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Spieltheorie ??
#51
Notiz 

RE: Spieltheorie ??

(06.03.2020, 20:58)Skeptiker schrieb: Das wäre es nicht. Das wäre im Gegenteil völlige Naivität, die nicht mit echten Empathie verwechselt werden sollte.

Ein wirklich empathischer Mensch würde sein Gegenüber durchschauen und deshalb schon im Voraus wissen (oder recht plausibel zu wissen glauben), ob er betrügt oder nicht. Er würde also entsprechend reagieren.
Wobei dieser Empath die Leiden des anderen miteinbeziehen würde und ihn deshalb wahrscheinlich ebenfalls nicht verraten würde. Vorausgesetzt er glaubt nicht, dass das Gefängnis ihn guttun würde...


Da stelle ich doch immer die Frage: Was ist denn der Gemeinnutz?


Das tun die Leute sowieso.

Die Spieltheorie schließt meines Wissens kooperatives Verhalten nicht aus. Man muss dann nur ein anderes Modell nehmen.
Um dein Beispiel aufzugreifen: Die Anleger verkaufen nach dem 09/11 nicht, weil der finanzielle Gewinn nicht höher ist als das schlechte Gewissen, also die negativen Auswirkungen auf das Selbstbild, die Scham und eventuelle Befürchtungen davor, von irdischen und überirdischen Instanzen verurteilt zu werden.


Da antworte ich immer: Montesquieu lesen

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#52
Notiz 

RE: Spieltheorie ??

(06.03.2020, 21:05)cubanpete schrieb: Dann mach uns doch mal ein einfaches Beispiel, vielleicht mit dem Gefangenen-Dilemma.

Wenn man zu oft über dieses Dilemma nachdenkt, dann sieht man häufig überall solche Dilemmas.  Tup

Kleiner Punkt: Das Dilemma veranschaulicht meines Wissens ganz schön, dass das sog. "Nash-Gleichgewicht" nicht identisch mit den maximalen Nutzen sein muss.

cubanpete schrieb:Die beste Lösung für die Gesamtheit der Spieler wäre, nicht die Spieltheorie anzuwenden.

Wenn du mit den Behören kooperierst - nebenbei bemerkt, dass ist eigentlich das "aggressive" Verhalten im Gefangenen-Dilemma (ab hier GD), ein Schelm...  Scared - , dann kommst du auf jeden Fall besser weg.
Wenn den "Gegner" mit den Behörden zusammenarbeitet, dann bekommst du zwar eine höhere Strafe, aber da du geständig bist, ist diese nicht so hoch wie im anderen Fall, sonstigenfalls kommst du sogar mit einer Kronzeugenregelung oder einen Deal mit der Staatsanwaltschaft straffrei davon.

Man darf ja nicht vergessen, welche Perspektive man beim GD einnehmen soll: Der Standpunkt der Behörden, die wollen, dass die Verbrechen auspacken.
Genau das selbe haben wir bei der Anwendung des GD auf illegale Kartellabsprachen, Steuerhinterzieher usw.

Die Frage nach dem Gesamtnutzen müsste hier noch mal völlig neu aufgerollt werden, finde ich...

cubanpete schrieb:Die Spieltheorie funktioniert genau so gut wie die Informationen sind die zur Verfügung stehen.

Man kann diese "Opportunitätskosten" berücksichtigen, sie irgendwie in die Tabellen einbauen. Die Entscheidung zu verzögern verursacht aber auch weiterhin kosten.

(07.03.2020, 08:38)saphir schrieb: Vielleicht könnte man sagen, dass Gemeinnutz Eigennutz von möglichst Vielen ist.

Damit hast du dann aber auch alle Einwände aus dem Bereich des Utilitarismus mit am Hals...

saphir schrieb:Glaube bei der Spieltheorie muss man das erkennen, worin der Eigennutz der anderen liegt und dann natürlich das am besten (aus)nutzen.

Grade das GD zeigt uns aber, dass der größtmögliche Nutzen nicht die Optimierung des Eigenutzen dienen muss.

Wenn beide Gefangen Schweigen kommen sie möglicherweise straffrei davon, weil die Behörden nichts ordentliches nachweisen können. Dennoch ist es für den "Spieler" rational, seinen Mitgefangenen zu verraten.
Damit minimiert er sein eigenes Risiko, das er unter jeden Umstand gering halten will. Besser also als Geständiger kürzer in den Knast mit Aussicht auf Straffreiheit als die Gefahr der Höchststrafe.

