Gestern um 12 Uhr mittags begann das grosse Spanische Volksfest "San Fermín" in Pamplona mit dem sogenannten chupinazo, also dem ersten Drink.

Heute morgen wurden die ersten Stiere vom Corral zur Arena getrieben:

https://www.rtve.es/play/videos/san-ferm.../16653905/

Die Party dauert bis zum 14. Juli und endet mit dem "pobre de mi", ein Lied das sich darüber beklagt dass es jetzt fast ein Jahr dauert bis zum nächsten San Fermín.

Schade dass die Leute sogar ein Volksfest dieser Art verpolitisieren müssen: am Eröffnungstag wurden Palestina Flaggen gehisst... 

Die Kleine hier hatte viel Glück:



Es gab nur 5 Verletzte, Arm- und Hüft- Brüche sowie offene Wunden (aber nicht vom Horn). Die Stiere haben (noch) niemanden auf die Hörner genommen, das Mädel oben hatte wohl mehr Glück als Verstand.

Hier sieht man es aus einer anderen Perspektive. Blaue Flecken und ein paar Knochenbrüche, nicht so heftig wenn man bedenkt dass so ein Tierchen seine 600 Kilos wiegt:

Und die Jungs und Mädels sind auch am dritten Tag des grossen Besäufnis noch immer relativ fit. Der schwarze Bulle hat sich ein paar Mal umgedreht um jemanden auf die Hörner zu nehmen.

Es gab wieder 5 Hospitalisierte, einer davon hat das Horn in die Achsel gesteckt bekommen.

Man muss dazu sagen dass Kampfstiere in Spanien normalerweise ihr ganzes Leben keine Menschen zu Gesicht bekommen. Sie haben kilometerweiten Auslauf und sollen die Umrisse eines Menschen möglichst spät lernen, damit beim Kampf die Illusion mit dem Tuch funktioniert. Ein einziger dieser Kampfstiere kostet durchschnittlich 12'000 Euros.

Entgegen der weitgehenden Meinung ist Stierkampf nicht durch die Römer eingeführt worden sondern wurde schon in der Bronzezeit praktiziert. Im 11. Jahrhundert wurden noble Krieger mit Stierkampf trainiert. Heute ist der Stierkampf in vielen Gegenden verboten, zum Beispiel in Katalonien.

Die sehr alte Rasse der Kampfstiere wäre wohl ohne den Stierkampf längst ausgestorben.

Pamplona ist speziell, auch der Stierkampf. Ich war zwei Mal da und hatte Tickets für alle Kämpfe, ein Kumpel ist da im Club. Waren aber gute Platze (Schatten) und ich habe mich beim ersten Mal gewundert warum die meisten Zuschauer auf der billigeren Sonnenseite bei dieser Hitze in Plastik gehüllt erschienen sind. Erst zum Schluss habe ich kapiert warum: die Peñas haben Badewannen voll Sangria mitgeschleppt und dann den Rest von oben auf die Zuschauer gekippt... 

Die zweite Achselhöhle:

Ich durfte ein Stierkampf vor 22Jahren in Frankreich bei einer Abschlussfahrt anschauen. Das hat mir schon gereicht.

(08.07.2025, 13:06)A.Greenspan i.R schrieb: Ich durfte ein Stierkampf vor 22Jahren in Frankreich bei einer Abschlussfahrt anschauen. Das hat mir schon gereicht.

Dachte immer in Frankreich seien Stierkämpfe verboten.

Diejenigen die ich da gesehen hatte haben nur mit Kälbern rumgespielt und nicht mit Kampfstieren. Aber ich habe unterdessen erfahren dass es in Frankreich Ausnahmen im Tierschutzgesetz gibt für verschiedene Orte im Baskenland und in der Camargue. Voraussetzung für eine Ausnahme ist es dass dort Stierkämpfe schon seit über 100 Jahren durchgeführt worden sein müssen.

Mein Spanischlehrer war Fan und ich durfte alle Spezialbegriffe lernen. Ich war damals auch skeptisch, mein Grossvater hatte 20 Kühe und einen Stier. Aber der Lehrer hat mich irgendwie angesteckt. Ich habe schon viele Corridas gesehen, allerdings auch seit ungefähr 20 Jahren keine mehr.

Mir ist vor allem bitter aufgestossen dass das Tier den Kampf normalerweise nicht überlebt (es gibt nur zwei Ausnahmen: er kämpft zu gut oder er kämpft zu schlecht). Andererseits stirbt das Tier so wie es gerne lebt: stolz und kämpfend, und nicht eingepfercht beim Metzger wie diejenigen bei meinem Grossvater.

Die Corridas in Pamplona allerdings sind speziell. Fiesta.

(08.07.2025, 13:17)cubanpete schrieb: Dachte immer in Frankreich seien Stierkämpfe verboten.

ich glaube die Stiere hatten Bänder an den Hörnern. Ziel war er möglichst viele von denen abzureissen.

(08.07.2025, 13:32)A.Greenspan i.R schrieb: ich glaube die Stiere hatten Bänder an den Hörnern. Ziel war er möglichst viele von denen abzureissen.

Yep, das hatte ich auch gesehen. Waren aber keine Kampfstiere, eher Kälber.

Aber ich habe gerade gelesen dass es in Frankreich zwar eigentlich verboten ist, aber wegen der Tradition (mindestens 100 Jahre alt) in gewissen Gegenden auch echte Stierkämpfe gibt, namentlich im französischen Baskenland und in der Camargue.

Kommen die noch in die Arena - Stierkampf oder geht es nur durch die Gassen
und landen die danach für das Volksfest auf dem Grill?

Der schwarze Stier um Schluss war ganz schön sauer - der ist nicht nur durch
wie die anderen.... aber riesig ist der auch nicht oder?

Die Hörner sind dafür ganz schön spitz...