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RE: Mechanische Aktienstrategien | 23.06.2025, 13:44
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.06.2025, 13:57 von lomo.)
Leider kann man die -teils geringe- Überperformance einer mechanischen Strategie, die aktiv handelt, nicht isoliert von den Steuerereignissen betrachten, welche sie im Vergleich zu B&H Ansatz auslöst (ich glaube Lancelot kann ein Lied davon singen). Gut funktionierende Strategie ist ja kein Selbstzweck. Man will ja möglichst viel Geld verdienen/behalten. und da wird es in DE haarig. Klar, gibt es da Lösungsansätze, aber die meisten verursachen wiederum Kosten.
Ändert natürlich nix daran, dass man eine Strategie braucht, aber es sind halt ein paar mehr Variablen, die das ganze verkomplizieren, wenn es um die Messung des tatsächlichen Netto-Performancezugewinns geht.
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RE: Mechanische Aktienstrategien | 23.06.2025, 14:05
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.06.2025, 14:06 von cubanpete.)
(23.06.2025, 13:44)lomo schrieb: Leider kann man die -teils geringe- Überperformance einer mechanischen Strategie, die aktiv handelt, nicht isoliert von den Steuerereignissen betrachten, welche sie im Vergleich zu B&H Ansatz auslöst (ich glaube Lancelot kann ein Lied davon singen). Gut funktionierende Strategie ist ja kein Selbstzweck. Man will ja möglichst viel Geld verdienen/behalten. und da wird es in DE haarig. Klar, gibt es da Lösungsansätze, aber die meisten verursachen wiederum Kosten.
Ändert natürlich nix daran, dass man eine Strategie braucht, aber es sind halt ein paar mehr Variablen, die das ganze verkomplizieren, wenn es um die Messung des tatsächlichen Netto-Performancezugewinns geht.
B&H ist ein Positionsmanagement, keine Strategie. Steuern dürfen durchaus Bestandteil einer Strategie sein, sie sollen das sogar!
Wie gesagt, man braucht zunächst eine Idee, eine Vision, was will man erreichen. Dann definiert man das Geld- und Positionsmanagement sowie die Stock Picking Regeln.
Der Performance Zugewinn kann in meinen Augen nicht gemessen werden. Schuld daran sind die Verhaltensfehler. Diese sind zwar bedingt voraussehbar, die Folgen können aber grössere Verluste, kleinere Gewinne und verpasste Chancen sein und das lässt sich nur schwierig messen.
Fast alle Firmen die es jemals gegeben hat sind eingegangen. Buy and Hold hat in dieser Beziehung ein erhöhtes Risiko.
Ich musste mich letzten Monat von einem Investment trennen das ich über ein Jahrzehnt gehalten habe und das mir sehr schöne Gewinne gebracht hat. Das hat richtig weh getan. Aber es war das Richtige: sobald das Risiko für meine Strategie zu gross wird trenne ich mich von dem Investment. Ist Teil vom Positions Management.
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RE: Mechanische Aktienstrategien | 23.06.2025, 14:11
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.06.2025, 14:15 von lomo.)
(23.06.2025, 14:05)cubanpete schrieb: B&H ist ein Positionsmanagement, keine Strategie.
Nach dir unter Umständen schon. Denn du selbst sagst ja, dass S&P 500 eine Momentum-Strategie ist. Demnach ist B&H von SPY oder QQQ sehr wohl als eine stringente Ausführung einer Momentum-Strategie zu sehen, auch ohne dass man tief kauft und teuer verkauft.
Klar, B&H bei Einzelaktien mit deren Einzelwert-Risiko und der Gewissheit, dass der wahrscheinlichste längerfristige Entwicklungspfad eines jeden Unternehmens die Pleite ist, absoluter Schwachsinn sein dürfte.
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RE: Mechanische Aktienstrategien | 23.06.2025, 14:17
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.06.2025, 14:18 von cubanpete.)
(23.06.2025, 14:11)lomo schrieb: Nach dir unter Umständen schon. Denn du selbst sagst ja, dass S&P 500 eine Momentum-Strategie ist. Demnach ist B&H von SPY oder QQQ sehr wohl als eine stringente Ausführung einer Momentum-Strategie zu sehen, auch ohne dass man tief kauft und teuer verkauft.
Klar, B&H bei Einzelaktien mit deren Einzelwert-Risiko und der Gewissheit, dass der wahrscheinlichste Entwicklungspfad eines jeden Unternehmens die Pleite ist, absoluter Schwachsinn sein dürfte.
