
27.04.2025, Stammtisch
| 27.04.2025, 16:15 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.2025, 16:17 von Skeptiker.)Motto: Blick auf das ewige Spiel um die Macht
Erstmal:

Hallo Stammtisch,
wieder hat Professor Rieck ein Video veröffentlicht:
Das Video hat zwar nichts mit dem eigentlichen Thema des Kanals zu tun, ist aber durchaus sehenswert.
Insbesondere in der Klarheit, in der aufgezeigt wird, wie solche Machtspielchen funktionieren. Es gibt gewissen Vorwürfe, die ihrer Natur nach nicht völlig entkräftet werden können. Beispielsweise "toxische Arbeitsatmosphäre" oder "anzügliche Bemerkung".
Sicherlich kann man zum Beispiel Tonbandaufnahmen anfertigen. Man kann aber nur sehr schwer beweisen, dass grade dann, wenn kein Tonband mitlief, keine schlimmen Dinge gesagt wurden.
Es gab einmal eine Zeit, in der es als Teil der Höflichkeit galt, anonyme Anschuldigungen vollständig zu ignorieren.
Das Beispiel von Berlusconi (8:27) kann man natürlich auch anders interpretieren. Nämlich so, dass politische Macht eine Person vor juristischen und/oder politischen Konsequenzen immunisieren kann. Aktuellere Beispiele muss ich nur andeuten.
Der Verweis auf das Endspielverhalten (9:33) ist tatsächlich analytisch interessant.
Ebenefalls das Konzept der dominanten Strategie (16:15) scheint mir hier Erkenntnisse zu eröffnen. Es ist also für die anderen Entscheidungsträger schlicht nicht ratsam, sich auf die Seite der scheidenden Macht zu stellen. Nur auf der anderen Seite gibt es etwas zu gewinnen.
Der Hinweis auf die Doppelzüngigkeit (18:36), als Reicher über soziale Gerechtigkeit zu sprechen, ist klar moralisierend. Überhaupt verstehe ich nicht, wieso sich der Professor gezwungen sah, extra noch mal pro Forma eine Kritik an das Video zu hängen. Insbesondere, wenn er selbst an eine Umpositionierung (19:55) gar nicht glaubt.
Die Frage, wie es kommt, dass Leute der Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen öffentlich zustimmen (20:33), scheint mir wirklich wertvoll zu sein. Die meisten Erklärungen diesbezüglich gehen entweder von eine Art "Gehirnwäsche" der Leute aus oder beziehen sich auf irgendwelche sozialpsychologischen Theorien darüber, wie die Leute sich zu Menschen in anderen Positionen der Hierarchie verhalten.
Die Idee, dass einige Leute sich von der "Seilschaft" mitgenommen fühlen wollen, ist durchaus attraktiv. Jedoch scheint mir das von einer Fehlkalkulation auszugehen. Niemand wird für seine Verteidigung des "Weltwirtschaftsforums" ernsthaft einen realen Dank erwarten können. Der Verweis auf die Feudalstrukturen (21:12) scheint mir nur wenig Sinn zu machen. Ein Verweis auf unsere evolutionären Vorfahren und die Entwicklung der menschlichen Sozialpsychologie schiene mir fruchtbarer.
Ich glaube, es gibt hier eher einen Zusammenhang zu "Lippenbekenntnissen und den inneren Schweinehund". Manche Leute haben sich doch überzeugen lassen, dass das mit dem Klimawandel und den Abbau von Wirtschaftsleistung schon notwendig ist, aber wollen dann effektiv doch nicht daran handeln. Manche mögen wohl auch nur Lippenbekenntnisse angeben, weil sie sich damit beliebt machen.