RE: Frugalismus vs. den Rest der Welt
| 04.12.2019, 20:20 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.12.2019, 20:22 von boersenkater.)(04.12.2019, 17:36)Vahana schrieb: Mein fast gesamter Familien- und Bekanntenkreis macht es in ungefähr so, dass am Monatsende so in etwa eine glatte Null stehen bleibt.
Studierte Volkswirte und Ingenieure pumpen Autos, fahren auf Pump in den Urlaub, haben Versicherungen für ein paar hundert Euro im Monat.
Vorgesorgt wird natürlich über Riester "mit kräftigen Zulagen", denn alles andere ist zu risikoreich.
Häuser werden fast hysterisch in Torschlusspanik gekauft über Vollfinanzierung und mit 30 Jahren Zahlungszielen.
Gehaltserhöhungen, Überstunden oder Sonderzahlungen werden genutzt um die Ausgaben zu erhöhen.
Ich kenne sogar Leute die ohne Überstunden in direkte Zahlungsschwierigkeiten kommen werden.
Dann fallen in Diskussionen so Sätze wie:
- Der Euro ist eh bald nichts mehr wert.
- Das letzte Hemd hat keine Taschen.
- Man muss sich ja auch mal was gönnen.
- Gehst du auf Hartz4 ist die gesparte Kohle eh weg.
- Vahana wofür lebst du denn?
Da kenne ich auch einige die so leben. Nicht mein Problem. Kann da nur den Kopf schütteln.
Einer meiner Freunde ist ein ganz erfolgreicher Vertriebler. Vor einigen Jahren war mal der
Job weg. Da sah es ganz übel aus. Zu viele Schulden. Kurz vor dem Offenbarungseid.
Dann neuer Job. Das erste was er gemacht hat nachdem er den 2-3 Monate hatte - ein neues
Auto (Zweitwagen) auf Pump gekauft. Dann paar Jahre und paar Jobs später mit immer
besseren Einkommen hab ich mal gefragt wie es mit seinen Schulden aussieht - da hat er ja die
letzten Jahre durch sein Einkommen entsprechend Luft für Sondertilgungen gehabt und dementsprechend
müsste das ja besser aussehen. Pustekuchen. Schulden haben sich zwischenzeitlich innerhalb von
ca. 15 Jahren sogar nahezu verdoppelt.
Auf die Frage wie das sein kann kommen dann auch die gleichen Antworten wie schon beschrieben...
Größeres Haus, alle 2-3 Jahre ein neues Auto (natürlich nicht gebraucht), Luxus-Urlaube,
natürlich auch immer als erster das neueste Apple iPhone, die teuersten Plätze bei Musicals, usw. usf.
Dabei wird dann natürlich auch immer wieder das überstrapazierte Girokonto zu einem kleinen Kredit
umgeschuldet. Größere Anschaffungen natürlich auch immer wieder auf Pump.
man lebt ja nur einmal...
Glaube kaum das er bis zur Rente 1. so weiter arbeiten kann (hatte schon einen Herzinfarkt) und
2. bis dahin auch weiter so gut verdienen wird. Wenn er dann in Rente geht hat er so viele Schulden
übrig das ich kaum glaube das die Rente dann ausreicht um diese abzahlen und weiter so leben
zu können.
Auf der einen Seite erfolgreich im Job - auf der anderen Seite wenn es um die eigenen Finanzen geht
dumm und naiv wie ein 13jähriger. Im Grunde läuft er sehenden Auges in das offene Messer das da
in ca. 20 Jahren schon auf ihn wartet... Hat es halt nicht anders gelernt. Mutter war genauso.
Hab ihm schon mal gesagt das er doch mal alle Zinsen die er bisher bezahlt hat und bis zur Rente noch
bezahlen wird zusammen rechnen soll. Würde mich interessieren wieviele Jahre er nur für die Banken
gearbeitet hat. Da meinte er das er das gar nicht wissen will...
Frugalismus ist mir zu extrem. Aber man kann sich schon mal fragen ob es nötig ist zum grillen eine
seiner 200 Euro - Designer-Jäckchen anzuziehen oder ob meine 20 Euro-Sweat-Jacke von Aldi dafür
auch ausreicht...
Gibt viele die mit Geld nicht umgehen können und weit über ihre Verhältnisse leben...
Aber - am Ende nicht mein Problem...
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