Trading-Stocks.de

Normale Version: Erkenntnisse & Lehren seit 23. März 2020
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8
(12.08.2020, 09:08)Thor3 schrieb: [ -> ]Mich würde mal wirklich interessieren: 

Welche Erkenntnisse, welche Lehren, welche neuen Ansätze (oder nix von alledem) Forenteilnehmer aus dieser Märzkrise für sich gezogen haben und warum und ob diese bereits in der Umsetzung sind?!

In einigen threads hier und da konnte man versprenkelt was lesen:

erhöhtes leverage
mehr tech FANMAG
mehr cash
weniger cash
mehr Gold
raus aus Aktien
rein in Aktien
ETFs statt Einzelaktien
mehr Länderstreuung
whatever

Ich finde ja, dass dieses "event" auf jeden Fall seinen eigenen Pfad verdient hat und weil man am besten nicht aufhören sollte zu lernen - eben in dieser Form.


Erkenntnisse - mein Analysesystem war richtig gut, hatte aber noch "Lücken". Sind mir schon beim Zollstreit Mitte 2019 aufgefallen.
Seitdem habe ich immer wieder daran gearbeitet diese Lücken zu schliessen.

Der Corona-Absturz hat mir da tatsächlich geholfen, weil Bewegungen und Bewegungskombinationen innerhalb von Minuten
abgelaufen sind, für die die Märkte sonst mehrere Stunden oder sogar Tage gebraucht haben. Da war es leichter verschiedene
Kombinationen von Werkzeugen und Timeframes auf Effektivität zu testen, Schlussfolgerungen zu ziehen und mein System noch
weiter zu verfeinern und Anpassungen vorzunehmen.

Durch den Corona-Absturz bin ich auch wieder beim ES gelandet und bis jetzt dabei geblieben. Der NQ war zeitweise einfach
unhandelbar.

Teste mein weiterentwickeltes Analysesystem auch in anderen Märkten. Zwischendurch immer wieder mal im CL. Gibt immer
wieder richtig gute vor allem greifbare Bewegungen. Aber auch wenig fruchtbare Phasen über viel zu viele Stunden, weil die
"Signale/Situationen" zu unscharf, zu wenig greifbar sind. Konnte ich vor meinem Feintuning so nicht sehen. Langfristig denke ich
macht es aber nur Sinn den CL auf einem extra Rechner/Monitor laufen zu lassen, nebenher den Blick drauf zu haben und nur
dann zuzuschlagen wenn eine Situation richtig gut greifbar ist.

Summasummarum - die Corona-Moves haben mir geholfen mein System zu verfeinern und ich trade jetzt wieder den ES.
Die Effizienz hat sich weiter gesteigert. Bessere Einstiege, weniger Fehltrades, Trades laufen teilweise länger.
Ansonsten hat sich nichts geändert. Jeder Tag fängt bei Null an. Am Ende des Tages bin ich flat.


Ansonsten...

Frage mich wodurch der Absturz schwerpunktmässig verursacht wurde und eine solch starke Dynamik entwickelt hat - durch
Verkäufe von Positionen oder durch Aufbau von Short-Positionen. Wonder

Frage mich auch ob man als Anleger/Investor wirklich Erkenntnisse/Lehren ziehen kann. Ohne die Regierungen/Notenbanken
würde die aktuelle Situation, die nächsten Monate und Jahre wahrscheinlich anders aussehen.
Der eine oder andere kann jetzt sagen das er richtig oder falsch reagiert hat. Aber würde er das ohne die Geldflut auch sagen?
Oder würde er das Gegenteil sagen? Und für die Zukunft? Wird das immer so weitergehen und beim nächsten mal auch wieder
so sein das die Regierungen/Notenbanken eingreifen? Und wenn nicht?
Dann sind manche aktuellen Erkenntnisse/Lehren/Schlussfolgerungen für die Tonne.


Achja auch nicht zu vergessen - es macht im realen Leben sehr oft keinen Sinn mit Menschen zu diskutieren die irgendeinem
Wahn verfallen sind. Kostet Zeit, Energie, verursacht Stress. Thema wechseln und hoffen das die ihre Schrauben im Oberstübchen
irgendwann wieder sortiert haben. Wir (Familie, Freunde) haben alle ein paar Kontakte verloren. Sendepause. Bei manchen schade.
Bei anderen muss man sagen das man sowieso keinen gemeinsamen Nenner hatte. Auch eine Art von Frühjahrsputz... Lol
Aber ein paar Beziehungen/Freundschaften haben sich auch weiterentwickelt, vertieft, gefestigt. Tup
Der Erkenntnisgewinn aus Corona für mich persönlich:

- Krisen gibt es immer wieder, egal was die Leute vorher erzählen.
- Die Menschheit ist total verblödet. Aber komplett.
- Politiker sind in Krisenzeiten mindestens 10mal so inkompetent wie zu normalen Zeiten.
- Ich genieße die Zeit ohne verblödete Leute um mich herum und kann mich auch ganz gut selber beschäftigen.

