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Normale Version: MKW 1: Rentenabschlag
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Moin zusammen,

es wird mit dem "Rentenabschlag" gestartet. 
Dieses Wort verdient sich die Aufnahme in den MKW-Kreis aus meiner Sicht, da es ja eindeutig negativ klingt, mit Abschlägen in Rente zu gehen. 
Schauen wir zunächst auf die Fakten:

Wir nehmen 2 Zwillinge, die ein Leben lang alles genau identisch gemacht haben, als Musterpersonen. Heute heißen sie dann für uns A (Arbeiter) und R (Rentner).

Heute haben die beiden also Geburtstag, werden 63 und schauen auf ihren Rentenbescheid. Bisheriger Anspruch auf Regelaltersrente: 2.000.

A denkt sich: Na prima, sieht doch gut aus. Noch 4 Jahre und dann sieht es doch gut aus.
R denkt  sich: Keinen Tag länger als nötig. Ich geh mit Abschlägen heute in Rente. Es geht also 4 Jahre früher und zieht sich die dadurch entstehenden 14,4 % "Abschläge". 14,4 sind ja quasi 15, also 15 % runter macht 1.700 Euro Rente. 

4 Jahre später ist A dann auch soweit. Er hat in den 4 Jahren noch... sagen wir bei nem halbwegs guten Verdienst 50€ pro Jahr...also 200 € Ansprüche erworben. Rente R also 2.200.

Nu legen die beiden ihre "Abrechnung" neben einander. Differenz: 500 Euro. A triumphiert: Siehst Alter, 500 Knaller mehr als du! Faule sau... hab ich dir immer gesagt! 
R hält dagegen:
- habe 4 Jahre lang 1.700 € mtl erhalten 
- 1.700 mtl sind 20 K im Jahr, also 80K
- da hast 500 im Monat mehr, da brauchst für 80 K also 160 Monate. Das sind 13 Jahre und 4 Monate.
- Break Even also, wenn du 80 Jahre und 4 Monate alt bist
- Ich habe 4 Jahre in bester Gesundheit gelebt, fitter werden wir nicht mehr. Dafür hast du als 80-jähriger dann weiterhin 500 Euro im Monat mehr. Wozu brauchst die als 80jähriger? Um nen größeren Eigenanteil im Heim zahlen zu können? Glückwunsch.
- keiner wusste, ob wir diese 4 Jahre überhaupt überleben und keiner weiß, ob wir 80+4 werden.

Wenn ich mir die beiden anschaue, da weiß ich, wer das aus meiner Sicht deutlich bessere Geschäft gemacht hat.
Im praktischen Leben hängt es also davon ab, ob man sein Leben so gestalten konnte, dass man mit den 1.700 Leben kann und nicht mehr haben "muss" wegen Miete, 4 Scheidungen und 2 Ratenkrediten. 

Also hat sich "Rentenabschlag" den Titel MKW verdient, weil ein "Abschlag" was negatives impliziert und das überwiegende Positive nicht zur Geltung kommt.

Nu ersma Kaffee.

Kaietan

(30.09.2020, 06:01)Mr. Passiv schrieb: [ -> ]Nu legen die beiden ihre "Abrechnung" neben einander. Differenz: 500 Euro. A triumphiert: Siehst Alter, 500 Knaller mehr als du! Faule sau... hab ich dir immer gesagt! 
R hält dagegen:
- habe 4 Jahre lang 1.700 € mtl erhalten 
- 1.700 mtl sind 20 K im Jahr, also 80K
- da hast 500 im Monat mehr, da brauchst für 80 K also 160 Monate. Das sind 13 Jahre und 4 Monate.
- Break Even also, wenn du 80 Jahre und 4 Monate alt bist
Bei der Frage, ob man sich früher zur Ruhe setzen sollte, passt kein Blatt zwischen uns.

