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Normale Version: DCF und negative Zinsen
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Heute früh habe ich auf Bloomberg ein Interview mit Victor Shvets gesehen, sehr interessant. Vielleicht igbt es das irgendwo auf dem Netz, kA.

Jedenfall hat er darauf hingeweisen, dass die negativen Zinsen auch sehr grossen Einfluss auf die Börsenbewertungen von Unternehmen haben, und zwar über das Bewertungsmodell "Discounted Cash Flow" (DCF), in welches die Zinsen eingehen.
Gehen die runter, geht auch die Bewertung runter. Somit wissen die Modell quasi nicht mehr wie eine Firma bewerted werden kann, da Geld (free cash flow) ja immer weniger Wert hat.

Kann das jemand kommentieren - ich verstehe zu wenig davon.
Eventuell hilft dir der WACC beim verständnis.
https://de.wikipedia.org/wiki/Weighted_A...of_Capital

Oder ganz einfach ausgedrückt:

Wenn du Ein Unternehmen kaufen willst, machst du das üblicherweise nicht mit 100 % EK.
Du nutzt FK. Wenn es FK zu sehr günstigen Konditionen gibt und du den Zins über die Cashflows bedienen kannst und danach noch ordentlich Gewinn übrig bleibt, gewinnt das Unternehmen an Wert, da sonst alle Unternehmen von Investoren auf Kredit aufgekauft werden würde.

Das gleiche sehen wir seit Jahren bei Immobilien.
Nur wehe die Zinsen steigen mal an. Dann .... Pukey
Kenne das Interview nicht - der Punkt ist aber dass bei abnehmenden Zinsen der Diskontierungsfaktor kleiner wird und somit der Gegenwartswert (gegenwaertige Bewertung nach DCF Modell) steigt.
Dies setzt sich rein rechnerisch auch bei Negativzinsen fort - die Bewertung steigt weiter weil ja unter 0% aus dem Abzinsungsmodell ein Aufzinsungsmodell wird Irony 
Nur ist das Problem unserer Finanzmodelle das diese davon ausgehen (und das ganze Finanzsystem darauf beruht) dass Geld einen Zeitwert hat und 100EUR die du heute erhaeltst mehr Wert sind als 100EUR die du in 10 Jahren kriegst - du willst ja fuer Risiko, Konsumverzicht etc. entschaedigt werden....

Bei negativen Zinsen kippt das Ganze - z.B. pumpe ich mir von dir heute 160 EUR und weil wir ja Negativzinsen haben kriegst du in 10 Jahren 100 EUR zurueck - rechnerisch alles ok - aber real irgendwie nicht so der Bringer....

Selbiges gilt fuer Aktien und Einkommensinvestoren - du wuerdest fuer ein Aktie mehr zahlen als du in Zukunft durch den generierten CashFlow erhaeltst (Risiko etc kaeme noch dazu).

Also ist bei negativen Zinsen vieles obsolet was bis dato eigentlich eine Grundlage unseres Finanzsystems war - die Modelle machen irgendwie keinen Sinn mehr, Anlegen so gesehen auch nicht mehr - somit ein spannendes Experiments mit wohl ungewissem Ausgang Icon15
Man darf allerdings das Risiko nicht unterschlagen, das wird zum Diskontierungsfaktor drauf geschlagen. Wie das ermittelt wird? Da streiten sich die Geister, im DCF werden die Marktschwankungen verwendet.
Ich habe gerade nochmals nachgeschaut, die wesentlichen Passagen waren auf Bloomberg TV heute früh um 4:21 Uhr. Weiss nicht ob das im Netz verfügbar ist, ich habs auf Platte, aber wenn ich das hier einstelle verklagt mich wahrscheinlich Bloomberg.

Ja, "weighted cost of capital" wurde auch erwähnt, geht runter, schrittweise. "negative perpetuity" kommt dann, das ganze Modell bricht zusammen. Und je länger das Ganze läuft desto weniger ist der Effekt der verringerten Zinsen.
Ohne den Bericht auf Bloomberg gesehen zu haben, sollte erwähnt werden, dass Akien aktuell teuer sind.
Aber ein DCF Verfahren funktioniert auch mit negativen Zinsen. Es ist einfach das Verfahren, dass Aktienbewertung möglich macht.
Mann muss ja keine Negativzinsen reinrechnen sondern lässt einfach die Null drin.

