RE: China - Eine Supermacht
| 07.10.2023, 14:20 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.10.2023, 14:23 von Ste Fan.)(06.10.2023, 13:03)Skeptiker schrieb: .....
Wenn das eine empirische Aussage ist, dann stimmt sie nicht.
Die Vorteile für die Befolgung der "Spielregeln" müssen für den Akteur nur größer sein als die Nachteile.
Selbst für die Amerikaner ist die Rolle als "Weltpolizei" nicht nur vorteilhaft und es gibt durchaus politische Strömungen, die die Einmischung in der Welt herunterfahren wollen und glauben, damit sich selbst und anderen einen Gefallen zu tun.
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Dann lass mich das anders ausdruecken:
Wenn internationale Institutionen welche als Ordnungssinstanzen respektiert werden wollen sich auf internationale "Spielregeln" berufen welche international eingehalten werden sollen bzw. einzuhalten sind dann muessen diese Institutionen auch Sorge dafuer tragen dass die Einhaltung dieser Regeln nicht nur von der Partikularinteressenlage des staerksten Spielers abhaengt.
Folge waere sonst dass die Akzeptanz dieser Stellen sowie der Spielregeln international abnimmt und sich ein Spieler evt. unbeliebt macht und sich schwaechere Spieler gegen ihn verbuenden.
(06.10.2023, 13:03)Skeptiker schrieb: ......
Warum nicht?
1. Könnte es sehr wohl sein, dass entweder der Zustand selbst oder der Übergang dazu für dich ein Nachteil bedeutet.
2. Die Risiken einer mulipolaren Weltordnung sind ja nicht imaginär. Wenn man sich die Gesichte ansieht, dann war die Weltordnung meisten multipolar und man sieht internationale Krisen, Stellvertreter- und offene Kriege, große Investitionen in Rüstung und Militär, die man sich sonst vielleicht hätte sparen können.
Da sehe ich es erstmal als egal an, ob ich mir die griechisch-römische Antike anschaue, das 19. Jahrhundert oder die Geschichte Japans.
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Vielleicht koennte das fuer mich einen Nachteil bedeuten, vielleicht bringt es aber auch Vorteile. Vielleicht hat das fuer mich persoenlich sogar gar keine dramatischen Auswirkungen in die eine oder andere Richtung.
Schauen wir nur mal die vergangenen Jahre an in der es auf dem Planeten die unipolare Weltordnung angelsaechsicher Praegung gab....da gab es genug Konflikte/Kriege/Investitionen Militaer (MIC) welche widerlegen dass eine multipolare inhaerent risikoreicher sei.
Interessant ist ja in dem Zusammenhang ja eigentlich auch dass die letzten 500 Jahre von einigen ausserhalb der westlichen Sphaere als Zeit der westlichen Expansion gesehen werden - welche fuer den der Rest der Welt nicht nur Vorteile hatte.
"Relativ" und "absolut" laesst sich daher auch auf die Position im Koordinatensystem anwenden an der sich jemand befindet.
(06.10.2023, 13:03)Skeptiker schrieb: ------
Vielleicht verliert die Ordnung absolut an Attraktivität, aber wie sieht es im Vergleich zur nächstwahrscheinlichen Alternative aus?
Hier muss man es im Zweifelsfall bis auf individuelle Ebene herunterbrechen.
Ich könnte mir vorstellen, dass ein Demokratieaktivist irgendwo in einer Diktatur die USA (und damit den Westen) noch eher als Verbündeten ansieht als die BRICS.
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Das ist durchaus denkbar.
Genauso vorstellbar ist es aber auch dass auf der individuellen Ebene ein Familienaktivist (also einer der ganz Rueckstaendigen der einfach nur um das Wohl seiner Kinder/Familie besorgt ist) ja nach Land die Amis als eine wesentlich groessere Gefahr fuer Leib und Leben empfindet als irgendwelche konservativen Regimes in Asien oder Middle East.
Wer von beiden zaehlt mehr?
(06.10.2023, 13:03)Skeptiker schrieb: -----
Das ist jetzt nun wirklich eine "Schreibtisch-Meinung", sorry.
Sowohl die Republik China auf Taiwan als auch die Volksrepublik China auf dem Festland sehen sich als legitime Nachfolger des chinesischen Kaiserreichs. Und zwischen Ende der Qing (abgesehen von der Episode in der Mandschurei) und dem aktuellen Bürgerkrieg ist auch viel passiert.
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Das ist sogar noch komplizierter: Es gibt eine Art taiwanesische Unabhängigkeitsbewegung, die aber aus Staatsräson abgelehnt wird. Eine formale Abspaltungsbestrebung würde sowohl Festlandchina als auch einige Kräfte innerhalb Taiwans reizen.
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Die offizielle Haltung Taiwans ist meines Wissens, dass sie die legitime chinesische Regierung sind. Die tatsächlich regierenden Kommunisten sind nur so eine Art Verbrecherbande, die das Land übernommen hat.
Auf den Festland sieht man es natürlich umgekehrt.
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Yup, korrekt. Die sehen sich beide als legitime Nachfolger an. Ich stelle "schreibtischmaessig" einfach nur fuer mich fest dass ich da keine Ahnung habe aus welchen Gruenden sich eine der beiden Parteien (also KMT, KPCh) da jetzt als klarer Nachfolger der Qing-D hervor tut.
In China ist damals recht viel passiert, massiver Einfluss von aussen - sei es Stalin, die Amis oder auch Hitler - der paktierte zeitweilig uebrigens mit der KMT. Dann waren in der KMT auch Kommunisten bis sich dann der linke Fluegel abgespalten hatte, also zwei Fluegel der KMT, dann die KPCh. Konflikte innen und aussen - irgendwie war da nicht wirklich alles klar einzuordnen. Ohne Amis und WW2 gaebe auch Taiwan in der Art nicht.
Du beschreibst die Komplexitaet ja selbst - also wer soll da jetzt der legitime Nachfolger der Qing-D sein der von dem anderen seines legalen Status beraubt wurde? Und warum?