Zitat:Kollaps der Geburtenraten:
Bald schrumpft die Menschheit
Von Alexander Wulfers
19.06.2025
Lange galt das Wachstum der Menschheit als Problem. Doch plötzlich fallen die Geburtenraten schneller als erwartet – mit dramatischen Folgen.
An der koreanischen Universität Daegu, in der viertgrößten Stadt des Landes, kann man von diesem an Jahr kein Studium in Soziologie mehr beginnen. Die Fakultät hielt eine Trauerfeier ab, Soziologen anderer Universitäten schickten Kränze, wie die Zeitung „Korea Times“ berichtet. Auch die Studiengänge in Jura, Elektroingenieurwesen und Künstlicher Intelligenz werden gestrichen.
Andere Hochschulen in Südkorea haben ihre Tore schon ganz geschlossen. Sie sind der demographischen Krise zum Opfer gefallen, die das Land erfasst hat. Denn Korea gehen die Studenten aus. In keinem Land der Welt werden so wenige Kinder je Frau geboren, 0,72 waren es zuletzt im Durchschnitt. Die Bevölkerung wird nach Prognosen der koreanischen Statistikbehörde bis 2072 von 52 auf 36 Millionen Menschen fallen.
Was in Korea schon heute Realität ist, könnte bald die ganze Welt erfassen: Ein nie da gewesener Kollaps der Bevölkerungszahlen mit dramatischen sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen bahnt sich an – und das in viel näherer Zukunft als bisher gedacht.
Die Vereinten Nationen prognostizierten im vergangenen Jahr noch, dass die Menschheit bis zum Jahr 2084 wachsen wird, auf dann 10,3 Milliarden Menschen. Immer wieder hat die UN in den vergangenen Jahren diesen Wert nach unten korrigieren müssen. Noch 2019 rechnete sie damit, dass die Menschheit bis ins 22. Jahrhundert weiter wachsen würde.
Ökonomen wecken nun Zweifel selbst an der neuen Schätzung. Der spanische Volkswirt Jesús Fernández-Villaverde, der an der University of Pennsylvania lehrt, hat sich die Schätzungen der UN gemeinsam mit einem Kollegen genauer angesehen und einige Ungereimtheiten festgestellt. Er glaubt: Die UN überschätzt massiv, wie stark die Bevölkerung noch wächst. Etwa ab dem Jahr 2055, also schon in 30 Jahren, werde die Menschheit beginnen zu schrumpfen.
Unrealistische Erwartungen der UN...
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Eine Lösung hat noch kein Land gefunden
Aktuelle Bevölkerungszahlen und Geburtenraten setze die UN außerdem im Vergleich zu nationalen Statistikbehörden zu hoch an, sagt Fernández-Villaverde: „Ich glaube, dass die UN immer noch einen relativ optimistischen Blick auf die Geburtenzahlen hat.“ Der Ökonom schätzt, dass die globale Fertilitätsrate schon im vergangenen Jahr bei 2,17 lag, nicht bei 2,25. Schon heute würden also nicht mehr genug Kinder auf der Welt geboren, um die Bevölkerung langfristig konstant zu halten. Fernández-Villaverde rechnet mit einem Höhepunkt der Weltbevölkerung Mitte der Fünfzigerjahre. Es ist ein Zeitpunkt, den auch die UN für möglich erachtet, allerdings nur in einem Extremszenario.
Besonders dramatisch ist der Rückgang der Geburten nicht mehr nur in den reichen Ländern, die schon lange vor der Herausforderung des demographischen Wandels stehen, sondern in den Ländern mit mittleren Einkommen. In Thailand liegt die Fertilitätsrate nationalen Statistiken zufolge heute bei 0,98, in Kolumbien bei 1,06, in Bosnien bei 1,2, in Sri Lanka bei 1,37. Die alte Regel, dass die Geburtenraten umso niedriger sind, je reicher ein Land ist, und das demographische Problem erst bekommt, wer schon in Wohlstand lebt, gilt nicht mehr. Mexiko hat heute eine niedrigere Rate als sein viel reicheres Nachbarland im Norden, die USA.
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.