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Das Tief von 23mar2020
#1

Das Tief von 23mar2020

Am Montag ist es ein ganzes Jahr her. Würde mich interessieren wie es Euch so ergangen ist. Wer will darf natürlich auch einen Chart veröffentlichen.

Es handelte sich ja um ein typisches V-Tief. Allerdings hatte es mich diesmal heftig erwischt. 1987 hatte ich Glück weil ich gerade liquidiert hatte im September, 2001 hatte ich einen grossen Teil meines Geldes in meiner Firma und auch 2008 war ich noch berufstätig und habe eine Menge Kohle verdient und auch gerade Land und ein Haus gekauft, war also auch damals nicht so betroffen.

Aber diesmal hatte es mich voll erwischt. Ich habe schon meine Rente in Gefahr gesehen. Zum Glück hatte ich fest niedergeschriebene Strategien, wenn auch die eine oder andere auf Grund der Krise noch leicht optimiert werden konnte. Aber grundsätzlich fahre ich seit ungefähr 7-9 Jahren die gleichen Strategien und das gab mir den Vorteil relativ ruhig zu bleiben. Meine Existenzängste haben sich nicht auf den Handel mit Wertpapieren ausgewirkt so dass ich einfach "Kopf runter und durch" machen konnte.

Jahrelang hatte ich manchmal bessere und manchmal schlechtere Performance in meinen einzelnen Strategien gemessen am SP500. Dann kam im November ein Booster. Ich weiss nicht genau warum, aber wenn man so lange das gleiche tut so ist es wohl manchmal auch einfach das Richtige. Vielleicht liegt es daran dass wie ich ja schon seit Jahren sage das exponentielle Wachstum in den Schwergewichten des SP500 nicht ewig weiter gehen kann und die Investoren das langsam auch merken. Das heisst sie ziehen Geld ab aus diesen Werten und investieren es in anderen Firmen die ich schon vorher gehalten hatte.

Das alleine kann aber nicht der Grund gewesen sein. Während der SP500 seit November ungefähr 16% gestiegen ist hat sich der Wert meines Portfolios seit November nochmals um mehr als 50% erhöht, und das obwohl ich dann schon angefangen hatte die im Mai gemachten Schulden zurückzuzahlen. Das hatte ich seit 2012/2013 nicht mehr geschafft, und es tut verdammt gut.

Hab mir mal mit dem Portfolio Analyst von IB einen Chart erstellen lassen mit SP500 als Vergleich und über sämtliche meiner Strategien:

   

Wie ist es Euch so ergangen in diesen 12 Monaten seit dem Tief?

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Der einzige gute Tipp von Deinem Broker ist ein margin call.
#2
Notiz 

RE: Das Tief von 23mar2020

Tup Klasse!





Danke der Nachfrage, ich bin auf allen Ebenen gesund (geblieben)
#3

RE: Das Tief von 23mar2020

Gratuliere. Muss das auch mal machen, aber meine Sachen sind meist auch sehr gut gelaufen.
#4

RE: Das Tief von 23mar2020

Da ich diesmal keine Derivate und auch keinen Kredit hatte, konnte ich den Bestand aussitzen.
Der Rest der Liquidität wurde zum bescheidenen Nachkauf genutzt.

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Gruß Hans-Jürgen

Den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf
Psalm 127, Vers 2
#5

RE: Das Tief von 23mar2020

Ich messe normalerweise nur die ganzen Kalenderjahre, ist also auch nicht so ernst zu nehmen. Ich hatte auch einen Fehler drin bei meiner ersten Version...

Mich hat nur interessiert wie es Euch so ergangen ist. Nicht unbedingt in Performance des Depots, sondern auch sonst so. Irgendwelche Lehren gezogen?

Ich habe zum Beispiel meine Momentum Strategie etwas konservativer gemacht, weniger Hebel. Trotzdem weist diese schon ein Plus von über 50% aus dieses Jahr.

Bei meiner DGI Strategie habe ich Parameter für Fremdkapital eingeführt. Ausserdem wurden die Regeln für den Teilverkauf strenger, es wird jetzt berücksichtigt wo der Index steht. Um reduziert zu werden muss eine Position jetzt 6% des Portfolios dividiert durch den aktuellen Stand des SP500 gemessen am Höchststand sein. Weil, in der Krise hatte ich viel zu viel Positionen die weniger verloren haben als der Rest und deshalb 6% des Portfolios ausmachten. Bei meiner neuen Methode muss die Positionsgrösse z.B. bei einem Stand vom SP500 bei 80% vom letzten Höchststand 7.5% ausmachen,  6 dividiert durch 0.8. Das reduziert den Handel und verhindert all zu viel im Verlust zu verkaufen. Meine Methoden für diese Strategie sollen ja antizyklisch sein, und jetzt wird praktisch nur noch verkauft wenn sowieso ein Höchststand da ist. Leider habe ich diese Anpassung erst vorgenommen als der Bärenmarkt praktisch schon wieder vorbei war.