Die Angst um eine neue Pandemie wird die Börse noch mindestens 20 Jahre begleiten. Wenn mal wieder sowas durch die Medien geht (EHEC, Schweinerippe, o.ä.) wird uns das bestimmt ein paar mal gute Einstiegsgelegenheiten geben bis die Börse die Angst verliert.

Thor3

Nächstes Intermezzo:

Ich wäre sehr dafür, wenn es sich hier wirklich eher um Erkenntnisse & Lehren mit expliziten Bezug zum Investieren Smileys-geld-441256 oder wie von Klaus Birkholz und 719 dargelegt der Betonung des Savoir Vivre  Tup dreht.

Für die gesellschaftlichen, sozialen und pseudo-politischen Ebenen habe ich gerüchteweise Wonder  gehört, soll hier im Forum weiter unten ein relevanter Pfad sein  Biggrin.

Also klar, Covid-19 ist der Auslöser und das läßt sich wohl nicht komplett trennen und wie Vahana sagt: der nächste Virus o.ä. und wir sollten uns erinnern und auf TOP Kurse freuen. Da hat Vahana RECHT!

Pctap

Ich greif mal noch was von Klaus Birkholz raus (by the way: sehr angenehm zu lesen! Tup ):

"IT Infrastruktur und homeoffice"

Neulich lauschte ich einem US podcast, wo es auch um die Thematik Immobilien nach Covid-19 ging. In den USA mag sich wohl tatsächlich ein shift entwickeln, so dass Universitäten das Studium nun vehement weiter digitalisieren wollen. Sprich: typische Universitätsstädte dürften ihren Charakter verlieren. Warum DANN als Student noch teuer wohnen und leben in ... NY oder sonst einer Metropole, wenn per digital das Studieren in günstigen sonst wo genauso geht. Damit einhergehend ist wohl auch eine veränderte Infrastruktur in den Innenstädten zu erwarten - weniger Cafés, Restaurants und natürlich purzelnde Immobilienpreise - dies auch wegen vermehrtem homeoffice. 

Für Deutschland kann ich das solange nicht erkennen, wie ich in der Mitte Berlins immer noch zuverlässig in Funklöcher gerate - Deutschland das Funkloch Europas eben. ABER: verändert Covid-19 da was? Wird die IT Infrastruktur nun wirklich auf 2020 gebracht? Ich kenne mich da nicht so aus, aber beim Lauschen des podcasts dachte ich mir so: CISCO wäre doch mal einen genauen Blick wert: neben der TOP Bilanz, im Wachstumsmarkt unterwegs und dies wohl noch mehr? und einer ordentlichen Dividendenrendite mit ansehnlichen Steigerungen ... ?!

Also WENN solch ein shift auch mal in Deutschland anfängt, dann haben die Immobilieninvestoren, die steigende Preise gerne als Naturgesetz ansehen (so mein Eindruck im Kollegen- und Freundeskreis) keine Freude mehr?!
Business as usual!
Ja, schaut euch doch mal diese Abzocker an. Ab und zu fällt mal einer auf...der Rest verarscht uns...
Etwa so wie im Sport gedoped wird...jeder macht's...jeder weiss darum, es geht nur darum gerade nicht aufzufallen.
Mir ist an meinem eigenen Anlegeverhalten aufgefallen, wie schwierig 'market timing' in Wirklichkeit ist. Als träger DGI-Investor (sofern man sich so bezeichnen darf, wenn man sonst keine Ahnung hat) kaufe ich selten und verkaufe nie. Als die Märkte purzelten, war eigentlich 'meine Gelegenheit'. Eigentlich. Geld lag schon lange bereit, und in der Abwärtsphase kaufte ich nach. Aber - im Nachhinein betrachtet - viel zu wenig. Der Absturz kam so schnell, dass schon einen Tag später wieder 10, 20 oder mehr Prozent weniger zu bezahlen waren für das gleiche Paket. Genau am Umschlagpunkt habe ich natürlich nicht gekauft (wie wohl die wenigsten), da ich mit dem nächsten Paket warten wollte.
Und dann kam die Aufwärts-Phase. Die Phase, in der einem die eigene Psyche einen Streich spielt, und man doch nicht anders kann, obwohl man es schon ahnt, dass es ein Fehler wird. Die Kurse stiegen wieder, und 'deshalb' kaufte ich nicht weiter nach. Männchen auf der rechten Schulter sagt: "So gute Kurse wirst Du lange nicht mehr sehen." Männchen auf der linken Schulter sagt "Ach was, 'dead cat bounce', das geht noch mal richtig in den Keller. Warte mal, was in Amerika passiert." Aktuell hatte die eine Seite recht, aber das Thema ist (zumindest in meinen Augen) noch nicht durch.

