Vernünftig gehandelt Joel Tillinghast verwaltet den Fidelity Low-Priced Stock Fund seit seiner Gründung vor rund 32 Jahren und ist dabei auf der Jagd nach Unternehmen, deren Aktien im Verhältnis zu ihrem Gewinnpotenzial zu Schnäppchenpreisen gehandelt werden. Im Jahr 2020 passte ein leidender Videospielhändler namens GameStop Corp (NYSE:GME). in dieses Schema.
Als die Aktien des Unternehmens zu Beginn des Jahres plötzlich zu steigen begannen, tat er, was ihm seine mehr als drei Jahrzehnte lange Erfahrung als Value-Investor riet: Er verkaufte den gesamten Anteil des Fonds mit Gewinn. Doch nachdem er die anhaltende Rallye der Meme-Aktien gesehen hat, die durch Reddit-Foren angeheizt wurde, bereut sogar Tillinghast etwas.
"Manchmal multipliziere ich die Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem aktuellen Marktpreis mit der Anzahl der Aktien, die ich hatte, und natürlich trete ich mich selbst," sagte Tillinghast in einem Interview auf Bloomberg Radio's Baystate Business. "Aber das Tröstliche daran, ein Value-Investor zu sein, ist, dass ich auch das Gefühl habe, na ja, ich habe es für etwas mehr als meine Schätzung des fairen Wertes verkauft, und das war es, was ich tun wollte."
Der 33,5-Milliarden-Dollar-Fonds von Fidelity hatte Ende Oktober etwa 2 Millionen Aktien von GameStop, wie aus behördlichen Unterlagen hervorgeht. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Aktien des Unternehmens aus Grapevine, Texas, für knapp über 10 Dollar gehandelt. Bis Ende Januar, als der Fonds seine Position auflöste, erreichte GameStop einen Wert von 483 $. Seitdem ist sie nicht wieder auf dieses Niveau geklettert und schloss am Dienstag bei 220,40 $.
Tillinghast hat nicht gesagt, zu welchem Preis er verkauft hat. Allerdings hielt ein anderer von ihm verwalteter Fonds, der 14 Milliarden Dollar schwere Fidelity Series Intrinsic Opportunities Fund, zum 30. Oktober 6,8 Millionen GameStop-Aktien im Wert von 71,2 Millionen Dollar, wie aus den Unterlagen hervorgeht. Der Fonds verkaufte den gesamten Anteil bis Ende Januar für insgesamt 333,8 Millionen Dollar, oder etwa 49,08 Dollar pro Aktie.
"Als die Aktie im einstelligen Bereich lag, gab es keinen Zweifel daran, dass die Aktie unterbewertet war, obwohl sie grundlegend herausgefordert war und sie in ihren Bemühungen, digital zu vermarkten, hinterherhinkten", sagte Tillinghast über GameStop. "Aber als die Aktie über meine Einschätzung des fairen Wertes stieg, habe ich sie verkauft."
Die Investoren rätseln noch immer, welche Lehren sie aus dem Höhenflug der GameStop-Aktie ziehen sollen, der die Wall Street in Erstaunen versetzte. Seitdem haben die Message Boards auf Reddit dazu beigetragen, den Kurs anderer Favoriten wie AMC Entertainment (NYSE:AMC) Holdings Inc. in die Höhe zu treiben. Sowohl GameStop als auch AMC haben den Enthusiasmus der Einzelhändler ausgenutzt, um durch den Verkauf weiterer Aktien Geld zu beschaffen.
Bislang hat der Fidelity-Billigfonds in diesem Jahr rund 19 % zugelegt und damit 84 % seiner Konkurrenten übertroffen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren rangiert er laut den von Bloomberg zusammengestellten Daten im 27.
Tillinghasts Ausstieg bei GameStop hielt ihn nicht davon ab, diese Woche den Preis für einen herausragenden Portfoliomanager von Morningstar Inc. zu gewinnen. Robby Greengold, ein Morningstar-Stratege, merkte in einer Mitteilung an, dass Tillinghast "keinen Modeerscheinungen hinterherläuft".
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