(01.01.2022, 11:35)Ventura schrieb: Kern der Überlegung ist, dass es unter dem Regime des MMT zwei Welten geben soll!
1. Der Staat darf sich wie oben (re-) finanzieren
2. der Privatmann, "die Wirtschaft" muss sich konventionell finanzieren, d.h. Ratings (Leistungsfähigkeit, Eigenkapital) spielen eine Rolle
Das hat natürlich den Vorteil, dass der Staat fast unbegrenzt auch völlig unwirtschaftlich Projekte finanzieren kann.
Man muss nun volkswirtschaftlich usw. betrachten. Natürlich gibt es Investitionsprojekte, die letztlich vom Staat kommen muss. Das nennt man "öffentliche Güter".
Ob unser Staat jetzt so gute Investitionen tätigt, ist eine andere Frage...
Ventura schrieb:und abhängig dazu auch der Risikoaufschlag (Zins).
Das ist ja die Theorie, die wir alle aus der klassischen Ökonomie gelernt haben: Zinsen als die Kosten des Geldes. Bzw. die Österreicher kommen dann mit Zeitpräferenz-Phänomenen.
Ventura schrieb:Bin gespannt, ob man versucht MMT umzusetzen? Den Franzosen traue ich das sofort zu und unseren politisch Minderbemittelten.
Ich muss dich da wirklich ein bisschen in die Realität zurückholen. Einer der bekanntesten Politiker, der öffentlich mit der MMT geflirtet hat, war Donald Trump. Und der ist politisch ja nun alles andere als Sozialistisch aufgestellt.
Hier in Europa können die Franzosen mit der MMT nichts machen. Schließlich liegt der Euro in der Hand der formal unabhängigen (* EZB.
Im Umgekehrschluss heißt es aber auch, wenn die EZB sich entscheidet, eine MMT-Politik zu fahren, dann sind die europäischen Politiker praktisch im Zugzwang. Es wäre irrational, dann keine entsprechende Politik zu fahren.
Ventura schrieb:Bei der Einführung des Euros hat man auch nicht alles zu Ende gedacht, z.B. die unterschiedlichen Sozialsysteme, die zwangsläufig u.a. ein Grund zu den Transferleistungen sind.
Wir leben schon länger in einem großen Labor und sind ungewollt Teilnehmer an diesem Experiment.
Volle Zustimmung.
Nur ziehe ich daraus offenbar andere Konsequenzen als du. Ich sehe das nämlich letztlich aus individuelle Sicht. Analyse auf Ebene der Volkswirtschaft hilft mir zu verstehen, was als nächstes passieren wird und entsprechend versuche ich mein Verhalten einzustellen.
Mir ist nämlich klar, dass ich die Entscheidungsprozesse der Eliten in Politik und Wirtschaft nicht beeinflussen kann - und die Akademiker in ihren "Diskursen" ebenfalls nicht.
(01.01.2022, 18:21)Ramonet schrieb: Ich habe das Thema auch noch nicht so ganz durchdrungen. Solche Äusserungen macht man normalerweise erst hinterher.
Ich glaube nicht, dass man das Thema vollständig verstehen muss. Es reicht, die praktischen Konsequenzen zu verstehen, um seine Handlungen danach auszurichten. Aber, wie geschrieben, mein Ansatz ist da eh anders.