Avigan: Grippemittel im Einsatz bei Patienten mit Coronavirus
Im Kampf gegen das Coronavirus im Körper scheint das bereits auf dem Markt verfügbare Mittel Avigan (Favipiravir) eines japanischen Herstellers gut zu funktionieren.
Zumindest bei Patienten mit einem leichten bis mittleren Covid-19-Schweregrad. Dies berichtet die japanische Zeitung „Mainichi Shimbun”.
Das antivirale Medikament behindert die Vermehrung der Erbinformation einer bestimmten Gruppe krankmachender, sogenannter RNA-Viren, zu der Influenza, Ebola, das Maul- und Klauenseuche-Virus, das Westnilfieber-Virus und auch Coronaviren gehören.
Avigan wurde vom Konzern „Fujifilm Toyama Chemical“ entwickelt und ist schon seit Jahren auf dem Markt. Das Patent auf den Wirkstoff stammt aus dem Jahr 1999. Avigan war ursprünglich gedacht als Grippemittel gegen neue Influenza-Stämme.
Wegen der fruchtschädigenden Wirkung des Wirkstoffs während der Schwangerschaft erteilten Japans Behörden die Zulassung nur für Virenstämme, gegen die es noch keine anderen Medikamente gibt.
2016 lieferte die japanische Regierung Avigan mit Einverständnis der WHO als Soforthilfe gegen den Ausbruch des tödlichen Ebolavirus in Guinea.
Avigan: Hersteller hoffen auf EU-Zulassung
Nur wird spekuliert, dass Avigan in Anbetracht der Dringlichkeit in der Corona-Krise wahrscheinlich nur wenige Schwierigkeiten haben wird, die europäischen Standards für die Zulassung eines Medikaments gegen Corona zu erfüllen.
Ein Gesundheitsbeamter erklärte in dem Bericht der Zeitung „Mainichi Shimbun”, dass es bereits im Mai soweit sein könnte.
Avigan: Klinische Tests in China und Japan
Denn erste klinische Tests in China mit 340 Patienten in Wuhan und Shenzhen sowie 80 in Japan scheinen die Wirksamkeit des Medikaments gegen die Vermehrung des Coronavirus im menschlichen Wirt zu bestätigen.
Patienten, denen Avigan bei den Tests in Shenzhen verabreicht wurde, wurden im Schnitt schon vier Tage danach negativ auf das Virus getestet. Bei Patienten ohne Gabe von Avigan wütete das Coronavirus noch elf Tage im Körper – und hatte dementsprechend mehr Zeit, Zellen zu infizieren und den Krankheitsverlauf zu verschlimmern.
Vergleichende Röntgenaufnahmen ließen wohl den Schluss zu, dass sich bei 90 Prozent der mit Avigan behandelten Teilnehmer der Lungenzustand deutlich verbesserte. Zum Vergleich: Bei Patienten ohne Medikamenteneinnahme trifft das in rund 62 Prozent der Fälle zu.
Die erste klinische Studie fand im Februar in China mit amtlicher Genehmigung statt. Aber auch Ärzte in Japan behandelten schon Fälle von Covid-19. „Wir haben es 70 bis 80 Personen gegeben, aber es scheint nicht so gut zu funktionieren, wenn sich das Virus bereits vermehrt hat", gab das japanische Gesundheitsministerium zu bedenken.
Trotz der erst wenigen behandelten Menschen werten die Verantwortlichen in Asien die Testläufe als überraschend positiv.
Zhang Xinmin, ein Vertreter des chinesischen Wissenschafts- und Technologieministeriums, sprach in
„China Daily” von „vielversprechenden Ergebnissen gegen das neuartige Coronavirus und milden Nebenwirkungen bei den Patienten".
Hoffnung Avigan: Grünes Licht für experimentelle Tests in Italien
Am 22. März gab Italien grünes Licht für den experimentellen Einsatz von Avigan gegen Covid-19 und startete Tests in drei besonders schwer von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Regionen.
Aktuell listet
ClinicalTrials.gov der National Library of Medicine drei Studien auf, die Avigan (Favipiravir) zur Behandlung von Covid-19 untersuchen.
Mittel gegen Corona: Deutscher Arzneimittelexperte verhalten optimistisch
Arzneimittelexperte Prof. Gerd Glaeske ist gegenüber EXPRESS verhalten optimistisch: „Es ist ein weiterer interessanter Kandidat in der Liste interessanter Wirkstoffe gegen Covid-19, den man jetzt auch in Überlegungen für klinische Studien mit einbeziehen könnte, auch wenn es scheint, als ob das Mittel nur hilft, wenn die Krankheit noch nicht so weit fortgeschritten ist."
Das für Arzneimittelsicherheit und Zulassungsverfahren zuständige BfArM erklärte in einer Stellungnahme gegenüber EXPRESS: „Die gegenwärtigen Überlegungen in Bezug auf die medikamentöse Therapie beziehen sich auf Arzneimittel, die sich entweder bereits in der Entwicklung für andere Erkrankungen befinden (Remdesivir) oder schon in anderen Anwendungsgebieten zugelassen sind (Chloroquin).“
Ansonsten „behandele das BfArm alle Anträge und Beratungsfragen zu Wirkstoffen für eine mögliche Therapie in Zusammenhang mit Sars-CoV-2 bzw. Covid-19 mit höchster Priorität“.
Bundesinstitut: Weltweit noch keine Arznei gegen COVID-19 zugelassen
Der Sprecher betont, dass es weltweit noch kein gegen Covid-19 zugelassenes Arzneimittel gibt.
Über Avigan berichteten bislang nur sehr wenige europäische Medien, darunter zuerst der britische Guardian, aktuell greift das Thema auch die deutsche Datenbank für Ärzte und Apotheker („
Gelbe Liste“) auf.
Favipiravir wohl gegen Corona wirksam
In diesem Informationsportal für Heilberufe heißt es: „Laut Nachrichtenberichten scheint Favipiravir (Avigan) in kleinen Studien aus China bei der Behandlung des neuartigen Coronavirus, das Covid-19 verursacht, wirksam zu sein".
https://www.express.de/ratgeber/gesundhe...--36464916