: Es heisst immer wieder so um die 100 Mrd. Euro. Das sind insg. so 2-3% des BIP. Also wirklich nichts, was den Staat durch eine Anhebung der Verschuldung umhauen würde. Vor kurzem hätte der Staat dies sogar mit negativen Zinsen leihen können.
Also warum ist das nicht passiert?
Ich hab nur eine Erklärung: die wirtschaftsliberalen Kräfte in unserem Land, also FDP und liberaler Flügel der CDU, verhindern seit Jahren bewusst einen reibenungslosen Bahnbetrieb um die Privatisierung zu erzwingen.
Interview z.B. hier:
Zitat:FDP fordert 100 Prozent der Bahn an die Börse
Für den verkehrspolitischen Sprecher der FDP, Horst Friedrich, ist der SPD-Kompromiss für die Bahnprivatisierung nur ein erster Schritt in die richtige Richtung. Mit einer Beteiligung privater Investoren von nur 24,9 Prozent werde jedoch keines der Probleme der Bahn gelöst. Vor allen Dingen werde es dann schwierig, wenn die Gewerkschaften wie angekündigt das Ganze in einem Tarifvertrag festgeschrieben haben wollten, erläuterte der FDP-Politiker.
Moderation: Christiane Kaess | 15.04.2008
... Er kann für uns als FDP nur der erste Schritt in eine sicherlich richtige Richtung sein. Aber mit einer Beteiligung Privater von 24,9 Prozent wird keines der Probleme, die die Bahn tatsächlich hat – und die liegen hauptsächlich im finanziellen Bereich –, tatsächlich gelöst. Vor allen Dingen wird es dann schwierig, wenn die Gewerkschaften wie angekündigt das Ganze in einem Tarifvertrag festgeschrieben haben wollen. Dann wird es sicherlich nicht unsere Zustimmung finden....
... dass der Bund lediglich die Mehrheit am Eisenbahninfrastrukturunternehmen haben muss – sprich jetzt Netz AG und Bahnhöfe – und dass der Betrieb zu 100 Prozent an die Börse gebracht werden kann. Das ist und bleibt unser politisches Ziel! ...
https://www.deutschlandfunk.de/fdp-forde...e-100.html
Mein Eindruck ist folgender: Man blockiert den Betrieb der Bahn so lange, bis der Zugbetrieb zu 100% privatiert ist.
Aber:
1. die private Beteiligung hat für den Staat zu höheren Finanzierungskosten geführt und nicht zu niedrigeren, da die Privaten mehr Rendite haben wollen als der Staat für eine Eigenfinanzierung ausgeben müsste.
2. Das Netz soll beim Bund bleiben. D.h. es geht nur darum das Netz im Mangelbetrieb zu halten, um die Privatisierung des Betriebs zu erzwingen. Die hohen defizitären Netzkosten sollen sowieso beim Bund verbleiben.
Am Ende kommt's dann ähnlich wie beim Wohnungsbau: nur hier höhere Bahnkosten für Reisende und reichliche staatliche Unterstützung für die privaten Betreiber. So wie bei der Abschaffung des öffentlichen Wohnungsbaus: höhere Mieten und reichliche staatliche Mietbeihilfen.
Am Ende stehen höhere staatliche Ausgaben.
Oder lieg ich da völlig daneben?
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.