Wie immer gilt: "Dieser Beitrag stellt ausschließlich eine persönliche Meinung dar. Er erhebt weder Anspruch auf vollständige Richtigkeit, noch sollte jemand seine Inhalte ungeprüft übernehmen."
Heute soll es um das Thema "Solidarität als Einbahnstraße" gehen.
Das Thema ist an sich bereits relativ heikel. Es geht mir um die Beobachtung, dass Solidarität gegenseitig sein muss, um nachhaltig zu sein. Damit diese Behauptung nicht von vornherein absurd wirkt, möchte ich an dieser Stelle einmal zwischen Solidarität und Mitgefühl unterscheiden.
Das Wort "Solidarität" wird verschieden definiert, den meisten Definitionen ist gemeinsam, dass dabei der Aspekt des Zusammenhalts, der Gleichheit der solidarischen Personen und gemeinsame Ziele oder Handlungen betont werden. Das dürfte auch dem Sprachgefühl der meisten Leute entsprechend und damit der Verwendung dieses Wortes in der Umgangssprache. Ich würde hier unter Solidarität also verstehen wollen, den Zusammenhalt einer Gruppe von in relevanter Hinsicht Gleichen, die dabei denken gemeinsame Werte oder Ziele zu verfolgen.
Im Abgrenzung davon ist Mitgefühl die Sympathie mit den Leiden und Freuden eines anderen Wesens und die Handlung dementsprechend. Dieses Mitfühlen ist meines Erachtens (siehe Disclaimer oben) nicht das Ergebnis einer Reflexion, sondern bereits vorbewusst, biologisch bedingt und geschieht in den meisten Fällen ganz automatisch.
Ein schönes Beispiel für Solidarität ist daher eine Genossenschaft, für Mitgefühl wäre es der Einsatz für verletzte oder kranke Tiere. Daran bemerkt man auch schon den ersten Unterschied, Solidarität enthält die Vorstellung von Gegenseitigkeit, während man Mitgefühl auch mit Wesen haben kann, die von Natur aus niemals im Stande sind, etwas zurückzugeben.
Es wäre natürlich zu einfach, jetzt direkt aus der Definition heraus abzuleiten, dass Solidarität daher auf Gegenseitigkeit basiert, während Mitgefühl das nicht braucht. In dem Fall hätte ich mehr etwas über Worte gesagt als über Sachverhalte in der Wirklichkeit.
In einigen Fällen ist uns auch vage bewusst, ob wir grade etwas aus Solidarität tun oder aus Mitgefühl. Insbesondere ist uns der Aspekt der Gleichheit sehr klar. Es macht eben einen Unterschied, ob man einen Kind oder einer sehr alten Person bei etwas hilft oder ob man einen gesunden Gleichaltrigen Unterstützung leistet. Letzterer wäre zumindest theoretisch in der Lage, einem das Gute zu vergelten, während manche Leute einfach in der Situation sind, nichts zurückgeben zu können.
Wenn nun eine Person wiederholt Hilfe erhält, selbst aber nie ihrerseits hilft, obwohl sie dazu in der Lage wäre, dann wird das die Helfenden irgendwann frustieren.
Es gibt nun tatsächlich einen psychologischen Effekt, der aus dem Problem der Abschreibung resultiert. Hat man bereits viel in eine Beziehung investiert und deshalb fällt es den Menschen subjektiv schwer, diese Investition fallen zu lassen. Daher wird man tendenziell nachschießen. Diesen Effekt beobachten wir durchaus auch im Bereich der realen Ökonomie. Allerdings habe ich meine Zweifel, ob man hier einen quasi-ökonomischen Effekt direkt auf die Psychologie zwischenmenschlicher Beziehungen übertragen kann.
Vor allen Dingen fällt auch ein anderes Problem an. Wenn sich ein Individuum erst einmal in einer einseitigen Beziehung mit einer Person befindet, dann wird es mit geringerer Wahrscheinlich anderen Leuten helfen. Das wird umso unwahrscheinlich, je fordernder der Hilfesucher sein wird.
Zwar wird es in jeder Gruppe, die groß genug ist, irgendwann auch Ausnutzer geben, die nach dem Tandem-Prinzip verfahren: Solange der andere strampelt, muss ich mich selbst nicht so anstrengen. Doch kann das nicht zu oft und nicht zu offensichtlich passieren. Die Solidarität wird nämlich sonst schnell in Frage gestellt. Die Menschen sind nicht unbegrenzt bereit, nachzuschießen.
Deshalb kann Solidarität keine Einbahnstraße sein. Es muss auch jemand entgegen kommen.
