(26.08.2020, 17:31)Vahana schrieb: Trading kann man nicht verteufeln, man MUSS es verteufeln.
Es gibt so ein paar Ausnahmetalente die tatsächlich damit Geld verdienen, aber das ist genauso selten wie das Verhältnis von Hobby-Fußballspielern zu den Erstligisten.
Sowas kann man nicht empfehlen, sondern da muss derjenige einfach alleine seine Stärken sehen.
Wie oft habe ich schon gehört, "Hätte ich mal sofort mit Buy&Hold angefangen", oder "Hätte ich Aktie XY mal gehalten"?
Wesentlich häufiger als, "Hätte ich mal eher Traden gelernt, dann müsste ich heute nicht mehr arbeiten".
Mich selber hat das Trading um mindestens 3 Jahre zurückgeworfen.
Wir können ja eine Umfrage machen zu dem Thema. Dann wüssten wir auch warum gegen das Trading hier so geschossen wird.
Hätte ich gewußt das es 11 Jahre (fast) nur nach oben geht, dann hätte ich es vielleicht anders gemacht.
Die Notenbanken haben dafür gesorgt das es keine mehrjährigen Seitwärts-/Abwärts-Konsolidierungsphasen gab.
Aber kannst Du das auch für die nächsten Jahre garantieren? Wie heißt es immer so schön - die Ergebnisse der
Vergangenheit geben keine Garantie für die Ergebnisse der Zukunft. Wenn es so wie das letzte Jahrzehnt immer
gelaufen wäre, dann hätten mehr Deutsche Aktien und Fonds. Haben sie aber nicht. Im Gegenteil.
Internetblase mit mehrjährigem Abwärtstrend und Lehman-Krise haben viele der sowieso schon wenigen aus Aktien
und Fonds vertrieben. Kenne mehr Telekom-Aktien und Internetblase-Opfer als Leute die aktiv Aktien/Fonds handeln
oder halten. VL-Verträge oder sonstige Vorsorgeverträge mit einem Fonds über die Hintertür die über Banken oder
Versicherungen abgeschlossen wurden mal ausgenommen.
Du sagst es hat Dich 3 Jahre zurück geworfen. Würdest Du das auch sagen wenn die letzten 11 Jahre "normal"
wie in den letzten 100 Jahren gelaufen wären? Wenn Du neben einigen guten auch einige schlechte Jahre gehabt hättest?
Wenn Du wie es immer so schön heißt "nur" eine durchschnittliche langfristige Rendite von 8-9% per anno hast?
Ich kann natürlich verstehen das man das Trading verteufelt wenn man damit (viel) Geld und (viel) Zeit verloren hat.
Was jeder (inkl. mir!) im Vorfeld unterschätzt ist der extreme Aufwand bis man soweit ist um dauerhaft erfolgreich zu
sein. Natürlich gibt es immer wieder mal Glücksritter die kaum dabei ruckizucki fett absahnen. Aber das heißt nicht das
sie dann dauerhafterfolgreich sind. Habe auch mit Glück gute Gewinne gemacht, diese dann aber auch wieder schnell
abgegeben.
Paar mal blutige Nasen abholen gehört dazu. Dann lernt man strategischer, vorsichtiger mit Verlustbegrenzung
weiter zu machen. Aber dann bleibt es immer noch schwierig, anstrengend, aufwändig. Der unterschätzte Knackpunkt
ist die Zeit die es braucht bis man vieles richtig verstanden hat. Die Zeit die es braucht die richtigen Schlüsse daraus
zu ziehen. Die Zeit die es braucht eigene Strategien und Werkzeuge zu entwickeln damit es leichter, risikoärmer, profitabler
wird. Wenn Deine verlorenen 3 Jahre die Zeit sind die Du Dich mit dem Traden beschäftigt hast dann hast Du gerade
mal ein wenig an der Oberfläche gekratzt.
Unterm Strich ist das Hauptproblem beim Trading das der zeitliche Aufwand und die "Ausbildungsphase" komplett
unterschätzt werden. Aus meiner Sicht braucht es min. 10 Jahre (!!!) bis man soweit ist das man dauerhaft erfolgreich
und mit "relativ wenig Anstrengung" traden kann. Ausnahmetalent? Bin ich auf jeden Fall nicht. Ich habe mir das über
einen langen Zeitraum hart erarbeitet, habe Blut und Wasser geschwitzt, mir viele blutige Nasen geholt.
Das ganze sicher zig mal öfter verteufelt als Du es getan hast. Kenne aber auch genug Leute die Börse, Aktien generell
verteufeln.

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