(03.03.2020, 08:01)saphir schrieb: Kann ich mir vorstellen. Z.B. wenn man den Betrieb eines Gefängnisses ausschreibt. Der Betreiber möchte die Garantie dass möglichst alle "Betten" immer belegt sind. Der Auftraggeber hat aber eigentlich selbst den Auftrag die Kriminalitätsrate möglichst zu senken. Nun müsste eine Ausschreibungsangebot geschaffen werden, welches beide Interessen fördert. Ggf. müsste der Betreiber gleichfalls Nutznießer eines niedrigen Insassenbestandes sein. Wenn ich das richtig verstanden habe.
Bei den Medikamenten sieht es ja im Grunde ähnlich aus. Der Staat möchte einen niedrigen Infektionsbestand, der Hersteller von Medikamenten einen hohen. Nun wäre ja tatsächlich die Frage, letztlich auch für den Staat ob die Verlaufskurven sich irgendwann kreuzen, also z.B. erst mal ein hoher Bestand der dann schneller runter geht als mit starken Eingriffen.
Vielleicht wäre ja tatsächlich nützlich, neben den normalen Wirtschaftsforschungsinstituten oder "Wirtschaftsweisen" (also Ratgebern), auch eine Institution (oder mehrere) von Spieltheoretikern zu haben die einen Rat abgeben. Muss ja nicht immer um Tote gehen.
In der Spieltheorie gibt es doch bestimmt auch Modelle bei denen nicht die Gewinngröße maximiert wird, sondern die Anzahl der Gewinner... ich hab es aber noch nicht ganz verstanden glaube ich. Und denke zu sehr in den normalen Bahnen. Und verliere aus den Augen, die Handlungsfreiheit der einzelnen Akteure nicht zu sehr einzuschränken.
Die Geschichte mit dem Gefängnis lässt sich relativ leicht lösen: volles Gefängnis wird bezahlt auch wenn nicht voll. Dann ist es im Interesse von beiden dass die Belegung tief ist. Wenn man das schon zum Ausschreibungszeitraum macht und die Ausschreibung wie oben erwähnt erfolgt so gibt es kaum Nachteile.
Ich glaube die grundlegenden Regeln der Spieltheorie werden relativ oft angewandt um Informationen zu besorgen, die Zukunft und die Statistiken besser einschätzen zu können. Lösungen hingegen die darauf basieren sieht man relativ selten.
Der Grund dafür liegt wohl in der Tatsache die ich oben beschrieben habe: es gibt den "homo Spieltheorie" genauso wenig wie den "homo oeconomicus". Der Mensch macht nicht immer was für ihn theoretisch am besten wäre, wir sind keine Bande von Egoisten die keinerlei Empathie empfinden. In Bereichen wo dieser Umstand eine grosse Rolle spielt dürften deshalb Lösungen die auf Spieltheorie basieren eher nicht wirken.
Aber es gibt schon Bereiche, wie die vorher erwähnte Offertstellung, in denen man die Spieltheorie anwenden könnte.