RE: Argentinien. Das große libertäre-anarcho-kapitalistische Experiment
| 10.05.2025, 00:59 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.05.2025, 01:00 von Boy Plunger.)
Zitat:Argentinien, das in der Vergangenheit bereits neunmal zahlungsunfähig war, hat nun einen weiteren Kredit in Höhe von 32 Milliarden US-Dollar vom IWF und der Weltbank erhalten.
Javier Milei, der derzeitige Präsident Argentiniens, ist ein enger Verbündeter der Trump-Regierung.
Da die Politik von IWF und Weltbank weitgehend in Washington bestimmt wird, sind gute Beziehungen zu den USA bei der Suche nach solch hohen Summen von Vorteil.
Hinter diesem Kredit steckt jedoch eine andere Absicht.
Argentinien hat ein Währungsswap-Abkommen mit China über 18 Milliarden US-Dollar, das vom vorherigen Präsidenten unterzeichnet wurde. Im Rahmen dieses Abkommens verpflichtete sich China, Argentinien Yuan im Wert von 18 Milliarden US-Dollar zur Verfügung zu stellen. Man kann es sich wie eine Kreditkarte mit einem Limit von 18 Milliarden US-Dollar vorstellen.
Argentinien kann den Yuan dann für den direkten Handel mit China nutzen und den US-Dollar umgehen. Da China ein wichtiger Handelspartner ist, hilft diese Vereinbarung Argentinien, seine Dollarreserven zu erhalten, und kommt China zugute, indem der Dollar aus dem Handel entfernt wird.
Trump lehnt solche Swap-Abkommen entschieden ab.
Er möchte Lateinamerika nicht an China verlieren, so wie die USA Afrika verloren haben. Seine Regierung ist entschlossen, China aus der westlichen Hemisphäre fernzuhalten.
Das IWF-Darlehen ist zudem an eine strenge Bedingung geknüpft: Argentinien muss die Kapitalverkehrskontrollen aufheben.
Kapitalverkehrskontrollen schränken den Kapitalabfluss aus dem Land ein.
Wenn beispielsweise ein amerikanisches Unternehmen Gewinne aus Argentinien abziehen will, kann dies blockiert oder verzögert werden. Der Wegfall dieser Kontrollen ermöglicht ausländischen Investoren den freien Kapitalverkehr – sie können Gewinne oder Investitionen in Dollar zurückführen.
Das mag zwar ausländische Investitionen fördern, setzt aber auch die argentinischen Dollarreserven unter Druck. Die Regierung wird dies jedoch mit dem neuen Darlehen in Höhe von 32 Milliarden Dollar bewältigen können, das den Devisenreserven hinzugefügt wird.
In den letzten sechs Jahren konnten viele ausländische Unternehmen ihre Gewinne nicht repatriieren. Mit der Aufhebung der Kapitalverkehrskontrollen ist dies nun möglich – allerdings wird dies die Nachfrage nach Dollar erhöhen und den Peso weiter unter Druck setzen.
Seit Bekanntgabe des Abkommens ist der Peso bereits um rund 10 % gefallen.
Die hohe Inflation treibt die Kapitalflucht zusätzlich an. Milei hat die Inflation jedoch innerhalb eines Jahres deutlich von 218 % auf 55 % gesenkt, vor allem durch die Einstellung der übermäßigen Gelddruckerei.
Durch die Reduzierung des Haushaltsdefizits und die Aufhebung der Kapitalverkehrskontrollen hat Milei zwei wichtige Reformen in der Währungs- und Fiskalpolitik erreicht.
Die Frage ist nun, ob diese Reformen zusammen mit dem 32-Milliarden-Dollar-Kredit zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum – mehr Beschäftigung, Konsum und privaten Investitionen – führen werden.
Das Ergebnis wird erst in einigen Jahren absehbar sein.
Die öffentliche Stimmung gegenüber dem IWF bleibt jedoch negativ. Argentinien erhielt zuvor einen 44-Milliarden-Dollar-Kredit, der größtenteils für die Tilgung bestehender Schulden – Zinsen und Tilgung – verwendet wurde. Viele Argentinier sehen den IWF als Teil des Problems.
