(13.01.2021, 13:12)whitepaper schrieb: Ich sehe, Du kannst das durchaus differenziert betrachten. Auch als Betroffener. Das ist schön!
Und ja: Die Massnahmen in der CH sind tatsächlich etwas anders aufgestellt als in D.
War aber alles auch schon einmal noch wesentlich schlimmer.
Bis etwa 2007/8 galt noch nicht der FU, sonder der sog. FFE.
Und die heute so umstrittene KESB gab es auch noch nicht.
Sondern es wurde oft durch Privatpersonen, politische Amtsträger, bishin zu profilneurotischen Eigeninteressenvertretern je nach Gemeinde gehandhabt.
Da habe ich es in der Praxis erlebt, dass chronifiziert psychiatrisch Erkrankte gar mit einem Dauer-FFE ausgestattet wurden.
SOll heissen: Wenn der Damian hier einfach mal wieder etwas schräger über die Strasse gelaufen ist, konnte die Polizei einfach neben ihm anhalten und sagen "So, es ist mal wieder so weit. Wir bringen Dich unter."
Hat es offiziell natürlich nie gegeben und wird abgestritten.
In der Praxis als Involvierter aber definitiv nicht nur in Sonderfällen so erlebt.
Ein einziges Gemauschel und subjektivste Beurteilungen von dazu nicht wirklich nach Kompetenz Befugten auf dem Filz von einzelnen Gemeindevertretungen.
Der Horror pur für Betroffene.
Der FU ist in Grundzügen nicht viel mehr als eione sprachliche Aufhübschung.
Funktioniert aber definitiv geregelter als der FFE früher.
Die KESB ist vielfachst umstritten.
Hat aber auch einen scheissharten Job und ist allemal besser als das Gemeinde-Filz-Gemauschel früher.
Auch da darf man nicht so schwarz-weiss sehen.
Und ja, ... die CH hat da noch einiges an Verbesserungspotential.
Aber nein, das bedeutet nicht, dass es hier nicht eine professioalisierte Psychiatrie gibt und dass die Verantwortungsträger nicht überwiegend nach bestem Gewissen in jedem Einzelfall abschätzen würden.
Lieber Whitepaper, ich vermute du bist Psychiater und ich kann mir vorstellen, dass das auch nicht einfach ist. Auf der Reichenau war unter uns die Drogenstation, da gings zu wie in einem Wimmelkäfig: jeder da drin, war dauernd was am anstellen - die einen ziehen sich aus, die andere mastrubiert, einer turnt gefährlich draussen am Terassengeländer, zwei schlagen sich.....
Personaldecke war dort die gleiche wie bei uns, wo alle abgeschossen durch Psychopharmaka die meiste Zeit im Bett gelegen sind... eine Schande!
Die Pflege von uns, war hauptsächlich zur Aushilfe auf der Drogenstation, sonst hätten die das nicht in den Griff bekommen. Fast jeden Tag Fixierungen und Zwangsmedikation - nicht schön und sehr anstrengend für alle Beteiligten....
Das war für mich sehr heilsam, dass ich so eine Erfahrung machen durfte....