Ich gehe davon aus, dass die Jungs in Fonds, Versicherungen, Beteiligungsunternehmen, Hedgefonds, Banken usw. auch wissen wie sie Ihr DCF füttern und wie nicht.
(09.10.2019, 13:22)Päda schrieb: [ -> ]Ohne den Bericht auf Bloomberg gesehen zu haben, sollte erwähnt werden, dass Akien aktuell teuer sind.
Aber ein DCF Verfahren funktioniert auch mit negativen Zinsen. Es ist einfach das Verfahren, dass Aktienbewertung möglich macht.
Mann muss ja keine Negativzinsen reinrechnen sondern lässt einfach die Null drin.

Ich gehe davon aus, dass die Jungs in Fonds, Versicherungen, Beteiligungsunternehmen, Hedgefonds, Banken usw. auch wissen wie sie Ihr DCF füttern und wie nicht.
Hi,
die DCF Modelle werden IMO nicht in dem Umfang verwendet, dass es nachhaltigen Einfluss auf den Aktienkurs haben.  

DCFs sind eigentlich interessant insbesondere für alles, was nicht an einer Börse gehandelt wird (Private Equity).   

Wenn ein DCF Modell beliebig weit vom aktuellen Kurs ist, ist wohl eher das DCF Modell falsch, als der Kurs. Da stecken so viel Annahmen drin.

Die Grundaussage bleibt aber: massenweise Pensions-Funds, Versicherungen, Rückversicherungen und die Family Offices/Wealth Management, die das Vermögen der Reichen anlegen, müssen das Geld IRGENDWO hinpacken.

Für einige der eben genannten Institutionen gibt es auch strickte Vorschriften in was sie investieren dürfen. Und wenn Festverzinslich nix mehr abwirft, muss es halt in Aktien. 

Und natürlich funktioniert ein DCF auch mit negativen Zinsen. 
Der Net Present Value der Cash Flows steigt dann halt relativ zur Alternativanlage. Bei negativen Zinsen hat man dann quasi einen "Opportunitätsgewinn"  statt wie sonst Opportunitätsverlust.

Der NPV eines hypothetischen Cash Flows bei Zins 10% vs -10%:
100/1.1 +  100/1.1**2 + 100/1.1**3 =  248.68519909842223
100/0.95 +  100/0.95**2 + 100/0.95**3 =  332.7015599941683

Bei negativen Zinsen ist der Wert des Cash Flows natürlich höher.
Ohne den Bericht auf Bloomberg gesehen zu haben, sollte erwähnt werden, dass Akien aktuell teuer sind.

Sagt wer? Teuer im Vergleich zu was?
(09.10.2019, 17:28)Lancelot schrieb: [ -> ]Hi,
die DCF Modelle werden IMO nicht in dem Umfang verwendet, dass es nachhaltigen Einfluss auf den Aktienkurs haben.  

DCFs sind eigentlich interessant insbesondere für alles, was nicht an einer Börse gehandelt wird (Private Equity).   

Wenn ein DCF Modell beliebig weit vom aktuellen Kurs ist, ist wohl eher das DCF Modell falsch, als der Kurs. Da stecken so viel Annahmen drin.

Naja, jeder Aktienanalyst den ich kenne nutzt das DCF-Modell.
Auch die meisten Portfoliomanager nutzten es.
Es hat schon einen Grund warum es beim CIIA und CFA vermittelt wird.

Auch wenn das in deinen Sub-Bereich nicht so relevant ist,
so trifft es denoch auf den Großteil der Finanzbranche zu und nicht nur im Private Equity.

Selbst Buffet und Munger nutzen das DCF-Modell, wie man in seinen alten Briefen nachlesen kann.
(09.10.2019, 17:49)Mr. Passiv schrieb: [ -> ]Ohne den Bericht auf Bloomberg gesehen zu haben, sollte erwähnt werden, dass Akien aktuell teuer sind.

Sagt wer? Teuer im Vergleich zu was?

Im Vergleich zu sich selbst.
Bitte nicht irgendwas reininterpretieren, dass es nicht weiter steigen könnte. Das habe ich nicht gesagt.
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