Der SP500 ist ein schlechtes Beispiel weil er ja kein mechanisch konstruierter Index ist.
Aber buy and hold eines mechanisch konstruierten Index ist durchaus eine komplette Strategie. Man nutzt dann nämlich das Geld- und Positionsmanagement sowie das stock picking des entsprechenden Index. Wer das wie ich mit Einzelaktien macht konstruiert einfach seinen eigenen Index. Und wenn Du so willst so mache ich buy and hold meines eigenen Index.
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RE: Mechanische Aktienstrategien | 23.06.2025, 14:31
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.06.2025, 14:37 von lomo.)
(23.06.2025, 14:17)cubanpete schrieb: Und wenn Du so willst so mache ich buy and hold meines eigenen Index.
Demnach kannst du ja auch Performancezugewinn zumindest für deinen MOFO-Portfolio messen mit dem Dividenden adjustierten SCHD (B&H) als benchmark. Und ich vermute (ohne es zu wissen), dass der Performancezugewinn dieser Strategie in DE nicht ausreichen wird, um den Mehraufwand zu rechtfertigen. Gut für dich, nicht so gut für uns.
Ich bin bis heute nicht drauf gekommen wie man diesen break even point für aktive Strategie in DE richtig ermittelt. Backtest, klar, aber wenn ein Strategie-Schritt nicht bzw. halb mechanisch ist, wird es kompliziert.
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RE: Mechanische Aktienstrategien | 23.06.2025, 14:54
Der Vergleich hinkt etwas da der entsprechende Index in meinen Augen grösseres Risiko fährt als ich weil ich strengere Regeln habe. Ausserdem habe ich ungefähr 2020 die Regeln geringfügig geändert.
Inklusive Dividenden und ohne Steuern (was ungerecht ist, da man die 15% Quellensteuer nicht gleich wieder investieren kann) hat der SCHD seit 2014 eine Rendite von 10.92% pro Jahr. Meine Dividendenstrategie, bei der Steuern stets abgezogen wurden, hat netto seit 2014 eine Rendite von 10.1%.
Seit 2020 ist die Rendite bei meiner Strategie bei 12.39% und diejenige vom SCHD bei 10.17%. Alles XIRR, also interner Zinsfuss pro Jahr. Aber wie gesagt, SCHD müsste um die Steuern korrigiert werden was den compounding Effekt bei einer Dividendenstrategie ziemlich kleiner macht. Und mein Risiko Profil ist strenger.
Performance zu vergleichen bringt nicht viel, man muss alle Punkte einer Strategie berücksichtigen. Und ja, ich empfehle manchmal eine Kombination aus SCHD und Nasdaq 100 ETF wenn man den Aufwand klein halten will. Sind beides mechanisch konstruierte Index.
Wenn man einen Index findet der mechanisch konstruiert ist und bei dem die Regeln passen gibt es keinen Grund das selber zu implementieren.
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RE: Mechanische Aktienstrategien | 23.06.2025, 15:06
(23.06.2025, 14:54)cubanpete schrieb: Der Vergleich hinkt etwas da der entsprechende Index in meinen Augen grösseres Risiko fährt als ich weil ich strengere Regeln habe. Ausserdem habe ich ungefähr 2020 die Regeln geringfügig geändert.
Letzte Anmerkung, dann bin ich wieder ruhig: Man könnte die Jahresrenditen von Strategie/Benchmark risikoadjustiert (na ja, in Wirklichkeit Vola adjustiert) berechnen. Dann ergibt der Vergleich ggf. mehr Sinn.
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RE: Mechanische Aktienstrategien | 23.06.2025, 15:13
(23.06.2025, 15:06)lomo schrieb: Letzte Anmerkung, dann bin ich wieder ruhig: Man könnte die Jahresrenditen von Strategie/Benchmark risikoadjustiert (na ja, in Wirklichkeit Vola adjustiert) berechnen. Dann ergibt der Vergleich ggf. mehr Sinn.
Tja, hier habe ich ein Problem. Ich speichere jeweils nur die Daten zum Jahresende. Aber war ja auch nicht unbedingt Thema dieses Threads.
Für mich stimmt es, ich habe über 11 Jahre von der Dividenden Strategie gelebt und in dieser Zeit hat sie ihren Wert trotz all der Entnahmen vergrössert. Unterdessen hat die Momentum Strategie aufgeholt und ich entnehme dieses Jahr von beiden, nächstes Jahr vielleicht sogar nur noch von der Momentum Strategie.
