RE: Deutsche Volkswirtschaft - quo vadis?
| 13.10.2023, 11:38 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.10.2023, 11:39 von saphir.)(13.10.2023, 08:51)Speculatius schrieb: https://www.iwkoeln.de/studien/christian...ionen.html
Danke! Das sind doch mal klare Zahlen. Ich hab allerdings auch da wieder eine andere Interpretation.
Z.B. Die deutsche Allianz übernimmt eine Tochter von der italienischen Generali. Ist das nun ein Zeichen von Deindustrialisierung Deutschlands (eine Direktinvestition fließt von Deutschland nach Italien)? Oder ist das ein Zeichen der Stärke der deutschen Industrie? Ich finde letzteres.
Das nächste ist der aktuelle Status:
Deutschland ist also nicht der Kranke Mann Europas, sondern der Kraftprotz Europas in Sachen verarbeitendes Gewerbe.
Nächster Punkt, die Target-Salden:
Gehen die Targetsalden nach oben, soll es ein Problem sein, weil die anderen EU-Länder uns angeblich abzocken. Hier schreibt Sinn auch:
Zitat:DDer Abfluss von Liquidität nach Deutschland würde tendenziell zum Austrocknen des Geldkreislaufs in Italien führen, wenn nicht die Banca d'Italia auf ihrem Hoheitsgebiet stets in ausreichendem Maße frisch geschaffenes Euro-Zentralbankgeld nachschießen würde, indem sie italienische Vermögenstitel erwirbt oder den italienischen Banken Kredite gewährt.Nun fließt von dem vielen Geld wieder vermehrt Geld zurück, (Direktinvestitionen insb. in die anderen EU-Länder). Die Targetsalden sinken.
https://www.hanswernersinn.de/de/themen/TargetSalden
Nun ist es auch nicht Recht, weil Deutschland nun der kranke Mann Europas sein soll.
Ich möchte Deutschland ja nicht zu "sorgenfrei" erklären, die Energiekosten belasten und das Problem mit der Autoindustrie belastet und die Zinslage belastet insb. die Baubranche.
Aber dass vermehrt Geld in Investitionen in andere EU-Länder fließt, ist doch sehr gut. Denn dadurch sinken auch die Targetsalden.
Nochmal: Wir sind der industrielle Kraftprotz Europas, das führt zu Problemen. Eine Verteilung der Industrie innerhalb Europas bzw. ein vermehrte Ausbau in den anderen Ländern hat viele Vorteile.
Und dann muss ich natürlich noch über einen Punkt meckern:
Zitat:Aus deinem PDF:
Im Jahr 2019 führt Japan mit Netto-Abflüssen von 219 Milliarden USD vor Deutschland mit rund 98 Milliarden USD. Dahinter folgt die Schweiz mit rund 36 Milliarden USD.
Gründe
Der Bruch in der Entwicklung zwischen 2018 und 2019 stützt die Analyse von Sinn (2022), wonach die Automobilindustrie in Folge zu hoher Abgas-Grenzwerte, deren Verschärfung Ende 2018 beschlossen wurde, ihre Wettbewerbsfähigkeit zum Teil einbüßt, da die Grenzwerte ungünstigen demografischen Entwicklung sowie Investitionen zur Sicherung wichtiger Rohstoffe im Ausland eine Rolle spielen. Mit der ungünstigen demografischen Entwicklung eng in Verbindung steht der Fachkräftemangel. Dieser könnte auch eine Begründung für die Abflüsse darstellen. Dass der Standort dadurch leidet, wird gestützt durch eine aktuelle Umfrage im industriellen Mittelstand (BDI, 2023; Mehrfachnennung). 76 Prozent der Unternehmen gaben „Arbeitskosten inkl. Fachkräftemangel“ als die aktuell größte Herausforderung an. Dahinter folgen mit 62 Prozent die Preise für Energie und Rohstoffe
Die Abgaswerte sind ja gewollt so hoch. Man will ja eben gerade den Verbrenner auslaufen lassen. Für die deutsche Autoindustrie ist das natürlich ein Problem, aber sie werden die Kurve schon kriegen.
Also Problemstellen gibt es. Aber gleichzeitig Alarm-Alarm der Kapitalabfluss zu rufen und gleichzeitig Alarm-Alarm der Kapitalzufluss (wegen der Targetsalden) zu rufen, ist ja irgendwie widersprüchlich.
Übrigens:
https://de.statista.com/statistik/daten/...r-schweiz/
Die Schweiz "Deindustrialisiert".
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.