(18.06.2023, 19:00)Skeptiker schrieb: ---
Du lenkst vom Thema ab: GAB ES SANKTIONEN GEGEN DEN SCHAH, DIE NACH DEM REGIMEWECHSEL NICHT AUFGEHOBEN WURDEN?
Das ist das Argument, um das es hier geht.
Wie repressiv das Schachregime war, weiß ich nicht, um ehrlich zu sein.
Das alles ist aber jetzt fast 2 Generationen her. Die Folterungen von Leuten, die gegen das Regime protestieren, passieren heute. Die Unterdrückung von jungen Leuten, die normal Leben wollen, passiert ebenfalls bis heute.
Die Frage ist natürlich, was passieren würde, wenn das Regime gewechselt wird. Wenn dann ein noch schlimmeres System an die Macht kommt, das sich nur anders ideologisch aufstellt, z. B. nationalistisch statt religiös, dann ist die Bewertung natürlich anders asl wenn es eine liberale Demokratie gibt.
Warum haette es gegen den Shah selbst Sanktionen geben sollen? Diese (+Coup d'etat vorher) gab es vor und nach ihm, aber nicht gegen ihn.
Diese (fehlenden) Sanktionen und der Coup gegen den gewaehlten Praesidenten sind ein weiteres Argument fuer die These dass wir Demokratie und Menschenrechte nur als Grund vorschieben um Massnahmen gegen Regierungen/Herrscher/Laender zu legitimieren. Passt doch alles voll zum Thema.
Der Shah wurde vom Westen (re-)installiert weil der demokratisch gewaehlte Praesident Massnahmen getroffen hatte die nicht im westlichen (UK) Interesse waren. Er war dann ein dankbarer (zumindest bis Oelkrise) Verbuendeter des Westens (USA/UK) und war mit seiner Politik auf Linie des Westens (UK:Oel, USA:Oel+UDSSR).
Seine Herrschaft selbst (Unterdrueckung Demokratie, Zwangsweise Verwestlichung der iranischen Identitaet, faktisch Diktatur) entsprach innenpolitisch aber in keinster Weise den oft zitierten westlichen Werten - trotzdem war er ein umworbener Verbuendeter.
Seine Politik fuehrte zu Spannungen und Unzufriedenheit innerhalb des Landes welche dann zur Islamischen Revolution sowie Islamischen Republik fuehrten. Diese Republik wurde dann wieder sanktioniert - obwohl die Islamische Verfassung dato demokratisch in Kraft gesetzt wurde.
Das war ja das Thema von Anfang an....Demokratie und Menschenrechte spielen oft nur eine Rolle wenn das Regime nicht auf westlicher Linie ist.
Zum Thema Folgen fuer die Menschen: Was ein Regimewechsel fuer die Bevoelkerung bedeuten koennte vermag ich nicht zu sagen - und ich vermute dass dies fuer die westlichen Entscheidungstraeger in Relevanz deutlich hinter der Position des Regimes zum Westen stand/steht.
Die langfristigen Folgen des Coups d'etat gegen Mosaddeghselbst sowie die dann folgende Herrschaft des Shahs duerfte den Iranern daher noch gut im Gedaechnis geblieben sein.
Fun Fakt am Rande: Es gab Empoerung waehrend der kurzlichen Aufstaende im Iran aufgrund der Behandlung von Frauen welche keine Kopfbedeckung tragen wollten.
Prozedere unter dem Shah: Frauen welche konservativ bevorzugten wurden ausgegrenzt.