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Der einzige gute Tipp von Deinem Broker ist ein margin call.
#6

RE: Das Tief von 23mar2020

(18.03.2021, 12:18)EMEUV schrieb: Da ich diesmal keine Derivate und auch keinen Kredit hatte, konnte ich den Bestand aussitzen.
Der Rest der Liquidität wurde zum bescheidenen Nachkauf genutzt.

Tup

Das ist die einfachste und wahrscheinlich auch die risikobereinigt beste Methode. Du nimmst runter und rauf voll mit und brauchst keine Angst vor Liquidierung oder margin calls zu haben.

Ich fahre eine relativ konservative Strategie, aber mit Hebel. Wenn meine Aktien 83.5% ihres Wertes verlieren so müsste ich verkaufen um nicht in einen margin Call zu enden (dafür müssten sie über 90% verlieren). Aber das Risiko ist da und man muss es berücksichtigen. Man muss das selber überprüfen, wenn der margin call kommt ist es zu spät. Es gibt auch Broker die das mit dem margin call nicht so ernst nehmen, da kannst Du mit Schulden und mehr als 100% Verlust dastehen...

Viele Händler versuchen bei einem Bärenmarkt sehr früh zu verkaufen um dann günstiger wieder einzusteigen. Gelingt aber nicht immer.

Aber leider machen wohl auch viele Privatanleger den Fehler nach grossen Einbrüchen zu verkaufen und dann viel teurer wieder einzusteigen. Ich glaube wenn ich nicht meine sturen Strategien gehabt hätte so hätte das mir auch passieren können. Ich werde in 6 Jahren mal eine kleine Rente bekommen von der ich kaum leben kann. Dann so viel Wert dahinschmelzen zu sehen, den Arbeitslohn von vielen Jahren, schafft schon eine Art von Panik. Wenn ich in dieser Situation hätte entscheiden müssen so wäre das vermutlich nicht gut rausgekommen.

Ich habe die Situation oft in Gedanken durchgespielt, aber es ist schon was anderes wenn man es wirklich durchmacht. Trotzdem hat mich dieses Durchspielen vielleicht gerettet; ich wusste genau dass ich nicht von meinen Methoden abweichen darf.

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#7
Notiz 

RE: Das Tief von 23mar2020

(18.03.2021, 10:25)cubanpete schrieb: Wie ist es Euch so ergangen in diesen 12 Monaten seit dem Tief?

Zum einen ist es extrem wichtig, tatsächlich eine Strategie zu haben, was man tut, wenn's knallt.

Mal ein Vergleich. Man hat mir, als ich Auto fahren gelernt habe, beigebracht, Extremsituationen im Vorfeld mental durchzuspielen.
Was würde ich tun, wenn mir durch falsches Überholen frontal ein Auto entgegenkommt?
Lösung: Alles tun, um den Zusammenstoß zu vermeiden - also wenn möglich raus aufs Feld. Alles ist besser als "wumms".
Idee: Nur wenn man sich vorher mit den Extremsituationen beschäftigt, handelt man in denselben rational.
Denn die Hemmschwelle "raus aufs Feld" mit vielleicht noch einem Graben dazwischen ist spontan so hoch, dass man sie nicht nutzen wird.

So auch mit der Börse. Vorher mit den Extrema beschäftigen und sich überlegen, wie man reagiert.

So ist mir jederzeit klar, dass mein Depotstand um 50% oder mehr einbrechen kann. Also beschäftig(t)e ich mich
damit, kann ich das aushalten? Was ist mit den Dividenden? Ach siehe an, die werden zwar auch gekürzt, aber
weniger als gedacht. Sollte also aushaltbar sein, denn zu allererst muss ich essen, trinken, will Strom und ein warmes
Dach überm Kopf. Und dafür sollte es reichen. Also muß ich erstmal keine Panik schieben. Ich habe einen Plan
auch wenn der langweilig heisst - nix tun.

Was ist jetzt bei mir tatsächlich passiert!?