Trotzdem ist Milei ein Ökonom, der an den freien Markt glaubt. Mit Strukturreformen in der Währungs-, Geld- und Fiskalpolitik besteht die Hoffnung, dass er das Land auf dem Weg zur Erholung führen kann.
Autor: Marjanul Islam
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Wie ist die Bond-Lage generell mit Argentinien? Kannst du da was sagen cubanpete? Können die zahlen oder ist das alles noch völlig unsicher? Ich finde die Renditen schon interessant und der Weg des Landes ist nunmal richtig.
Divi-Rendite begeistert mich nicht, da ist es auch egal, dass sie nur halbjährlich ausschütten. Teuer ist er auch. Ich mag eigentlich an den US-ETF, dass sie billig sind und monatlich ausschütten.
Aber ich warte mal, was cubanpete zu den Anleihen schreibt.
Dieser ETF hat einige Argentinien-Anleihen im Depot:
RE: Argentinien. Das große libertäre-anarcho-kapitalistische Experiment
| 21.07.2025, 09:35 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 21.07.2025, 09:58 von minenfuchs.)
Wen könnte man eigentlich offizielles fragen, ob die Zinsen auf diese Anleihen bezahlt werden? Ich meine, das ist der Normalfall, aber die Situation von Argentinien ist verworren. Man beschafft sich offenbar immer Mal wieder USD für Zahlungen. Man verhandelt mit dem IWF. Aber wie ist der Stand?
Der Broker wird's nicht wissen oder nix sagen. Die Bank, die die Anleihe mal mit rausgegeben hat? Welche ist das? Oder die argentinische Regierung? Wen schreibt man da an? Finanzministerium? Zentralbank? Milei selber?
Oder die Börse in den USA? Depotbank?
Die scheinen die Bonds ohne Investmentbanken zu emittieren:
Entscheidend ist natürlich langfristig, dass die Argentinier endlich alle begreifen, dass der Sozialismus ein Monster ist. Kirchner steht bei 30% in den Umfragen, Kongreß-Nachwahl im Oktober. Sollte Kirchner zurückkommen, ist eine gekaufte Anleihe wertlos, sie wird nix zurückzahlen.
RE: Argentinien. Das große libertäre-anarcho-kapitalistische Experiment
| 21.07.2025, 13:32
(20.07.2025, 18:38)Mr. Passiv schrieb: Mahlzeit,
gehe mit dem Gedanken schwanger, mir aus Milei-Solidarität was aus Argentinien ins Depot zu holen.
Also ins Spieldepot.
Denke da an Mercado Libre.
Hats da andere Vorschläge?
Prost
selber halte ich YPF und TGS. Bei MELI bin ich mir nicht so sicher, denn sie haben ihr Unternehmen aus steuerlichen Gründen vor ca. 10 Jahren nach Uruguay verlegt. Die Hälfte des Umsatzes generieren sie in Brasilien, und selbst wenn die gegenwärtige Regierung in Brasilien angeblich nicht ganz so sozialistisch ist bin ich vorsichtig was jegliche Verbindung zu Brasilien betrifft.
Der Schritt von Mercado Libre nach Uruguay war clever, man könnte Uruguay als die Schweiz der lateinamerikanischen Länder bezeichnen,
da gibt es den Trick mit der Territorialbesteuerung, währenddessen gelten Brasilien und Argentinien als Hochsteuerland. Komischerweise gibt es kaum börsennotierte Firmen aus Uruguay ...
RE: Argentinien. Das große libertäre-anarcho-kapitalistische Experiment
| 23.07.2025, 15:10
Also ich bin mir jetzt sicher, dass Argentinien seine Zinsen zahlt. Habe leider nicht herausgefunden, welche Rendite die aktuell begebenen Bonds bringen, also ich meine Rendite, nicht Koupon. Ich denke, es wird so um 10% liegen.
Meine Rumänien-Anleihen bringen deutlich weniger. Aber wenn Putin im September mit Sapad Ernst macht, dann sind obige 10% toll und meine Rumänien-Anleihe kaputt und vieles vom Rest gleich mit.
Muss noch überlegen. Aber bei euch scheinen die Anleihen kein Thema, es würde Milei aber am meisten helfen.