Bei deiner Rechnung musst du allerdings auch die Abzüge berücksichtigen. Keine Ahnung, was man als Rentner so für Steuern, Krankenkasse etc. abdrücken muss und wie viel dann zum Leben bleibt. U.U. ist der Differenzbetrag nur schwer aufholbar, aber es ist eben vielleicht auch genau so schwer, mit der reduzierten Rente über die Runden zu kommen. Du hast da ja nun Erfahrungswerte. Was geht ab vom Rentenbrutto? Und wie lange braucht B, um mit seinem Netto das Netto von A zu erreichen?

Zweiter zu bedenkender Punkt: Die Rentenentwicklung soll künftig an die Lohnentwicklung gekoppelt sein, also eine gewisse Dynamisierung erfahren. Ist das korrekt? Jährlich 2,5% mehr von 1.700€ ergibt in den ersten 4 Jahren ein Plus von immerhin über 4700€. Also dann schon 84.700 €, die B nach 4 Jahren aufholen muss (ungeachtet der oben erwähnten Abzüge). Allerdings dürfte B dann in 4 Jahren auch nicht bei 2200 € Monatsrente einsteigen, sondern bei über 2400€. Mit einer weiteren künftigen Dynamisierung von 2.5% für beide hätte er A dann nach etwas über 11 Jahren eingeholt (ungeachtet der oben erwähnten Abzüge).
Moin,

habe da keine Erfahrungswerte. Bin ja noch anne Schippe. Zwar nur noch auf Teilzeit, aber immerhin.

Habe bewusst bei der Modellrechnung auf sowas wie Teuerung, Inflation und co verzichtet. Das ist eh n stochern im Nebel und verklärt schnell den Blick fürs wesentliche. Da kommt man dann vom Hundertsten ins Tausendste.
Info für dich am Rande: A kann nicht in 4 Jahren seinen Rentenanspruch von 2 auf 2,4 K steigern. Heute hat n Rentenpunkt 34 Euro. Also kannst knapp 70 Euro im Jahr machen wenn du die BBMG erreicht hast. In den letzten 420 Jahren ist der Wert im Schnitt um nen Euro pro Jahr gestiegen.

Kaietan

(30.09.2020, 07:45)Mr. Passiv schrieb: [ -> ]Info für dich am Rande: A kann nicht in 4 Jahren seinen Rentenanspruch von 2 auf 2,4 K steigern. Heute hat n Rentenpunkt 34 Euro. Also kannst knapp 70 Euro im Jahr machen wenn du die BBMG erreicht hast. In den letzten 420 Jahren ist der Wert im Schnitt um nen Euro pro Jahr gestiegen.

Wenn der Wert pro Rentenpunkt aktuell bei 34€ steht und im Schnitt etwa 1 € pro Jahr steigt (sagen wir 2.5%), dann steigt damit auch die zu erwartende Rente von B um diese 2.5%. Dazu kommen dann noch die zusätzlichen Rentenpunkte, die er sich verdient. Nicht nur die Ansprüche von A steigen um diese 2.5%, sondern auch die von B. Und zwar auch dann, wenn er noch gar nicht in Rente ist.

Ich verstehe, dass du die Kernbotschaft durch solche Überlegungen nicht verwässern möchtest. Ich halte sie aber dennoch für wichtig. Wie im Beispiel gezeigt, schmilzt der Zeitpunkt bis zum Break Even bei einer jährlichen Rentensteigerung von nur 2.5% ja schon von 13 auf 11 Jahre. Finde ich nicht total irrelevant.