(07.03.2020, 18:04)bimbes schrieb: Da antworte ich immer: Montesquieu lesen

Die Lektüre ist bei mir eine Weile her... Wink
#53
Notiz 

RE: Spieltheorie ??

(08.03.2020, 14:03)Skeptiker schrieb: a Damit hast du dann aber auch alle Einwände aus dem Bereich des Utilitarismus mit am Hals...


b Grade das GD zeigt uns aber, dass der größtmögliche Nutzen nicht die Optimierung des Eigenutzen dienen muss.

Wenn beide Gefangen Schweigen kommen sie möglicherweise straffrei davon, weil die Behörden nichts ordentliches nachweisen können. Dennoch ist es für den "Spieler" rational, seinen Mitgefangenen zu verraten.
Damit minimiert er sein eigenes Risiko, das er unter jeden Umstand gering halten will. Besser also als Geständiger kürzer in den Knast mit Aussicht auf Straffreiheit als die Gefahr der Höchststrafe.
a Ha, das Wort kannte ich noch gar nicht, super! Aber das stimmt natürlich, da gibt es Problematiken. Dennoch kann man bei einem Spiel unterscheiden ob ein Zug nur dem einen oder auch anderen nützt. Z.B. die Deutsche Bank die kräftig mit dazu beigetragen hat, dass das Finanzsystem kollabierte. Oder z.B. der VW-Käfer oder auch z.B. so blöd das klingt die Chinesen, zumindest in Bereichen. Die reisen durch die ganze Welt um danach zu suchen was den Leuten fehlt um dann diese Produkte herzustellen. Der Nutzen für sie dürfte mehr im Technologiegewinn liegen, als direkt im Monetären. Für uns oder der Allgemeinheit ist der riesige Nutzen der, extrem günstig z.B. an alle möglichen elektronischen Kleinigkeiten zu kommen. Aber da kann man ggf ethische Einwände erheben. Alles auf einmal zu betrachten ist aber sehr sehr schwer.

b Ja, da meinte ich auch den jeweiligen Eigennutz von allen Spielteilnehmern zu betrachten. Und dann nicht für sich auszunutzen, sondern versuchen in Übereinstimmung zu bringen. Geht natürlich nicht immer, schon gar nicht an der Börse wo die anderen meistens die Gegenspieler sind.

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Für jedes schwierige Problem gibt es eine einfache Lösung, und die ist falsch.
Die alte Welt stirbt, und die neue Welt kämpft darum, geboren zu werden: jetzt ist die Zeit der Ungeheuer.”










#54
Notiz 

RE: Spieltheorie ??

(08.03.2020, 19:18)saphir schrieb: a Ha, das Wort kannte ich noch gar nicht, super! Aber das stimmt natürlich, da gibt es Problematiken.

Man muss das Wort ja auch nicht kennen. Ist eher ein "Spezialinteressen-Gebiet".

saphir schrieb:Aber da kann man ggf ethische Einwände erheben.

Der Utilitarismus ist eine ethische Position und er wird sehr ernst genommen von seinen Anhängern.

saphir schrieb:b Ja, da meinte ich auch den jeweiligen Eigennutz von allen Spielteilnehmern zu betrachten. Und dann nicht für sich auszunutzen, sondern versuchen in Übereinstimmung zu bringen. Geht natürlich nicht immer, schon gar nicht an der Börse wo die anderen meistens die Gegenspieler sind.

Das ist ja grade das Lustige am GD. Es zeigt ein Beispiel, wo ein Interessenausgleich nicht mögich ist. Ich glaube, das nennt man einen "Kooperationskiller".
Das st eben in machen Bereichen gewollt, etwa bei Kartellabsprachen oder eben bei Strafgefangenen, und bei anderen ist es ungewollt. Es gibt gewisse Professoren, die dafür argumentieren, dass das Euro-Finanzsystem so ein Kooperationskiller zwischen den Staaten ist. Zusammenarbeit bringt nicht so viel, wie sich zu verschulden und die Kosten auf die Gemeinschaft abzuwälzen.

Wichtig für die Praxis ist meines Erachtens die Unterscheidung zwischen Null- und Nicht-Nullsummenspielen. Darüber habe ich micht irgendwo schon mal ausgelassen.


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