
RE: Finanzminister Scholz kündigt Abschaffung der Abgeltungsteuer bis 2021 an
| 16.10.2019, 15:34(16.10.2019, 11:38)atze2000 schrieb: Das glaube ich sogar aber was will man bei 42% Steuer ohne Spekulationsfrist etc groß machen.
Ich finde das das Verhältnis zwischen Risiko und möglichen Ertrag dadurch viel zu weit ins negative verschoben würde.
Meiner Meinung nach beteiligt sich der Staat beim diskutierten Vorschlag am Risiko. Denn Verluste, die du realisierst, müssen natürlich konsequenterweise dann auch bei der Ermittlung der Einkommenssteuer berücksichtigt werden. OK, in der aktuellen Lage an der Börse wird es nicht allzu viele Verluste geben, aber der nächste Crash kommt bestimmt - und würde dann durchaus ein wenig Gestaltungsspielraum bieten, was das zeitlich optimale Realisieren von Verlusten betrifft.
Die diskutierte Regelung würde auch nicht zwangsläufig zu einer Mehrbelastung führen. Bei einem Paar mit Splittingtarif würde das meiner Meinung nach bedeuten, dass sie erst ab einem zu versteuernden Einkommen (also künftig Gehalt + Kapitalerträge) über 120.000€ schlechter dastehen als mit der aktuellen steuerlichen Regelung, denn erst darüber liegt der Durchschnittsteuersatz über der aktuellen Abschlagssteuer. Mir persönlich könnte diese Regelung sehr zugute kommen. Denn wenn ich mich entscheide, meinen Freizeitanteil auf 100% zu fahren und nur noch von den Kaptalerträgen zu leben, würde das meine Steuerlast auf diese Erträge im Vergleich zur aktuellen Situation vermutlich drastisch verringern. Wenn man im Rahmen einer Dividendenstrategie eigentlich gar keine Kursgewinne realisiert, sondern nur von den Dividenden leben möchte, dann müsste man (als Paar) schon ein Vermögen von 4 Mio € haben, um 120,000€ Dividendenausschüttungen (bei 3% im Schnitt) und künftig damit einen Steuersatz von knapp 27% zu erwirtschaften. Das ist schon eine ordentliche Summe. Bei nur 1 Mio im Dividendendepot und dann 30.000€ Ausschüttung müsste man mit dem aktuellen Splittingtarif künftig im Schnitt unter 8% Steuern zahlen, während es aktuell ca. 27% sind. Ich finde, das wäre ein Schritt in die richtige Richtung!

Aber wie erfolgt dann die Anrechnung im Ausland gezahlter Steuern künftig? Jährlich anhand des individuellen Steuersatzes zusammen mit der Steuererklärung? Stelle ich mir ziemlich umständlich vor. Und wird meine Steuer an der Quelle abgeschöpft oder erst mit der Steuererklärung für das Gesamtjahr? Erfolgt die Erfassung an der Quelle, ist auch das schwierig, denn durch die Realisierung von deftigen Verlusten oder massiven Ausschüttungen in den Parademonaten dürfte der persönliche Steuersatz u.U. ganz schön schwanken und müsste ja eigentlich fortlaufend neu ermittelt werden.