
RE: Volkswagen vz.
| 05.05.2025, 12:19 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.05.2025, 12:21 von saphir.)Zitat:Auf einmal baut VW erfolgreiche E-Autos
Elektroautos von Volkswagen waren lange unbeliebt. Doch jetzt zieht VW sogar an Tesla vorbei. Ein Grund dafür: der enorm beliebte ID.7.
Von Christoph M. Schwarzer
5. Mai 2025
Der Volkswagen ID.7, eine Art elektrischer Passat, ist im ersten Quartal des Jahres das meistverkaufte Elektroauto in Deutschland. Ein Auto für fast 50.000 Euro Grundpreis, und dann auch noch von VW? Das überrascht. Volkswagen hat sich mit Elektroautos lange schwergetan. Zwar hat der damalige Vorstandsvorsitzende Herbert Diess ab 2018 umgesteuert. Doch das ging langsam und träge, wie es von diesem Supertanker bekannt ist.
Als Ende 2020 der elektrische ID.3 startete, wurde schnell klar: Er ist zwar kein Flop. Aber der Van-artige ID.3, der den Golf ersetzen sollte, hat schwere Softwareprobleme und eine dürftige Materialqualität. Außerdem kam das Design nicht bei der Kundschaft an.
Die Definition des Dienstwagens
Gut vier Jahre später sieht vieles anders und meistens besser aus. Unter den zehn absatzstärksten Elektroautos in Deutschland kommen acht aus dem Volkswagen-Konzern. Ganz vorn: das Passat-Pendant ID.7. Das zeigen Daten des Autoanalysten Matthias Schmidt.
"Der Volkswagen ID.7 passt ideal ins Anforderungsprofil der Flottenmanager", sagt Schmidt. Der ID.7 sei quasi die Definition des Dienstwagens. Für die Firmenkunden, die ähnlich wie beim Passat das Gros ausmachen, sei allein die Leasingrate wichtig. Die könne niedrig sein, weil der Wertverlust vergleichsweise gering geschätzt wird. "Flottenbetreiber wollen diese Berechenbarkeit, die es bei Tesla manchmal nicht gab", sagt Schmidt. Tesla legte in den vergangenen Jahren immer wieder plötzliche und umfangreiche Rabattaktionen auf, was den Wiederverkaufswert sinken ließ.
Für Langstreckenfahrer zählt die Reichweite
Markus Lienkamp, Professor für Fahrzeugtechnik an der Technischen Universität München, sagt mit Blick auf den Erfolg des ID.7: "Die hohe Reichweite von fast 700 Kilometern ist der wichtigste Kaufgrund." Der ID.7 sei flach und habe eine günstige Aerodynamik. Vom gesetzlichen Normwert blieben in der Realität immerhin über 400 Kilometer auf der Autobahn übrig, erklärt Lienkamp. "Langstreckenfahrer haben den Anspruch, solche Entfernungen ohne Ladestopp zurücklegen zu können." Dazu komme das üppige Raumangebot.
Eigentlich, sagt Lienkamp, müsste der Erfolg der Elektroautos den Boom der SUVs stoppen. Deren Verbrauch auf der Autobahn sei wegen der großen Stirnfläche hoch, die Reichweite sinke, und "man kann es drehen und wenden, wie man will, Reichweite ist doch der Schlüssel für viele Anwender".
Bei Volkswagen selbst ist man naturgemäß erfreut über den ID.7 und weist darauf hin, dass man zurzeit in Europa mehr von diesem Elektroauto als vom Passat verkaufe. Der ist weiterhin mit fossilen Antrieben erhältlich. Das Marketing in Wolfsburg wollte es so, dass der Passat den Zusatz Variant behält und der Kombi des ID.7 Tourer heißt. Der Kombi macht beim ID.7 mehr als zwei Drittel des Absatzes aus.
Tesla weder innovativ noch günstig
So macht VW langsam Tesla Konkurrenz, der Marke, die fast synonym für Elektroautos steht. Zwar sind Model Y und Model 3 wie gehabt in Europa ganz oben bei den E-Autos. Aber die Vielfalt im Portfolio fehlt. Wo bleibt der mehrfach versprochene und wieder dementierte Kompaktwagen von Tesla? Das Ergebnis: Sogar die Kernmarke Volkswagen Pkw konnte im ersten Quartal mit 65.679 Exemplaren mehr absetzen als Tesla (53.237). Addiert man Audi (34.739 Elektroautos), Škoda (26.578) und Cupra (18.878) hinzu, zeigt sich eine klare Überlegenheit.
Vielleicht führt das überarbeitete Model Y, das seit Anfang April aus dem Werk in Brandenburg auf die Straße rollt, zu einem Aufschwung. Vielleicht auch nicht. Unabhängig von Elon Musks politischer Rolle kann Tesla nicht mehr mit Innovationen punkten.
CO₂-Grenzwerte erzwingen mehr Elektroautos
Die Elektroautos von Volkswagen sind nach einem teils desaströsen Beginn ausgereift. Alles gut ist bei Volkswagen aber trotzdem nicht. Zwar stieg im ersten Quartal der Absatz im Konzern um etwa ein Prozent auf 2,1 Millionen Pkw, und der Anteil der Elektroautos in Westeuropa beträgt fast ein Fünftel. Der Gewinn aber sank um 37 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro.
Das liegt auch daran, dass die alteingesessenen Autohersteller mit einem verkauften E-Auto noch nicht so viel verdienen wie mit einem verkauften Verbrenner. Dazu kommen Rückstellungen für den Dieselskandal von 2015 (immer noch), Kosten für den Umbau der Softwaretochter Cariad und Rückstellungen für mögliche CO₂-Strafzahlungen.
Letztere sind auch ein Grund dafür, dass sich E-Autos von Volkswagen derzeit so gut verkaufen. Der Konzern muss dieses Jahr strengere CO₂-Grenzwerte erfüllen, sonst drohen Strafzahlungen an die EU. Um das zu schaffen, gibt es den ID.3 und den Škoda Elroq in der Basisausstattung für unter 30.000 Euro. Ein Angebot von Tesla wird es in diesem Segment so schnell nicht geben – der günstigste Tesla kostet über 40.000 Euro.
Sollte Volkswagen in Deutschland und Europa Marktführer bleiben wollen, ist ein klassischer Dienstwagen wie der ID.7 trotzdem nicht ausreichend. Kleinwagen wie der ID.2 sind überfällig. Es dauert noch rund ein Jahr, bis dieser elektrische Polo tatsächlich durch Berlin oder Paris fährt.
https://www.zeit.de/mobilitaet/2025-05/vw-id7-elektroauto-kombi-passat-erfolg
https://archive.is/JrUeR
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