(01.12.2023, 14:03)Speculatius schrieb: Vor Jahren hatte ich ja mal die Idee, als die Renditen für langfristige Bundesanleihen sogar negativ waren, sich bis zur Halskrause zu verschulden, einfach nur aus fiskalischen Gründen, auch wenn man das Geld gar nicht benötigt, um es dann in Hochzinsphasen zur Verfügung zu haben und Zinskosten zu sparen. Ich weiß aber nicht, ob so etwas rechtlich überhaupt möglich gewesen wäre. Jetzt ist der Zug natürlich abgefahren.
Damals hatte es ja geheißen, bei den exorbitanten Staatsschulden könnten die Notenbanken gar nicht mehr die Zinsen erhöhen, denn die Zinskosten würden dann die Staatshaushalte sprengen. Nun, wie man sah, konnten sie die Zinsen doch erhöhen. Was das jetzt für die Staatshaushalte heißt....mal sehen, aber die große Schuldenparty ist erst einmal vorbei. Weltweit übrigens, USA ganz vorneweg. Das könnte im nächsten Jahr für die Volkswirtschaften der Länder ganz bitter werden.
Ich glaube irgendein EU Land hat auch tatsäcglich eine 100-jährige Anleihe begeben.... ja genau Österreich war's:
Zitat:100-jährige Staatsanleihe ab heute an der Wiener Börse laufend handelbarDie könnten Sie heute mit viel Gewinn (also Verlust für die Anleihe) zurückkaufen. Ist aber nur ein kleinerer Betrag.
20.09.2017Pressemitteilungen
(Wien) Seit heute notiert die erste österreichische Bundesanleihe mit 100-jähriger Laufzeit an der Wiener Börse im Amtlichen Handel. Die Staatsanleihe mit dem Kupon von 2,1 % und einem Gesamtvolumen von EUR 3,5 Mrd. ist die Anleihe mit der längsten fixierten Laufzeit am Kurszettel der heimischen Nationalbörse (Stückelung EUR 1.000 Nennwert). Als Market Maker sorgen Walter Ludwig GmbH Wertpapierhandelsbank und Baader Bank AG mit verbindlicher Quotierung für hohe Preisqualität im fortlaufenden Handel.
https://www.wienerborse.at/news/wiener-b...handelbar/
(01.12.2023, 14:49)Vahana schrieb: Die Zinsen sind angestiegen um der Inflation entgegen zu wirken. Diese Inflation mindert die Staatsschuldenquote, weil die Steuern größtenteils prozentual erhoben werden.
Das ist auch der Grund warum der Deutsche Staat Rekordeinnahmen trotz Rezession hat.
Negative Realzins ist vermutlich ein Wachstumstreiber:
interessant wie der Realzins sich entwickelt hat:
![[Bild: Realzins-D-0123.png]](https://www.goldreporter.de/wp-content/uploads/2023/02/Realzins-D-0123.png)
Mittlerweile dürfte er aber wieder deutlich näher an der Nullinie liegen.
Was ich meinte mit meiner Frage. Also dass mit dem "Erst muss verdient werden, bevor es der Staat ausgeben kann." Ist im Grunde falsch und verstellt den Blick. Der Staat muss eher eine Balance zwischen Realzins und Wachstum finden, wobei er dies langfristig im Blick haben muss und langfristig, also länger in die Zukunft blicken muss.
Also bleibt Deutschland chronisch unter seinen Möglichkeiten?
In Deutschland kommt übrigens noch ein weiterer gar nicht so unwichtiger Effekt hinzu: Deutschland und die Länder finanzieren sich seit Jahrzehnten, auch indem man Eigentum der Öffentlichkeit privatisiert.
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.