(17.09.2022, 18:16)Skeptiker schrieb: Die negative Einkommenssteuer ist extrem eine Frage, wie sie umgesetzt wird.
Ich meine, Rieck selbst hat sein "Digigeld" schon als Vorschlag ausformuliert. Habe ich mir aber nicht "reingezogen". Scheint mir nicht sinnvoll, sich eingehend damit zu befassen, es gibt jede Menge "Utopien", die niemals umgesetzt werden.
Ich befürchte, in diesem Modell gäbe es massive Anreize für Gutverdiener, ihr Gehalt künstlich klein zu halten. Z. B. weil diese z. B. in Anteilen ausgezahlt wird oder sowas. Wobei man sagen muss, genau das passiert ja im realen Leben sowieso schon.
Was die Auswirkungen des Bürgergelds angeht: Mal schauen. Das spieltheoretische Modell mag zwar schon mal rationaler sein als einfach etwas zu behaupten, aber es ist nicht 1:1 die Realität. Zudem Menschen nicht immer rational entscheiden und natürlich auch andere Dinge in der Output-Matrix haben als Geld.
Der deutsche Michel wird wahrscheinlich auch Arbeiten gehen, wenn er netto 0 oder so rausgeht, befürchte ich. Dagegen ist jedes rationale Kalkül machtlos.
Ja das passiert schon. Und es gehört ja auch quasi "zum guten Ton" diese Optimierungen durchzuführen, also ein Unternehmen ist eher angesehen (insb. bei Arbeitnehmern) welches diese Optimierungen anbietet.
Beim Bürgergeld, wobei es ja eigentlich keines ist, geht es erst mal darum, wenn ich das richtig verstehe, von dem Bestrafungsmodus weg zu kommen. Dadurch soll es in Vorfeldversuchen u.a. dazu gekommen sein, dass Unwillige den Schulungen gleich fern bleiben. Was aber auch zu einer besseren Stimmung bei den Schulungen geführt haben soll. Aber vielleicht bekommt man ein besseres Bild und kann besser "die Spreu vom Weizen" trennen. Ich glaube man fährt "auf Sicht", neg. Einkommenssteuer kann ja grundsätzlich ebenfalls in das Konzept eingearbeitet werden.
Im Grunde hat Rieck das aktuelle Konzept ja auch nicht völlig eliminiert. Auch er hat eine Sockelförderung bei 0,- Euro Einkommen. Wir erinnern uns auch an den Missbrauch von Aufstockung u.A. bei den großen Konzernen die trotz Milliardengewinnen das Staatsgeld genutzt haben. Das fehlt mir bei der Betrachtung noch völlig: Soll es einem Unternehmen grundsätzlich gestattet sein, sagen wir 2 Leute mit 20 Std. Woche bei neg. Einkommenssteuer anstatt 1 Menschen ohne neg. Einkommenssteuer zu beschäftigen. Der Teufel liegt wie so oft im Detail, bzw. in der praktischen Umsetzung. Einfache Modelle können sich so auch in das Gegenteil verkehren. Aber grundstätzlich finde ich den Gedanken ebenfalls sehr reizvoll. Auch gerade weil es mit dem positiven Anreiz zu arbeiten funktioniert.
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.