(15.08.2025, 23:08)cubanpete schrieb: Eine "Marktrendite" in dieser Form gibt es leider nicht. Es gibt unzählige Methoden Renditen vom Aktienmarkt zu berechnen, jeder der Millionen von Index macht das etwas anders.
Einen breiten Index kannst Du vergleichen mit einem Pferderennen, bei dem Du freiwillig die lahmsten Gäule für teures Geld mit laufen lässt. So lange alles steigt wie in letzter Zeit (die guten Pferde gewinnen mehr als die lahmen Gäule kosten) wirst Du damit Geld verdienen, einfach etwas weniger. Wenn aber alles anfängt zu fallen wirst Du mehr verlieren, all die lahmen Gäule werden schlicht und einfach abkratzen, sie werden wertlos.
Aber wie gesagt, wichtiger ist es eine Strategie zu haben. Ich habe durchaus auch ETF an Bekannte empfohlen. Aber man muss einen strikten Plan haben und man darf nicht davon abweichen wenn es mal nicht so gut läuft. Egal ob man in ETF oder Einzelaktien investiert. Wenn man aber einen Plan hat dann dürfte man mit Einzelaktien besser verdienen.
Die meisten Marktteilnehmer verlieren über lange Fristen Geld, egal ob ETF oder Einzelaktien. Man wird gierig wenn es lange steigt (sieht man an den Anfragen nach gehebelten ETF in letzter Zeit) und ängstlich wenn es fällt. Man verkauft tief und kauft teuer. Der Index sofern nach Marktkapital gewichtet macht das selbe, verkauft billig und kauft teuer. Und das sind nur zwei von über hundert psychologischen Problemen. Ein guter Plan hilft sofern man sich daran hält. Niemand wird einen Plan entwerfen bei dem man billig verkauft und teuer kauft.
Ich weiss nicht ob Du schon viele Bärenmärkte hinter Dir hast, aber ich kann Dir sagen dass dort die Entscheidungen fallen. Wenn Du Dich an Deinen Plan hältst (sofern Du einen hast) dann wirst Du das überstehen, und das ist das Wichtigste.
ETF sparen nicht nur Zeit sondern vor allem am Anfang auch Geld: man macht keine Fehler wenn man nicht selber handelt, und Fehler sind hier immer teuer. Allerdings würde ich wie gesagt einen mechanisch zusammengestellten Index suchen der nicht mit hunderten oder sogar tausenden von lahmen Gäulen verwässert ist.
Das mit der Marktrendite ist in der Tat so eine Sache, aber nicht nur da. Es gibt für so gut wie alles an der Börse keine verlässliche wissenschaftlich Größe. Das gilt für die Festlegung der Marktrendite und geht bis runter zur Entstehung eines Preises für eine einzelne Aktie. Auch da gibt es keine feststehend greifbaren Größen die verbindlich sagen, dass bei bestimmten Ereignissen außerhalb oder innerhalb eines Unternehmens sich der Preis für eine Aktie in voraussehbarer Weise entwickeln wird. Letztlich gilt: "irgendwas ist immer".
Mir reicht die Wertentwicklung eines oder mehrerer mir wichtigen Indexe um für mich meine "Marktrendite" zu identifizieren.
Dein Bild von dem Pferderennen finde ich nicht schlecht, finde es aber bemerkenswert im Vorhinein erkennen zu können, wer denn nun die lahmen Gäule sein werden und wer die Spitzenpferdchen. Besser gefällt mir das Bild vom großen Heuhaufen, der den gesamten Aktienmarkt darstellt (ist leider nicht von mir, sondern von John Bogle, glaube ich). In diesem Heuhaufen verbergen sich die zukünftigen Perlen (als Bild Nadeln). Leider ist ncht ersichtlich an welchen Stellen diese Nadeln sich befinden und sie verändern dummerweise auch noch ihren Standort. Da kann es u. U. eine gute Idee sein, den kompletten Heuhaufen oder zumindest große Teile davon zu erwerben. Aber selbstverständlich jeder wie er mag. Man kann auch fortwährend im Heuhaufen stöbern und sich mit Stategieplan auf die Suche begeben. Ich lass das lieber bleiben. Soviel ich weiß, sind auch Größen wie Lynch und Buffet verschiedene spätere Börsenstars (ich meine u. a. war Apple dabei) durch die Lappen gegangen, was sie später ausdrücklich bedauerten. Andererseits ist auch so manch lahmer Gaul in deren Stall gelandet (Kraft Heinz fällt mir da spontan ein). Aber wer weiß, vielleicht wird das ja noch irgendwann ein Spitzenrennpferd.
Apropos Plan: Da stimme ich zu. Diesen sollte man nicht nur haben, sondern auch durchhalten. Klar habe ich schon einige Bärensituationen erlebt und bin selbstredend stoisch bei meinem Plan und im Markt geblieben. Denn perspektivisch glaube ich, dass es letzlich von der Grundrichtung bergauf gehen wird. Anderenfalls sollte man es besser ganz lassen, finde ich.
Gut finde ich, dass wir hier unterschiedliche Standpunkte in angemessener Art und Weise austauschen können. Ganz ohne weltanschaulichen Quatsch oder Hetze zu verbreiten bzw. sich selbst zwanghaft darstellen zu müssen.