Bundesbank-Chef im Interview"Deutschland ist nicht der kranke Mann Europas"
Stand: 02.11.2023 09:00 Uhr
Es wird wieder Wirtschaftswachstum geben, sagt Bundesbankpräsident Nagel im Interview mit der ARD-Finanzredaktion. Was die Lage im Nahen Osten für wirtschaftliche Folgen hat - und wie das Inflationsziel erreicht werden soll.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/bundesbank-praesident-interview-100.html
"Für 2024 stehen die Vorzeichen besser"
ARD-Finanzredaktion: Kommen wir zur Konjunktur. Deutschland ist ein reiches Land und das bevölkerungsstärkste in Europa. Und doch gibt es die ersten, die sagen: Es ist wieder der kranke Mann Europas. Wie kommt das?
Nagel: Diese Kassandrarufe kann ich sicherlich nicht teilen. Deutschland ist nicht der kranke Mann Europas. Es ist sicherlich so, dass das Jahr 2023 hinsichtlich des Wirtschaftswachstums kein gutes Jahr ist. Aber es ist auch kein Jahr, in dem wir in einer harten Rezession unterwegs sein werden. Für 2024 stehen die Vorzeichen besser. Es wird wieder Wachstum geben.Aktuell ist eine Phase, in der die Unsicherheit groß ist, die Zinsen steigen, und sich dadurch die Wirtschaft verlangsamt. Das ist Teil des Prozesses, um auch die Inflation zurückzuführen. Wir haben strukturelle Themen im Bereich der Demografie. Sicherlich haben wir einiges zu tun, wenn es um die Digitalisierung dieses Landes gehen. Aber ich würde es mal positiv formulieren: Für Deutschland gibt es auch Potenzial, wenn diese Themen angepackt werden, sodass mir da nicht bange ist um den Ausblick für die deutsche Wirtschaft in den nächsten Jahren.
Digitaler Euro bietet viele neue Möglichkeiten
ARD-Finanzredaktion: Jetzt gibt es noch ein Thema über das wir sprechen wollen: den digitalen Euro. Viele Banken und Zahlungsdienstleister fragen sich, warum er eigentlich kommen soll? Es gibt doch genügend digitale Möglichkeiten zu zahlen.
Nagel: Unsere ganze Welt wird digitaler. Die Wirtschaftswelt wird digitaler. Insofern ist es eigentlich nur nachvollziehbar und logisch, dass Notenbanken hierzu ein Zahlungsinstrument anbieten werden. In der Zukunft wird das der digitale Euro sein. Daraus werden für den Bürger, für die Bürgerinnen viele neue Opportunitäten entstehen. Beispielsweise wird nicht mehr die Frage sein, wenn sie irgendwo bezahlen: Mit welchem elektronischen Zahlungsmittel soll ich denn bezahlen? Nein, sie werden dann ein Zahlungsverkehrsinstrument haben, den digitalen Euro.Auch die Händler müssen sich nicht mehr fragen, wohin sie sich orientieren, was die Zahlungsverkehrsdienstleister angeht. Und ich finde, das ist eine sehr große Erleichterung. Es wird schneller werden, und es wird günstiger werden. Und ich glaube schon, dass wir alle davon überzeugen können - auch die Banken, die manchmal so ein bisschen skeptisch darauf schauen. Auch die werden am Ende sagen: Das ist eine gute Entscheidung, wenn wir im Euro Raum mit einer digitalen Währung bezahlen können.
Stand: 02.11.2023 09:00 Uhr
Es wird wieder Wirtschaftswachstum geben, sagt Bundesbankpräsident Nagel im Interview mit der ARD-Finanzredaktion. Was die Lage im Nahen Osten für wirtschaftliche Folgen hat - und wie das Inflationsziel erreicht werden soll.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/bundesbank-praesident-interview-100.html
"Für 2024 stehen die Vorzeichen besser"
ARD-Finanzredaktion: Kommen wir zur Konjunktur. Deutschland ist ein reiches Land und das bevölkerungsstärkste in Europa. Und doch gibt es die ersten, die sagen: Es ist wieder der kranke Mann Europas. Wie kommt das?
Nagel: Diese Kassandrarufe kann ich sicherlich nicht teilen. Deutschland ist nicht der kranke Mann Europas. Es ist sicherlich so, dass das Jahr 2023 hinsichtlich des Wirtschaftswachstums kein gutes Jahr ist. Aber es ist auch kein Jahr, in dem wir in einer harten Rezession unterwegs sein werden. Für 2024 stehen die Vorzeichen besser. Es wird wieder Wachstum geben.Aktuell ist eine Phase, in der die Unsicherheit groß ist, die Zinsen steigen, und sich dadurch die Wirtschaft verlangsamt. Das ist Teil des Prozesses, um auch die Inflation zurückzuführen. Wir haben strukturelle Themen im Bereich der Demografie. Sicherlich haben wir einiges zu tun, wenn es um die Digitalisierung dieses Landes gehen. Aber ich würde es mal positiv formulieren: Für Deutschland gibt es auch Potenzial, wenn diese Themen angepackt werden, sodass mir da nicht bange ist um den Ausblick für die deutsche Wirtschaft in den nächsten Jahren.
Digitaler Euro bietet viele neue Möglichkeiten
ARD-Finanzredaktion: Jetzt gibt es noch ein Thema über das wir sprechen wollen: den digitalen Euro. Viele Banken und Zahlungsdienstleister fragen sich, warum er eigentlich kommen soll? Es gibt doch genügend digitale Möglichkeiten zu zahlen.
Nagel: Unsere ganze Welt wird digitaler. Die Wirtschaftswelt wird digitaler. Insofern ist es eigentlich nur nachvollziehbar und logisch, dass Notenbanken hierzu ein Zahlungsinstrument anbieten werden. In der Zukunft wird das der digitale Euro sein. Daraus werden für den Bürger, für die Bürgerinnen viele neue Opportunitäten entstehen. Beispielsweise wird nicht mehr die Frage sein, wenn sie irgendwo bezahlen: Mit welchem elektronischen Zahlungsmittel soll ich denn bezahlen? Nein, sie werden dann ein Zahlungsverkehrsinstrument haben, den digitalen Euro.Auch die Händler müssen sich nicht mehr fragen, wohin sie sich orientieren, was die Zahlungsverkehrsdienstleister angeht. Und ich finde, das ist eine sehr große Erleichterung. Es wird schneller werden, und es wird günstiger werden. Und ich glaube schon, dass wir alle davon überzeugen können - auch die Banken, die manchmal so ein bisschen skeptisch darauf schauen. Auch die werden am Ende sagen: Das ist eine gute Entscheidung, wenn wir im Euro Raum mit einer digitalen Währung bezahlen können.
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.