Für mich wird sich irgendwann die Frage stellen, ob ich die frühere Rente mit den dann gültigen Abzügen "nehme" oder noch 4 Jahre warte, um dann 100% der Rente zu beziehen. OK, meine Ansprüche werden nicht signifikant sein, aber da besteht schon der Ehrgeiz, das für mich zu optimieren. "Anne Schippe" werde ich aber nach aktueller Lebensplanung schon deutlich früher nicht mehr sein. Dafür danke ich schon jetzt meinen regelmässig ausschüttenden Depotpositionen Biggrin
Das meinte ich mit "verwässern". Schön gesagt :-)

Der Break even liegt bei 13 Jahren, solange die Rentensteigerung bei ungefähr der Inflation liegt.
Nominal betrachtet sind die 80K (die ja n Schnaps mehr sind, aber EGAL!) in einem Monat aufgeholt. Brauchst dazu bei 5% Rentensteigerung nur ca. 106 Jahre lang Rente beziehen ;-)

Wobei mir so was wien Berak even ziemlich wumpe ist. Tausche 4 Jahre Freizeit gegen 500 Euro mtl (Brutto) in 13 Jahren. Da bin ich doch dabei.

4 Jahre... unbezahlbar :-)
Die Frage ist ja auch: Was macht man mit dem "überschüssigen" Geld?

Wenn man es braucht, hat man eh keine Wahl und muss weiter ackern.
Aber wenn es in jedem Fall reicht... sollte man eher die "Jahre" und nicht die Euros im Fokus haben.

Ich kannte einige Leute die fast direkt nach dem Rentenantritt in die Kiste gesprungen sind. Sowas gönne ich keinem.
Einer sagte noch "Jetzt in der Rente habe ich wenigstens Zeit um mit meinen Schmerzen zu Arzt zu gehen". Diagnose war glaube ich Nierenkrebs (oder Knochen?) und er hatte sein einziges Jahr Rente nur mit Krankenhausaufenthalten und mit Schmerzen verbracht.

Wenn es reicht, ein paar Reserven einplanen und dann in den Sack hauen. Ich kenne niemanden der das je bereut hat!
(30.09.2020, 21:22)Vahana schrieb: [ -> ]Wenn man es braucht, hat man eh keine Wahl und muss weiter ackern.
Aber wenn es in jedem Fall reicht... sollte man eher die "Jahre" und nicht die Euros im Fokus haben.

Genau so isset :-)

Bin da halt oft (quasi immer) verwundert, wie wenige das Prinzip der Rente halbwegs verstanden haben.
Sobald die "Rentenabschlag" hören, gehendie mental auf die Bremse:
- Abschlag? Ich will mir nichts wegnehmen lassen
- da bin ich n Leben lang für malochen gegangen, da verplemer ich da jetzt nix davon...

Daher nenn ich es ja auch MKW.
Menschen werden bewusst in eine Ecke geleitet, obwohl es einigen von ihnen in einer anderen durchaus besser gehen könnte.
Wenn sie es denn wüssten.
Hab mal grad bei mir geschaut. Ich zahle als Freiberufler in ein Versorgungswerk ein, ist bei uns die Renrte.
Wir haben 0,45% Abschläge und ich dürfte allerdings schon ab 60 LJ in Rente gehen.
Das wäre ein sagenhafter Abschlag von 38%, müßte ich mal nachrechenen wieviel in € das bei mir wären.
Vielleicht wäre es besser für die Menschen, die Sichtweise umzudrehen.
Also nicht das "weniger" an Rente durch den "Abschlag", sondern das mehr an Freizeit.

Unsere Brüder sind ja heute 63 und haben noch ca. 18 Jahre zu leben.
Wer heute geht hat also 18 Jahre vor sich, der fleißige Bruder also 14, nachdem er sich die volle Rente "gesichert" hat.

Wir streichen also die Frage: Willst du mit 14,4 % lebenslangem Rentenabschlag gehen? und ersetzen diese durch: Möchtest du knapp 30% länger in Rente sein?

Nu geh mal einer inne Fußgängerzone und stelle diese beiden Fragen. Ich ahne, was da raus kommt.
Das werden auch die Wortschöpfer geahnt haben. Daher isset n MKW.

Moin ersma

Sportler

Viele stocken den Rentenabschlag vorab mit Barmittel auf damit sie mit 63 keine Abschläge hinnehmen müßen
Die Amortisierung erleben jedoch die Wenigsten noch mit.
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