Ich habe schon ein paar mal geschrieben, dass ich zwei Depots habe. Einmal das DGI-Depot, welches meine
Rechnungen bezahlt und einmal ein Schmudepot für den Luxus. Das Schmudepot kann ich theoretisch sogar
schroten und kann immer noch essen, trinken, usw. Nimmt das Schmudepot gravierend zu, wird Geld auf das
DGI Depot überwiesen, aber _NIE_ umgekehrt. Auch hier nochmal der Hinweis: Ich bin nicht mehr ganz jung
und habe evtl. irgendwann keine Lust mehr auf Trading oder kann's einfach vom Kopf her nicht mehr. Also
bedeutet Schmudepot "Luxus" und DGI-Depot "Leben".

In den vergangenen 12 Monaten hat die Kombi aus beiden Depots bei mir 121% zugelegt. Kurve kann ich
nicht liefern, ich schreibe mir seit meinem Börsenbeginn jeden Samstag die Depotstände samt Ein/Auszahlungen
auf, mehr nicht.

Es war viel Glück dabei. So habe ich am 17.3. im DGI-Depot massiv nachgekauft, weil's so günstig war und das Geld
kam vom Schmudepot. Aus reinem Glück(!), wirklich kein Können, fast die Tiefstkurse erwischt. Aber siehe auch
den Thread "Kaufkurse sind da und nun?" https://www.trading-stocks.de/thread-2196.html.

Ansonsten im Schmudepot NQ und FDAX getradet und das Depot ca. vervierfacht. Ist aber sehr relativ zu sehen,
da ich noch horrende Verluste aus dem FGBL vor mir hergeschoben habe. pjf konnte sich einfach nicht
vorstellen, dass der deutsche Markt bereit ist, für 10-jährige Bund negative Zinsen zu zahlen und hat massiv dagegen
gewettet. Und wie immer wenn man schlauer als der Markt sein will, kräftig auf die Fresse gekriegt.
Insofern liegt die kombinierte Performance inkl. der Altlasten eher so bei 20-25% plus. Das Finanzamt wird's
leider immer noch freuen...

In Summe würde ich sagen: Der Plan hat mir geholfen ruhig zu bleiben. Ich stehe besser da als zuvor trotz der
FGBL Pleite. Börse ist schön. Das einzige was mich nervt, dass die FAANG Aktien so was von abgegangen sind.
Leider ohne mich.

Nachtrag: Meine Lebensgefährtin, die auch Aktien hat, aber wirklich nichts, reine gar nichts macht, außer evtl.
was nachkaufen, wenn Geld über ist, hat in den letzten 12 Monaten 48% Gewinn gemacht. bzw. seit dem 1.1.20
10%.
#8

RE: Das Tief von 23mar2020

Man muss aber auch berücksichtigen, dass dieser Kurseinbruch schon nach einem Jahr im Großen und Ganzen ausgeglichen war. 2001 und 2008 hatte es sich doch länger hingezogen.

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Gruß Hans-Jürgen

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Psalm 127, Vers 2
#9
Notiz 

RE: Das Tief von 23mar2020

Was soll man in diesem Fall allgemeingueltige Lehren ziehen koennen?

Man weiss nie was kommt - daher im Zweifelsfall Risiko herausnehmen und auf besseres Wetter warten war auch in diesem Fall nicht der schlimmste Fehler. Der Crash wird sich auch in der Art nicht wiederholen.

Durchhalten hat in diesem Fall zwar gepasst, wer im Maerz nachgekauft hat war der Held - aber weil das vorher keiner wissen konnte: einfach nur Glueck gehabt... Wink

Conclusion: Im Maerz konnte keiner wissen ob dass jetzt eine schnelles V wird oder Totalabsturz oder laengerfristiges Siechtum - somit Glueckwunsch wenn das Konto ab Maerz hochgeschossen ist...besser ist fuer mich die Variante die seit Januar 2020 ne akzeptable Performance hatte - ohne extremen DD im Maerz  Smile

Mein Konto hat sich seit Maerz 2020 nicht verdoppelt - aber dafuer sich die 4 Wochen davor auch nicht halbiert Irony Biggrin
#10

RE: Das Tief von 23mar2020

(18.03.2021, 12:47)EMEUV schrieb: Man muss aber auch berücksichtigen, dass dieser Kurseinbruch schon nach einem Jahr  im Großen und Ganzen ausgeglichen war. 2001 und 2008 hatte es sich doch länger hingezogen.

Stimmt. 1987 war hingegen ähnlich.

Es passiert nie zweimal genau das gleiche und der Mensch hat leider die Angewohnheit immer für die letzte Krise zu planen, nicht für die nächste.

2018 gab es übrigens eine noch kürzere Krise: der Bärenmarkt dauerte wenn ich mich erinnere genau einen Tag, irgendwo um Weihnachten rum. Per Definition ist ein Bärenmarkt ein Minus von 20% seit dem Höchststand vom SP500.

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