Danke fürs Lesen. Wenn euch das gefallen hat, gerne ein Vote abgeben.
Heute soll es um das Thema "Solidarität als Einbahnstraße" gehen.
Das Thema ist an sich bereits relativ heikel. Es geht mir um die Beobachtung, dass Solidarität gegenseitig sein muss, um nachhaltig zu sein. Damit diese Behauptung nicht von vornherein absurd wirkt, möchte ich an dieser Stelle einmal zwischen Solidarität und Mitgefühl unterscheiden.
Das Wort "Solidarität" wird verschieden definiert, den meisten Definitionen ist gemeinsam, dass dabei der Aspekt des Zusammenhalts, der Gleichheit der solidarischen Personen und gemeinsame Ziele oder Handlungen betont werden. Das dürfte auch dem Sprachgefühl der meisten Leute entsprechend und damit der Verwendung dieses Wortes in der Umgangssprache. Ich würde hier unter Solidarität also verstehen wollen, den Zusammenhalt einer Gruppe von in relevanter Hinsicht Gleichen, die dabei denken gemeinsame Werte oder Ziele zu verfolgen.
Im Abgrenzung davon ist Mitgefühl die Sympathie mit den Leiden und Freuden eines anderen Wesens und die Handlung dementsprechend. Dieses Mitfühlen ist meines Erachtens (siehe Disclaimer oben) nicht das Ergebnis einer Reflexion, sondern bereits vorbewusst, biologisch bedingt und geschieht in den meisten Fällen ganz automatisch.
Ein schönes Beispiel für Solidarität ist daher eine Genossenschaft, für Mitgefühl wäre es der Einsatz für verletzte oder kranke Tiere. Daran bemerkt man auch schon den ersten Unterschied, Solidarität enthält die Vorstellung von Gegenseitigkeit, während man Mitgefühl auch mit Wesen haben kann, die von Natur aus niemals im Stande sind, etwas zurückzugeben.
Es wäre natürlich zu einfach, jetzt direkt aus der Definition heraus abzuleiten, dass Solidarität daher auf Gegenseitigkeit basiert, während Mitgefühl das nicht braucht. In dem Fall hätte ich mehr etwas über Worte gesagt als über Sachverhalte in der Wirklichkeit.
In einigen Fällen ist uns auch vage bewusst, ob wir grade etwas aus Solidarität tun oder aus Mitgefühl. Insbesondere ist uns der Aspekt der Gleichheit sehr klar. Es macht eben einen Unterschied, ob man einen Kind oder einer sehr alten Person bei etwas hilft oder ob man einen gesunden Gleichaltrigen Unterstützung leistet. Letzterer wäre zumindest theoretisch in der Lage, einem das Gute zu vergelten, während manche Leute einfach in der Situation sind, nichts zurückgeben zu können.
Wenn nun eine Person wiederholt Hilfe erhält, selbst aber nie ihrerseits hilft, obwohl sie dazu in der Lage wäre, dann wird das die Helfenden irgendwann frustieren.
Es gibt nun tatsächlich einen psychologischen Effekt, der aus dem Problem der Abschreibung resultiert. Hat man bereits viel in eine Beziehung investiert und deshalb fällt es den Menschen subjektiv schwer, diese Investition fallen zu lassen. Daher wird man tendenziell nachschießen. Diesen Effekt beobachten wir durchaus auch im Bereich der realen Ökonomie. Allerdings habe ich meine Zweifel, ob man hier einen quasi-ökonomischen Effekt direkt auf die Psychologie zwischenmenschlicher Beziehungen übertragen kann.
Vor allen Dingen fällt auch ein anderes Problem an. Wenn sich ein Individuum erst einmal in einer einseitigen Beziehung mit einer Person befindet, dann wird es mit geringerer Wahrscheinlich anderen Leuten helfen. Das wird umso unwahrscheinlich, je fordernder der Hilfesucher sein wird.
Zwar wird es in jeder Gruppe, die groß genug ist, irgendwann auch Ausnutzer geben, die nach dem Tandem-Prinzip verfahren: Solange der andere strampelt, muss ich mich selbst nicht so anstrengen. Doch kann das nicht zu oft und nicht zu offensichtlich passieren. Die Solidarität wird nämlich sonst schnell in Frage gestellt. Die Menschen sind nicht unbegrenzt bereit, nachzuschießen.
Deshalb kann Solidarität keine Einbahnstraße sein. Es muss auch jemand entgegen kommen.
Danke fürs Lesen. Wenn euch das gefallen hat, gerne ein Vote abgeben.