Direktes Beispiel war Caterpillar. Wollte ich schon immer im Depot haben, aber eine Dividendenrendite von unter 3 % war mir zu wenig (Kurse im Oktober ca. 120€ - zu teuer, Nov-Dez über 130 - viel zu teuer). Dann Ende Februar fällt die 120, paar Tag später die 110, super. Noch 2 Tage später die 90, aha. Dann am 23. März die 85. Schockstarre. OK, jetzt aber. Oder rauscht jetzt alles ab? Ins Forum geschaut - allgemeine Verunsicherung, jeder meint was anderes. Meine Order schreiben wollen - Peng Kurs auf 90, 95, 100, paar Tage später schon wieder fast 120. Seit dem schaue ich hinterher.
Das Depot lebt sehr gut ohne CAT, geht auch so. Keine Frage. Aber man ärgert sich, weil man es doch 'selbst in der Hand hatte'.
Genau so ging es mit ein paar anderen Positionen (KMB, IBM, ...), die ich schon länger beobachte. Worüber man sich seltsamerweise kaum ärgert, sind die enormen 'Buchverluste' (da nie realisiert), und die darauf folgenden 'virtuellen Gewinne', da die aktuellen Depot-Positionen weder verkauft noch wieder eingekauft wurden (diese Voraussicht hätte ich sowieso nie gehabt). Dass die Dividenden weiterhin auf dem Giro eingingen und noch immer eingehen, war natürlich eine willkommene Bestätigung der eingeschlagenen Divi-Strategie. Bis auf BP, aber das reisst es nicht raus, und ich bleib auch da drin.

Sicher nicht repräsentativ für das Forum hier, aber das waren nun mal meine 'Erkenntnisse'.
Keine neuen Erkenntnisse, aber bekanntes Wissen eindrucksvoll bestätigt:
  • Mein Portfolio kennt zwei "states" , high vol und low vol. Beide states haben unterschiedliche Zielgewichtungen. Das hat super funktioniert. Selbst ohne meine side bets bin ich 15% im plus dieses Jahr. Und auch  deutlich im Plus zu dem Szenario mit nur der low vol Allokation.     
  • Diversifikation über risk factors funktioniert (in beiden Portfolio states)
  • Rebalancing führt zu antizyklischem Handeln und lohnt sich (gerade wieder Equity in Cash und Bonds umgesetzt)
  • Cash Reserven für opportunistische "side -bets sind bisher Gewinner ....sind aber zu klein.... hoch skalieren oder nur Glück gehabt?
  • operationelle Risiken sind ein echtes Problem. ETFs die pleite gehen oder einfach eingefroren werden., Broker die Pleite gehen....alles doch wahrscheinlichere  Szenarien als man es sich in normalen Marktphasen eingesteht. Ich habe Kollegen, die schon Broker Pleiten erlebt haben. Wenn ein AMrket Maker wir Ronin pleite gehen kann, kann ein großer Broker wie IB das auch => Diversifikation auch über Banken, Broker und ETFs (Equity US ist im Moment noch komplett in einem ETFs)
  • "Zauberansätze" wie DGI, Value und Trend/Growth sind keine Zauberei: Wetten auf diese "factors", die von großen quantitativen Hedge Funds/Asset Managern stark beeinflusst werden.
  • IMHO war das aber noch keine echte Krise     
  • Änderungen:
    1) ich will noch mehr Diversifikation => bisher liegt Cash bei zwei Banken und einem Broker. Ich werde noch eine dritte Bank suchen.
    2) ich will noch mehr Diversifikation => auch wenn es aufwändig ist und Kosten erzeugt, mein Portfolio ist groß genug, dass ich es bei einem anderen Broker als IB spiegeln werde.
    3) ich will noch mehr Diversifikation => Equity US (SP500 und NASDAQ) müssen auf 4 ETFs gestreut werden
    4) ich will noch mehr Diversifikation => auch wenn die im Back Test nicht viel gebracht hat. Ich werde mir noch ein paar REITs  ins Portfolio holen.
    5) ich muss meine side bets besser systematisieren, Ideen sind entweder ein DGI Portfoli aufzulegen, oder ein Portfolio mit Wetten auf Technologie Aktien. Auch hier möchte ich eher quantitative Ansätze entwickeln um meine "Markt-Meinung" zu systematisieren (Bayesian Networks oder sowas) 
    6) Der Wechsel in den "states"  und damit Umschichtung in den Allokationen  ist zwar quantitative getrieben, aber doch noch zu ad-hoc und nicht exakt regelbasiert. Das gehört geändert, da es ein wichtiger Bestandteil meiner Anlagestrategie ist.      
    7) ich will noch mehr Diversifikation => ich werde eventuell in Q4 doch nochmal auf Jagd nach vollständig automatisierbaren Intra Day Strategien gehen.  


