Um es kurz zu machen: US-Notenbank, EZB, Bank of England und die Bank of Japan fluten die Märkte mit billigem Geld. Wer nach der großen Finanzkrise auf eine Inflation setzte, wurde eines besseren belehrt. Könnte es auch dieses Mal so kommen?
In unserem "Salz & Pfeffer zum Mittag" haben Wais und ich im Gespräch mit Carsten Mumm, Chefvolkswirt von Donner & Reuschel, ausgelotet, wie es dieses Mal laufen könnte. Carsten Mumm deutete darauf hin, dass nach der großen Finanzkrise sämtliche Liquidität der Notenbanken von den schwarzen Löchern in den Bankbilanzen aufgesogen wurde und somit nicht in Umlauf kam. Dadurch gab es gar keine inflationären Tendenzen, obwohl die Bilanz der Notenbanken aufgebläht wurden.
Dieses Mal sind viele Notenbanken bereits weitgehend am Limit ihrer Möglichkeiten - auch wenn sie anderes behaupten. Die Staaten sind diesmal die wirklichen Akteure, indem sie gigantische Konjunkturprogramme über die Ausgabe von Anleihen finanzieren. Die Anleihen landen am Ende wieder in der Notenbankbilanz. Die Ausgaben versickern dieses Mal jedoch nicht in den schwarzen Löchern von Banken, sondern werden direkt in die Wirtschaft gegeben: Infrastrukturprojekte bis hin zu Helikoptergeld, das direkt auf das Konto der US-Bürger gebucht wird.
Die Gefahren für einen Inflationsdruck stehen dieses Mal als höher als vor 10 Jahren.
Im Anschluss an unser Gespräch habe ich noch ein wenig über die Modern Monetär Theory (MMT) nachgelesen: Ein Lieblingskind der Politik, denn mit ihr werden politische Ziele finanzierbar, die aus Sicht der traditionellen Volkswirtschaft nicht realisierbar wären. Das Kalkül ist recht einfach: Die Politik definiert, was wünschenswert ist und setzt ihre Ziele um, ohne Rücksichtnahme auf Finanzierbarkeit, Schuldenbremse oder 3% Neuverschuldungsgrenze. Dank der Corona-Pandemie können alle diesbezüglichen Vorschriften missachtet werden.
Nun warten Carsten Mumm, ich und mit uns so ziemlich alle anderen Volkswirte in Deutschland auf die Inflation, die kommen muss. Doch die Politik als Abbild der Gesellschaft ist mächtiger als die Wissenschaft. Sie kann durch das Erheben von Steuern gezielt Liquidität aus dem Markt ziehen, um inflationäre Tendenzen in bestimmten Marktsektoren frühzeitig zu verhindern.
Die MMT sieht explizit vor, dass die gewünschten politischen Ziele umgesetzt werden, weil der Markt nach Überzeugung der MMT-Vertreter stets zu unerwünschten Verzerrungen führt. Für die Bekämpfung der Inflation ist danach nicht mehr die Notenbank verantwortlich, sondern die Politik über das Erheben von gezielten Steuern.
Mein früherer Professor Bofinger aus Würzburg war über Jahre einer der wenigen Verfechter dieses Ansatzes und als einer der fünf Wirtschaftsweisen in Berlin gern gesehen.
Spannend, denn hier werden seit vielen Jahren fast alle Volkswirte in Deutschland vorgeführt. Ja, lange kann das nicht gut gehen, ist die einhellige Meinung meiner Zunft. Doch was genau ist "lange"? 10 Jahre sind um. Können es auch 20 Jahre sein? Oder 30? Dann sprechen wir schon von einer völlig neuen Generation und Welt. Wenn wir erst einmal 30 Jahre glücklich in diesem gelenkten System gelebt haben, waren dann 30 Jahre lange Kritik gerechtfertigt?
Nicht lamentieren, habe ich mir frühzeitig geschworen. Lieber handeln
https://www.heibel-unplugged.de/salz-pfe...-reuschel/
In unserem "Salz & Pfeffer zum Mittag" haben Wais und ich im Gespräch mit Carsten Mumm, Chefvolkswirt von Donner & Reuschel, ausgelotet, wie es dieses Mal laufen könnte. Carsten Mumm deutete darauf hin, dass nach der großen Finanzkrise sämtliche Liquidität der Notenbanken von den schwarzen Löchern in den Bankbilanzen aufgesogen wurde und somit nicht in Umlauf kam. Dadurch gab es gar keine inflationären Tendenzen, obwohl die Bilanz der Notenbanken aufgebläht wurden.
Dieses Mal sind viele Notenbanken bereits weitgehend am Limit ihrer Möglichkeiten - auch wenn sie anderes behaupten. Die Staaten sind diesmal die wirklichen Akteure, indem sie gigantische Konjunkturprogramme über die Ausgabe von Anleihen finanzieren. Die Anleihen landen am Ende wieder in der Notenbankbilanz. Die Ausgaben versickern dieses Mal jedoch nicht in den schwarzen Löchern von Banken, sondern werden direkt in die Wirtschaft gegeben: Infrastrukturprojekte bis hin zu Helikoptergeld, das direkt auf das Konto der US-Bürger gebucht wird.
Die Gefahren für einen Inflationsdruck stehen dieses Mal als höher als vor 10 Jahren.
Im Anschluss an unser Gespräch habe ich noch ein wenig über die Modern Monetär Theory (MMT) nachgelesen: Ein Lieblingskind der Politik, denn mit ihr werden politische Ziele finanzierbar, die aus Sicht der traditionellen Volkswirtschaft nicht realisierbar wären. Das Kalkül ist recht einfach: Die Politik definiert, was wünschenswert ist und setzt ihre Ziele um, ohne Rücksichtnahme auf Finanzierbarkeit, Schuldenbremse oder 3% Neuverschuldungsgrenze. Dank der Corona-Pandemie können alle diesbezüglichen Vorschriften missachtet werden.
Nun warten Carsten Mumm, ich und mit uns so ziemlich alle anderen Volkswirte in Deutschland auf die Inflation, die kommen muss. Doch die Politik als Abbild der Gesellschaft ist mächtiger als die Wissenschaft. Sie kann durch das Erheben von Steuern gezielt Liquidität aus dem Markt ziehen, um inflationäre Tendenzen in bestimmten Marktsektoren frühzeitig zu verhindern.
Die MMT sieht explizit vor, dass die gewünschten politischen Ziele umgesetzt werden, weil der Markt nach Überzeugung der MMT-Vertreter stets zu unerwünschten Verzerrungen führt. Für die Bekämpfung der Inflation ist danach nicht mehr die Notenbank verantwortlich, sondern die Politik über das Erheben von gezielten Steuern.
Mein früherer Professor Bofinger aus Würzburg war über Jahre einer der wenigen Verfechter dieses Ansatzes und als einer der fünf Wirtschaftsweisen in Berlin gern gesehen.
Spannend, denn hier werden seit vielen Jahren fast alle Volkswirte in Deutschland vorgeführt. Ja, lange kann das nicht gut gehen, ist die einhellige Meinung meiner Zunft. Doch was genau ist "lange"? 10 Jahre sind um. Können es auch 20 Jahre sein? Oder 30? Dann sprechen wir schon von einer völlig neuen Generation und Welt. Wenn wir erst einmal 30 Jahre glücklich in diesem gelenkten System gelebt haben, waren dann 30 Jahre lange Kritik gerechtfertigt?
Nicht lamentieren, habe ich mir frühzeitig geschworen. Lieber handeln
https://www.heibel-unplugged.de/salz-pfe...-reuschel/