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RE: Mechanische Aktienstrategien | 23.06.2025, 21:27
Ich habe auch festgestellt, dass ich mit subjektiven Entscheidungen weniger erfolgreich bin als der Aktienindex. Mit meiner mechanischen Strategie konnte ich allerdings den Index auch nicht schlagen.
Ein Problem mit komplexen mechanischen Strategien sehe ich darin, dass es viele einstellbare Parameter gibt. Die Anpassung der Parameter ist dann wiederum eine subjektive Entscheidung.
Ich hatte mich für die einfachst mögliche mechanische Strategie entschieden: Aktien werden mit dem Zufallsgenerator ausgewählt und über einen vorher festgelegten Zeitraum gehalten. Theoretisch hätte das funktionieren sollen, es gab bereits einige Untersuchungen dazu. Nur ich war damit bisher schlechter als der Index.
Eine einfache mechanische Strategie als Kombination aus Zufalls-, Momentum- und Dividenden-Strategie könnte ich mir noch vorstellen: - Aktien werden mit dem Zufallsgenerator ausgewählt.
- nach einem Jahr wird eine Rangliste der Performance erstellt, wobei auch die Dividenden mit eingerechnet werden.
- die Leistungsträger dürfen bleiben, die Minderleister fliegen raus und werden durch neue Zufallstreffer ersetzt.
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RE: Mechanische Aktienstrategien | 23.06.2025, 21:42
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.06.2025, 22:18 von cubanpete.)
(23.06.2025, 21:27)Staubsauger schrieb: Ich habe auch festgestellt, dass ich mit subjektiven Entscheidungen weniger erfolgreich bin als der Aktienindex. Mit meiner mechanischen Strategie konnte ich allerdings den Index auch nicht schlagen.
Ein Problem mit komplexen mechanischen Strategien sehe ich darin, dass es viele einstellbare Parameter gibt. Die Anpassung der Parameter ist dann wiederum eine subjektive Entscheidung.
Ich hatte mich für die einfachst mögliche mechanische Strategie entschieden: Aktien werden mit dem Zufallsgenerator ausgewählt und über einen vorher festgelegten Zeitraum gehalten. Theoretisch hätte das funktionieren sollen, es gab bereits einige Untersuchungen dazu. Nur ich war damit bisher schlechter als der Index.
Eine einfache mechanische Strategie als Kombination aus Zufalls-, Momentum- und Dividenden-Strategie könnte ich mir noch vorstellen:- Aktien werden mit dem Zufallsgenerator ausgewählt.
- nach einem Jahr wird eine Rangliste der Performance erstellt, wobei auch die Dividenden mit eingerechnet werden.
- die Leistungsträger dürfen bleiben, die Minderleister fliegen raus und werden durch neue Zufallstreffer ersetzt.
Ich bin kein Statistiker, aber ein auf Zufall basiertes System wird Dir bei sehr vielen Titeln den Durchschnitt bringen. Bei weniger Titeln wird die Standardabweichung gross, je weniger Titel desto grösser. Das heisst, bei wenigen Titeln ist bei einem auf Zufall basierten System auch die Performance zufällig. Je weniger Titel desto grösser die Chance auf sehr grosse Gewinne oder sehr grosse Verluste. Darin sehe ich eigentlich wenig Sinn...
Es gibt tatsächlich mehr Möglichkeiten als Atome im Universum, da jede beliebige Kombination von Kriterien mit beliebigen Parametern verwendet werden können. Deshalb sagte ich auch dass man am besten zuerst eine Vision definieren und dann sich dieser durch die Auswahl von Parametern nähern sollte.
Ein erfolgversprechender Ansatz wäre es die psychologischen Aspekte von Verhaltensfehlern zu analysieren und dann Parameter zu suchen die genau diese Fehler der Massen ausnutzen. Da es über 100 solcher psychologischen Fallgruben gibt die beim Anlegen schaden gibt es mehr als genug Möglichkeiten da fündig zu werden.
Es gibt viel Literatur zu diesem Thema. Ich habe direkt keine Erfahrung damit, aber meine Regeln sorgen manchmal dafür dass ich gegen den Strom handeln muss. Das ist unangenehm, jede Faser Deines Körpers strebt sich dagegen. Und es sind meist die erfolgreichsten Trades.
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