Zitat:exklusiv
Drogenhandel
"Wir werden den Krieg nie gewinnen"
Stand: 04.12.2024 17:00 Uhr
Der Hack des Kryptohandy-Anbieters EncroChat vor vier Jahren galt als großer Schlag gegen die organisierte Kriminalität - vor allem gegen den Drogenhandel. Doch es gibt Zweifel an der Nachhaltigkeit des Ermittlungserfolgs.
Von Mirco Seekamp, NDR
"Vielleicht wäre ich heute nicht so kriminell, wenn Encro nicht geplatzt wäre", spekuliert ein Drogendealer, während er in Berliner Wohnvierteln kleine Röhrchen mit Kokain ausliefert. "Dann wäre ja nicht alles aus den Fugen geraten", sagt er. In der Szene sei auf einmal ein Vakuum entstanden, sodass er mit seinen 18 Jahren "mit Knarre und Koks in der Tasche" auf der Straße unterwegs sein könne. Durch die EncroChat-Ermittlungen kam es in Deutschland zu mehr als 1700 Festnahmen. Mit Gewalt würden nun neue Akteure versuchen, sich ihren Platz zu sichern, weil die Strukturen neu geordnet werden mussten, vermutet der Dealer.
Das ist aber nicht nur die Vermutung eines Berliner Drogendealers, es gibt ähnliche Stimmen aus der Politik. "Natürlich löst das auch in diesen Strukturen zum Teil neue Verteilungskämpfe aus", sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) am Rande des Hafensicherheitsgipfels in der Hansestadt im Mai 2024. Der Hamburger Hafen ist das das deutsche Einfallstor des Kokains. Zoll und Polizei verzeichnen auch in diesem Jahr wieder Rekordfunde von mehreren Tonnen.
Trotz der großen Drogenfunde und der vielen Verurteilungen durch den EncroChat-Hack deutet nichts darauf hin, dass weniger Drogen ins Land kommen oder dass die organisierte Kriminalität geschwächt sei. Zahlen der European Union Drugs Agency zeigen zum Beispiel, dass der Preis pro Kilogramm Kokain günstiger wird, während die Reinheit zunimmt....
Zunächst noch Optimismus nach Schlag gegen EnchroChat
An Hintermänner kommen Ermittler nur schwer ran
Lücken werden schnell wieder geschlossen
https://www.tagesschau.de/investigativ/e...l-100.html
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