Da hat mal einer Recht, oder:
Die Partei für gleichberechtigten Verkehr (PGV) will im Wahlkampf nur eins: Freiheit auf allen Fahrbahnen dieser Welt.
![[Bild: WahrPorscheReuters17082021-1.jpeg]](https://taz.de/picture/5038106/624/WahrPorscheReuters17082021-1.jpeg)
„Freie Fahrt“ ist nicht nur der parteiinterne Gruß der über 500 Mitglieder, es ist auch der einzige Inhalt des Parteiprogramms und des diesjährigen Wahlkampfs der Partei für Gleichberechtigten Verkehr (PGV).
„Wir wollen im Grunde genau das, was alle wollen: Freiheit. Aber für freie Fahrt braucht es Platz. Vor allem auf der Straße. Der Warentransport, die Lkw, die müssen runter von der Straße, rauf auf die Schienen. Der öffentliche Nahverkehr, der muss runter von der Straße, rauf auf die Schiene. Die Fußgänger …“, er überlegt kurz und wechselt das Thema. „Kommen Sie mal mit“, sagt er, verlässt die Parteizentrale und führt uns in eine Nebenstraße.
„Wir haben hier letzte Woche ein Pilotprojekt gestartet. Sogenannte Pop-up-Fahrbahnen.“ Er zeigt auf den Bürgersteig. Hier hat die PGV mit Baustellen-Absperrungen aus dem Radweg eine Fahrspur für Autos gemacht. Wir scheren von der Straße auf den Radweg ein und fahren Richtung Süden wie schon einige Fahrzeuge vor uns. Auch das eine oder andere Motorrad nimmt die neue Fahrspur. „Herrlich“, ruft Tischler aus. Wir wenden ein, dass wir eigentlich auf einem Radweg …
„Jaja. Radweg, da kann alles fahren, was Räder hat, und Autos haben auch Räder. Außerdem ist der Bürgersteig hier sehr breit. Sehr breit. Schon fast pervers breit. Kein Fußgänger braucht so viel Platz. Ich meine, wie breit ist ein Fußgänger schon?“
Auf der Pop-up-Fahrbahn wird es ziemlich voll, die Wagen kommen nur im Schleichtempo voran, schließlich müssen wir halten und stehen – wie die Autos auf der Fahrbahn – im Stau.
„Ja“, seufzt Tischler, „da werden wir in der nächsten Woche wohl noch eine zweite Spur einrichten müssen.“ Er verlässt die Pop-up-Fahrbahn nach rechts und fährt noch gute 200 Meter, bis wir wieder an der Parteizentrale ankommen, wo wir direkt vor dem Laden quer über den Bürgersteig parken.
„Und wir wollen ja nicht nur Freiheit. Wir wollen auch Gleichberechtigung. Alle Verkehrsteilnehmer sind gleich. Darum sollten sie auch alle überall gleich fahren dürfen. Wir fordern eine Abschaffung von Straßen, Fußwegen und Radwegen. Jeder soll sich überall gleichberechtigt bewegen dürfen, kreuz und quer, wie vor 200 Jahren, da gab es noch keine Straßenverkehrsordnung.
https://taz.de/Die-Wahrheit/!5789648/
Die Partei für gleichberechtigten Verkehr (PGV) will im Wahlkampf nur eins: Freiheit auf allen Fahrbahnen dieser Welt.
![[Bild: WahrPorscheReuters17082021-1.jpeg]](https://taz.de/picture/5038106/624/WahrPorscheReuters17082021-1.jpeg)
„Freie Fahrt“ ist nicht nur der parteiinterne Gruß der über 500 Mitglieder, es ist auch der einzige Inhalt des Parteiprogramms und des diesjährigen Wahlkampfs der Partei für Gleichberechtigten Verkehr (PGV).
„Wir wollen im Grunde genau das, was alle wollen: Freiheit. Aber für freie Fahrt braucht es Platz. Vor allem auf der Straße. Der Warentransport, die Lkw, die müssen runter von der Straße, rauf auf die Schienen. Der öffentliche Nahverkehr, der muss runter von der Straße, rauf auf die Schiene. Die Fußgänger …“, er überlegt kurz und wechselt das Thema. „Kommen Sie mal mit“, sagt er, verlässt die Parteizentrale und führt uns in eine Nebenstraße.
„Wir haben hier letzte Woche ein Pilotprojekt gestartet. Sogenannte Pop-up-Fahrbahnen.“ Er zeigt auf den Bürgersteig. Hier hat die PGV mit Baustellen-Absperrungen aus dem Radweg eine Fahrspur für Autos gemacht. Wir scheren von der Straße auf den Radweg ein und fahren Richtung Süden wie schon einige Fahrzeuge vor uns. Auch das eine oder andere Motorrad nimmt die neue Fahrspur. „Herrlich“, ruft Tischler aus. Wir wenden ein, dass wir eigentlich auf einem Radweg …
„Jaja. Radweg, da kann alles fahren, was Räder hat, und Autos haben auch Räder. Außerdem ist der Bürgersteig hier sehr breit. Sehr breit. Schon fast pervers breit. Kein Fußgänger braucht so viel Platz. Ich meine, wie breit ist ein Fußgänger schon?“
Auf der Pop-up-Fahrbahn wird es ziemlich voll, die Wagen kommen nur im Schleichtempo voran, schließlich müssen wir halten und stehen – wie die Autos auf der Fahrbahn – im Stau.
„Ja“, seufzt Tischler, „da werden wir in der nächsten Woche wohl noch eine zweite Spur einrichten müssen.“ Er verlässt die Pop-up-Fahrbahn nach rechts und fährt noch gute 200 Meter, bis wir wieder an der Parteizentrale ankommen, wo wir direkt vor dem Laden quer über den Bürgersteig parken.
„Und wir wollen ja nicht nur Freiheit. Wir wollen auch Gleichberechtigung. Alle Verkehrsteilnehmer sind gleich. Darum sollten sie auch alle überall gleich fahren dürfen. Wir fordern eine Abschaffung von Straßen, Fußwegen und Radwegen. Jeder soll sich überall gleichberechtigt bewegen dürfen, kreuz und quer, wie vor 200 Jahren, da gab es noch keine Straßenverkehrsordnung.
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.