Irgendwie ist mein Eindruck das ich auch einfach wieder viel Glück gehabt habe.
(12.08.2020, 09:08)Thor3 schrieb: [ -> ]Welche Erkenntnisse, welche Lehren, welche neuen Ansätze (oder nix von alledem) Forenteilnehmer aus dieser Märzkrise für sich gezogen haben und warum und ob diese bereits in der Umsetzung sind?!

Also neue Lehren eher nicht, aber einige Bestätigungen.

Erlebt habe ich heftige Kursstürze 1998 in Asien, 9/11, Lehmann und jetzt Corona.
Irgendwie war jeder anders und doch waren sie ähnlich.

Bestätigung 1: Wenn irgendwer etwas über die Zukunft behauptet - die Person lügt.
Keiner hat Corona vorausgesehen, niemand weiss was morgen passiert. Sämtliche
Prognosen sind Mumpitz.

Bestätigung 2: In der Ruhe liegt die Kraft. Stoisch an seinem Plan festhalten
(bei mir Dividenden kassieren bis an mein Lebensende und mit Steigerungen,
die die Inflationen ausgleichen).

Bestätigung 3: Wenn's knallt, nachkaufen, egal was ist. Ich habe von meinem
"Schmudepot" eine größere Summe locker gemacht und mit reinem Glück am
17.3. investiert. Der Nachkauf war geplant, das Datum war REINES GLÜCK.

Erfahrung 1: Ich habe mir immer vorgestellt "hey, Du hast einige Erfahrung, wenn
das runtergeht, dann rein in den Hedge und Du machst VIELE Prozent gut." Tatsache
war: Einmal hedge ich nicht 100% Prozent, da wird mir dann doch mulmig. Und
ja, hat ein bisschen was gebracht, aber nicht der Burner vor dem Herrn. Ich hätt's
auch bleiben lassen können...   

Erfahrung 2: FAANG boomt und mein Depot ist wie 1998-2000 stinklangweilig.

Bestätigung 4: Diversifikation entspannt total. Ja dann raucht Air New Zealand
eben 50% ab. Bei 2% vom Depot insgesamt 1% Buchverlust. Das ganze Depot
bewegt sich an vielen Tagen mehr als dieses blöde Prozent. Dafür haben andere
Werte völlig unerwartet zugelegt.

Bestätigung 5: Ich liebe Dividenden!

cloudatlas

als Daytrader war der Corona-Crash ein Traum für mich. Obwohl ich viel Geld habe liegen lassen, bin ich mit meiner Performance von 138% doch sehr zufrieden. Im nächsten Crash versuche ich aber auch 50% meines Geldes langfristig zu investieren, auch wenn es schwer fällt und gegen meine Natur ist.
(12.08.2020, 15:52)Tarkus schrieb: [ -> ]Meine Order schreiben wollen - Peng Kurs auf 90, 95, 100, paar Tage später schon wieder fast 120. Seit dem schaue ich hinterher.

Das ist ja kein Corona Problem, sondern das Pech hat man immer wieder.
Hau demnächst eine Limit Order rein, mit dem Preis den du bereit bist zu zahlen.
Entweder es wird nicht ausgelöst oder doch. In jedem Fall stressfrei.
Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8