(18.06.2023, 09:57)Ste Fan schrieb: a) Ich verstehe nicht ganz warum du immer bemueht bist die Loesung auf der Schiene Staat vs freier Markt zu suchen.
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b) Meines Wissens nach sind IWF sowie Weltbank keine Akteure des freien Marktes und die Finanzierung solcher Projekte waere ihnen nicht verboten. Allerdings fehlt ihnen meist das Interesse daran profitable Projekte zu finanzieren - sie bringen lieber strauchelnde Regierungen von 3-Welt Laendern in ihre Abhaengigkeit.
Warum dieses?
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c) Warum lassen die Franzosen die Menschen aus Mali oder Tschad nicht an dem Reichtum teilhaben? Zum Beispiel durch Investitionen im Land. Win-Win anstelle Win-Lose?
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d) Die EU geht ein Freihandelsabkommen mit afrikanischen Staaten ein. Ein Abkommen in dem einige afrik. Laender zollfreien Zugang zum EU Binnenmarkt bekommen - dafuer aber auch ihren Markt oeffnen.
Also der afrikanische Kleinbauer darf seine Tomaten zollfrei anbieten - und steht dafuer mit dem hoch mechanisierten (und subventionierten) niederlaendischen Agrarbetrieb im Wettbewerb - und die Armut bei bei afrikanischen Farmern nimmt zu.
Warum diese win-lose Politik seitens der EU?
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e) Aber jetzt wo die Chinesen sich breit machen sind sie schockiert und der freie Markt ist schuld![]()
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f) Der Westen - vertreten durch seine Regierungen - sah Afrika ueber Jahrzehnte primaer nur als billigen Rohstofflieferant, niemals als Partner.
Neo-Kolonialismus eben.
Ich fang mal an, wo wir uns einig sind: zu f) Das sehe ich auch so, über Jahrhunderte verwüstet Europa/USA die Welt mit ihrer in Teilen rücksichtslosen und destruktiven Ausbeutungspolitik.
Und nun komme ich direkt zu a) weil das in meinen Augen zusammenhängt. Wir gehen nicht nur in Afrika/Südamerika so vor, sondern auch sind wir in Ostdeutschland und neuen EU-Ländern ähnlich d) so vorgegangen. Nur mit einem Unterschied: Wir haben das ganze mit hohen Ausgleichsubventionen begleitet. Also Subventionen zum Aufbau von Infrastruktur, Modernisierung usw.. Die EU war (und ist vermutlich noch) der Meinung dies sei das modernste und beste Konzept der ganzen Welt. Subventionen die wir aber in Südamerika und Afrika nicht ausgeben wollen. Und dementsprechend konnten die unserer "Überlegenheit" markttechnisch kaum etwas entgegen setzen.
Zu a) + e) Ich finde diese Diskussion müssen wir öffentlich führen und uns von einer zu dogmatischen Auslegung der Marktwirtschaft lösen. Dann kann dies auch zu einer anderen Welt-Politik führen.
Und zu e) noch mal ganz speziell: Für China ist der Staat als Marktakteur oder als Marktvorbereiter selbstverständlich. China denkt in Jahrzehnten und Jahrhunderten. Das ist mit Marktwirtschaft nicht zu machen. Eine Investition muss sich dort bereits nach wenigen Jahren rentieren, sonst wird sie nicht getätigt. Das ist nun mal ein Grundproblem der Marktwirtschaft.
In meinen Augen: Solange wir nicht bereit sind die Schwächen der Marktwirtschaft zu diskutieren werden wir z.B. der Zuwanderungsprobleme nicht Herr. Kolonialismus, maximale Ausbeutung, sind alles eine Folge des Konzepts Kapitalismus/Marktwirtschaft.
Deshalb zu c). Ich kenne den Fall nicht. Aber ich vermute auch hier geht wieder nur um den schnellen Profit. Der Lose-teil interessiert den Marktakteur nicht.
Ist ja z.B. auch in unseren Unternehmensstrukturen so: Das Management hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr die Einkommen erhöht, mit Abwanderung gedroht wenn daran Kritik geübt wurde. Und die unteren Gehälter hat man so stark gedrückt wie möglich. Der Lose-Teil interessiert niemanden. der Unterschied zu hier ist nur, dass der Staat die Härten abfedert, was wir in Afrika nicht tun.
Also wenn wir zu eine langfristigen Afrikapolitik kommen wollen, müssen wir entweder bereit sein Investitionen zu tätigen, Steuergeld ausgeben, welches sich ggf. über Jahrzehnte nicht rentiert. Uns aber einen strategischen Gewinn bringt. Oder uns öffnen für andere Vorschläge.
Deshalb fragte ich ja nach einem Vorschlag. Hast du einen?
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.